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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 2): Weltliche Bauten — Frankfurt a. M., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.25632#0504
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150,000 Mark in Anrechnung gekommen ist. Bevor das Palais von der
Postverwaltung zu Verkehrszwecken geöffnet wurde, kam der abnehm-
bare Schmuck der Wände, soweit er nicht schon früher entfernt worden
war, ebenso das geschnitzte Hauptthor an die Fürstliche Hofverwaltung
in Regensburg. Zum Zwecke der besseren Ausgestaltung des Westflügels
des unterdessen begonnenen Postneubaues an der Zeil mussten der linke
Nebenflügel des Stalles und die ehemalige Reitbahn im Jahre 1894 nieder-
gelegt werden. Zwischen dem Stallgebäude und dem Hauptbaue des
Palais' wurde in der Höhe des ersten Obergeschosses eine eiserne, ge-
deckte Brücke hergestellt, um zwischen dem Postneubau und dem Palais
eine Verbindung zu schaffen. In letzterem sind jetzt die Briefträger-
abfertigung und eine Anzahl Dienststellen der Ober - Postdirektion,
namentlich sämmtliche Rechnungsstellen und die Geschäftsstellen für den
Telegraphen- und Fernsprechbau untergebracht.
Der ehemalige Palaisgarten, welcher jetzt aus einfachen Rasen-
flächen und alten Bäumen besteht, ist gegen den Posthof des Neubaues
durch ein schmiedeeisernes Gitter abgeschlossen. Als ein Erinnerungs-
zeichen aus alter Zeit ist in diesem Gitter ein der ehemaligen Grenz-
mauer ungehöriger Sandsteinbogen stehen geblieben. Er wurde durch-
brochen, und ein schmiedeeisernes Thor eingesetzt. Die südliche Garten-
mauer wurde bis zu halber Höhe abgebrochen.
Die Kaiserliche Ober-Postdirektion hat in neuester Zeit, Sommer
und Herbst 1898, eine gründliche Ausbesserung der Facade an der
Grossen Eschenheimer Gasse vornehmen lassen. Schadhafte Steine wurden
herausgezogen und durch neue, genau nach den alten Profilen gearbeitete
ersetzt; der Figurenschmuck des Hauptportals wurde sorgfältig nach-
gearbeitet, ebenso das südliche Einfahrtsthor und der ornamentale Schmuck
des Sturzbogens darüber. Schon vom Jahre 1895 an wurden andere
Gebäudetheile renoviert, so auch die Facaden des südlichen Nebenhofes.
Im Anfänge des Jahres 1898 entstand, veranlasst durch einen Vor-
trag, welchen Professor O. Donner-von Richter am 20. Dezember 1897 in
der Sitzung der Abtheilung für Bildkunst und Kunstwissenschaft im
Freien Deutschen Hochstifte hielt, eine Bewegung zu Gunsten der Er-
haltung des Tliurn und Taxisschen Palastes in seinem jetzigen Zustande,
da man befürchtete, dass in Folge etwaiger, durch die rasche Ausdehnung
des Postbetriebes bedingter baulicher Veränderungen die alte, künstlerische
Gesammterscheinung desselben wesentlich beeinträchtigt werden könnte.
Der Verein für Geschichte und Alterthumskunde, der Verein für das Histori-
sche Museum, die Künstler-Gesellschaft, der Architekten- und Ingenieur-
Verein, der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-Verein, unterstützt durch die Stadt-
verwaltung, reichten im April dem Reichs-Postamte ein Gesuch ein, die Post
möge auf eine bauliche Umgestaltung des Palastes verzichten. Der Magistrat

0 Weitere geringfügige Veränderungen finden sich in der Baubeschreibung'.
 
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