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Die glänzendste Versammlung aber, welche sich je im Bundes-Palais
eingebunden hatte, war der Fürstentag im August 1863, welcher über eine
Reformierung des Deutschen Bundes Berathungen hielt. Am 16. August
empfing Kaiser Franz Joseph von Oesterreich die fürstlichen Theilnelnner im
Palais zu einem Prunkmahle. Mit dem Schlüsse des Bundestages im
Jahre 1866 verschwand auch das geschäftige Treiben der Politik für
immer aus den nun stillen Räumen des Fürstenhauses.
Bauliche Veränderungen waren zu den Zwecken der politischen Be-
nutzung des Palastes nicht vorgenommen worden. Dm neue Diensträume
für die Thum und Taxissche Post zu gewinnen, wurde im Jahre 1855
durch den Architekten von Essen ein Theil der Mansarden des Stall-
gebäudes in ein Stockwerk mit vertikaler Frontwand umgebaut. *)
Im Jahre 1875 fand in den Erdgeschossräumen des Hauptbaues eine
„Historische Ausstellung kunstgewerblicher Erzeugnisse" unter dem Pro-
tektorate des Fürsten Karl Anton zu Hohenzollern statt. Seit jener Zeit
wurde der grösste Theil der inneren Ausstattung, die Möbel, Bilder,
Gobelins und Skulpturen hinweggenommen, um auf den anderen Besitzungen
des Thurn und Taxisschen Hauses Verwendung zu RndenD) Vom 4. bis
8. Juli 1879 wurde im Erdgeschosse die Pflanzenausstellung des Verbandes
Rheinischer Gartenbau-Vereine abgehalten. In der Mitte des Haupthofes
war ein prächtiger Springbrunnen, von einem Blumenbeete umgeben, auf-
gestellt, und auch der Garten wurde zu Ausstellungszwecken benutzt.
Im Jahre 1874 wurde dem Fräulein Sophie Steinle die Abhaltung
einer Sonntagsschule in drei Zimmern des oberen Stockwerkes im rechten
Flügelbau, gestattet; ebenso wurde 1877 die ehemalige Reitbahn dem
katholischen Stadtpfarrer Münzenberger für Schulzwecke überlassen. Räume
im Erdgeschosse der Flügelbauten und die Keller wurden an Geschäfte
als Lagerräume vermiethet. Seitdem wurden auch die kostbaren ge-
schnitzten Vertäfelungen der Wände entfernt; noch zu rechter Zeit hat
Professor F. Luthmer die schönsten derselben nebst einigen Interieurs
aufgenommen und 1890 veröffentlicht. Auch der Gartentempel wurde
damals abgebrochen und die einzelnen Werkstücke zum Wiederaufbau an
die Fürstliche Hofverwaltung nach Regensburg gesandt.
Im Jahre 18913) war es der Kaiserlichen Ober-Postdirektion nach
längeren Verhandlungen gelungen, von dem Fürsten von Thurn und
Taxis die Zusage der vorläußgen Ueberlassung durch Miethe und des
späteren Verkaufs seines Palaisgrundstückes zu erreichen. Von April 1892
bis 31. März 1895 war das letztere gemiethet; vom 1. April 1895 ab ist
es Reichseigenthum. Der Erwerbspreis beziffert sich auf D/x Millionen
Mark, worauf der für drei Miethsjahre gezahlte Miethsbetrag von
9 Akten der Bau-Deputation.
9 Lutinner, Yorwort.
9 Der folgende Absatz ist zum Theil wörtlich der von der Kaiserlichen Ober-
Postdirektion inr Jahre 1895 herausgegebenen Denkschrift entnommen.
Die glänzendste Versammlung aber, welche sich je im Bundes-Palais
eingebunden hatte, war der Fürstentag im August 1863, welcher über eine
Reformierung des Deutschen Bundes Berathungen hielt. Am 16. August
empfing Kaiser Franz Joseph von Oesterreich die fürstlichen Theilnelnner im
Palais zu einem Prunkmahle. Mit dem Schlüsse des Bundestages im
Jahre 1866 verschwand auch das geschäftige Treiben der Politik für
immer aus den nun stillen Räumen des Fürstenhauses.
Bauliche Veränderungen waren zu den Zwecken der politischen Be-
nutzung des Palastes nicht vorgenommen worden. Dm neue Diensträume
für die Thum und Taxissche Post zu gewinnen, wurde im Jahre 1855
durch den Architekten von Essen ein Theil der Mansarden des Stall-
gebäudes in ein Stockwerk mit vertikaler Frontwand umgebaut. *)
Im Jahre 1875 fand in den Erdgeschossräumen des Hauptbaues eine
„Historische Ausstellung kunstgewerblicher Erzeugnisse" unter dem Pro-
tektorate des Fürsten Karl Anton zu Hohenzollern statt. Seit jener Zeit
wurde der grösste Theil der inneren Ausstattung, die Möbel, Bilder,
Gobelins und Skulpturen hinweggenommen, um auf den anderen Besitzungen
des Thurn und Taxisschen Hauses Verwendung zu RndenD) Vom 4. bis
8. Juli 1879 wurde im Erdgeschosse die Pflanzenausstellung des Verbandes
Rheinischer Gartenbau-Vereine abgehalten. In der Mitte des Haupthofes
war ein prächtiger Springbrunnen, von einem Blumenbeete umgeben, auf-
gestellt, und auch der Garten wurde zu Ausstellungszwecken benutzt.
Im Jahre 1874 wurde dem Fräulein Sophie Steinle die Abhaltung
einer Sonntagsschule in drei Zimmern des oberen Stockwerkes im rechten
Flügelbau, gestattet; ebenso wurde 1877 die ehemalige Reitbahn dem
katholischen Stadtpfarrer Münzenberger für Schulzwecke überlassen. Räume
im Erdgeschosse der Flügelbauten und die Keller wurden an Geschäfte
als Lagerräume vermiethet. Seitdem wurden auch die kostbaren ge-
schnitzten Vertäfelungen der Wände entfernt; noch zu rechter Zeit hat
Professor F. Luthmer die schönsten derselben nebst einigen Interieurs
aufgenommen und 1890 veröffentlicht. Auch der Gartentempel wurde
damals abgebrochen und die einzelnen Werkstücke zum Wiederaufbau an
die Fürstliche Hofverwaltung nach Regensburg gesandt.
Im Jahre 18913) war es der Kaiserlichen Ober-Postdirektion nach
längeren Verhandlungen gelungen, von dem Fürsten von Thurn und
Taxis die Zusage der vorläußgen Ueberlassung durch Miethe und des
späteren Verkaufs seines Palaisgrundstückes zu erreichen. Von April 1892
bis 31. März 1895 war das letztere gemiethet; vom 1. April 1895 ab ist
es Reichseigenthum. Der Erwerbspreis beziffert sich auf D/x Millionen
Mark, worauf der für drei Miethsjahre gezahlte Miethsbetrag von
9 Akten der Bau-Deputation.
9 Lutinner, Yorwort.
9 Der folgende Absatz ist zum Theil wörtlich der von der Kaiserlichen Ober-
Postdirektion inr Jahre 1895 herausgegebenen Denkschrift entnommen.