er das ganz in der Nähe hegende Schweitzersehe Palais eingehend schildert
und sogar ein Modell davon anfertigen lässt.
Im XVIII. Jahrhundert hatte sich im Tlmrn und Taxisschon Palais
ein Stück Kulturgeschichte, bestrahlt von dem Glanze der letzten Herrlich-
keit des alten, deutschen Reiches, abgespielt; im XIX. Jahrhundert sollte
es der Schauplatz bedeutender politischer Ereignisse werden, welche mit
der Neuentwickelung unseres Vaterlandes und den Schicksalen unserer
Vaterstadt eng verknüpft sind.*)
Im Jahre 1806 kam Frankfurt, dem durch Errichtung des Rhein-
bundes seine Selbständigkeit genommen worden war, unter die Souveränität
des Fürsten Primas Karl von Dalberg, und dieser wählte, laut Uebereinkunft
mit dem Fürsten Thum und Taxis, das Palais zu seiner zeit weisen Residenz A)
Als die Stadt 1810 auch Hauptstadt des neugeschatfenen Grossherzogthums
Frankfurt wurde, nahm der Gouverneur Graf Tascher de la Pagerie eben-
falls im Palais AVohnung. Hausverwalter war damals noch der inzwischen
zum Hofkammerratli ernannte Denliardtner.
Die Schlacht bei Leipzig befreite auch Frankfurt wieder von dem
französischen Joche. Als die Alliierten am 2. November 1813 in die
Stadt einzogen, dankte Dalberg ab, und Kaiser Franz nahm nun in den
von ihm benutzten Räumen sein Quartier. Hier baten am 14. Dezember
die alten Bürgerkapitäne unter Feyerleins Wortführung mit glücklichem
Erfolge den Monarchen um Wiederherstellung der Freiheit Frankfurts A)
Durch die Wiener Kongressakte wurde Frankfurt im Jahre 1815
eine freie Stadt des Deutschen Bundes; im Jahre 1816 erwählte man es
zum Sitz des Bundestages. Im Thum und Taxisschen Palais, welches seit-
dem im Volksmunde den Namen „Bundes-Palais" führt, wurde die deutsche
Bundesversammlung am 5. November 1816 eröffnet und am 12. Juli 1848
geschlossen; abermals eröffnet am 12. Mai 1851 und darauf geschlossen
am 11. Juli 1866. Das Palais diente ferner dem Vorsitzenden der Ver-
sammlung, dem Kaiserlich Oesterreichischen Präsidialgesandten zur Woh-
nung.
In den bewegten Jahren 1848 und 1849 tagte das Reichsministerium
im Bundes-Palais.
An der zweiten Sitzungsperiode des Bundestages nahm Otto von
Bismarck als preussischer Gesandter von 1851 bis 1859 theil. Hier mag
vielleicht während der langen, die kleinliche Politik der Bundesstaaten
vor Augen führenden Verhandlungen der Grundgedanke zu seinem späteren
gewaltigen Lebenswerke in ihm entstanden sein.
*) Von der Verwaltung des Fürstlich Thum und Taxisschen Central-Archivs
konnten dem Verfasser nur die Akten Haussachen bis 1701 zur Verfügung gestellt
werden, so dass von hier an fast alle Angaben aus gedruckten Berichten entnommen sind.
2) Faulhaber S. 131.
2) Gwinner 8. 528.
und sogar ein Modell davon anfertigen lässt.
Im XVIII. Jahrhundert hatte sich im Tlmrn und Taxisschon Palais
ein Stück Kulturgeschichte, bestrahlt von dem Glanze der letzten Herrlich-
keit des alten, deutschen Reiches, abgespielt; im XIX. Jahrhundert sollte
es der Schauplatz bedeutender politischer Ereignisse werden, welche mit
der Neuentwickelung unseres Vaterlandes und den Schicksalen unserer
Vaterstadt eng verknüpft sind.*)
Im Jahre 1806 kam Frankfurt, dem durch Errichtung des Rhein-
bundes seine Selbständigkeit genommen worden war, unter die Souveränität
des Fürsten Primas Karl von Dalberg, und dieser wählte, laut Uebereinkunft
mit dem Fürsten Thum und Taxis, das Palais zu seiner zeit weisen Residenz A)
Als die Stadt 1810 auch Hauptstadt des neugeschatfenen Grossherzogthums
Frankfurt wurde, nahm der Gouverneur Graf Tascher de la Pagerie eben-
falls im Palais AVohnung. Hausverwalter war damals noch der inzwischen
zum Hofkammerratli ernannte Denliardtner.
Die Schlacht bei Leipzig befreite auch Frankfurt wieder von dem
französischen Joche. Als die Alliierten am 2. November 1813 in die
Stadt einzogen, dankte Dalberg ab, und Kaiser Franz nahm nun in den
von ihm benutzten Räumen sein Quartier. Hier baten am 14. Dezember
die alten Bürgerkapitäne unter Feyerleins Wortführung mit glücklichem
Erfolge den Monarchen um Wiederherstellung der Freiheit Frankfurts A)
Durch die Wiener Kongressakte wurde Frankfurt im Jahre 1815
eine freie Stadt des Deutschen Bundes; im Jahre 1816 erwählte man es
zum Sitz des Bundestages. Im Thum und Taxisschen Palais, welches seit-
dem im Volksmunde den Namen „Bundes-Palais" führt, wurde die deutsche
Bundesversammlung am 5. November 1816 eröffnet und am 12. Juli 1848
geschlossen; abermals eröffnet am 12. Mai 1851 und darauf geschlossen
am 11. Juli 1866. Das Palais diente ferner dem Vorsitzenden der Ver-
sammlung, dem Kaiserlich Oesterreichischen Präsidialgesandten zur Woh-
nung.
In den bewegten Jahren 1848 und 1849 tagte das Reichsministerium
im Bundes-Palais.
An der zweiten Sitzungsperiode des Bundestages nahm Otto von
Bismarck als preussischer Gesandter von 1851 bis 1859 theil. Hier mag
vielleicht während der langen, die kleinliche Politik der Bundesstaaten
vor Augen führenden Verhandlungen der Grundgedanke zu seinem späteren
gewaltigen Lebenswerke in ihm entstanden sein.
*) Von der Verwaltung des Fürstlich Thum und Taxisschen Central-Archivs
konnten dem Verfasser nur die Akten Haussachen bis 1701 zur Verfügung gestellt
werden, so dass von hier an fast alle Angaben aus gedruckten Berichten entnommen sind.
2) Faulhaber S. 131.
2) Gwinner 8. 528.