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Revision des Palais' unter anderem: „Die Beschaffenheit des Hauses und
der Mobilien ist im Ganzen so gut, als es sich von successivcm Veralten,
von denen Strappazzen bisheriger, von hiesigem, absonderlich Wirtschafft
als bürgerliche Nahrung treibenden Publico und von einem, aus einem
Musico dazu gemachten, mithin industriam specialem nicht ein gebracht
habenden Verwalter (Hirsch) erwarten lässt."
Am 25. Mai 1789 hatte sich Prinzessin Therese von Mecklenburg-
Strelitz mit Karl Alexander, dem Erbprinzen von Thum und Taxis,
vermählt.*) Da das junge Paar seinen Wohnsitz in Frankfurt zu nehmen
gedachte, entschloss man sich zu einer umfassenden Renovierung. Der
Stadtbaumeister Hess der Aeltere wurde deshalb zu einer eingehenden
Besichtigung des Baues aufgefordert, und am 16. August 1791 gab er
darüber ein Gutachten ab; die gesammten Reparaturkosten schätzte er
auf 3500 Gulden. Fünf Dächer, enthaltend 4900 Quadratschuh, waren
ganz „diehlfaul" geworden. Die meisten Fensterläden und Rahmen konnten
nicht geschlossen werden, da die Riegel verrostet waren. Noch schlimmer
stand es mit der Einrichtung des Hauptbaues. In dem „Gewölb vor dem
Badzimmer" standen zwölf ausgefütterte, mit Plüsch überzogene Sessel,
welche „von Motten ganz lebendig" waren. Die „Haute-lisse Tapeten"
und die im rechten Flügel befindlichen, dazu gehörigen meisterhaften
Gemälde waren auf unverantwortliche Art verdorben, da dieselben, zum
Theil durchschnitten, in den Ecken der Zimmer umgebogen und auf-
genagelt worden waren.
Die nothwendigen Ausbesserungsarbeiten wurden im September 1791
mit Frankfurter Meistern akkordiert, und es erhielten der Dachdecker
Johannes Becker 619 Gulden, der Weissbinder Franz Dary 300 Gulden,
der Maurer Friedrich August Jänichen 363 Gulden, der Schreiner Philipp
Jakob Honecker 419 Gulden und der Steinmetz Gottfried Mayer 273 Gulden.
Im Jahre 1791 siedelte die Fahrpost vom „Weissen Schwan", welcher
abgerissen wurde, nach dem Palais über und blieb daselbst bis 1806.
Die Ausgaben für das Palais beliefen sich nach einer Rechnungsnotiz
1796—1805 auf 16,769 Gulden, worin aber Betricbsgelder für den Post-
dienst einbegriffen scheinen.
Zum vierten Male innerhalb 47 Jahren empßng 1792 ein Fürst von
Thum und Taxis die zur Kaiserkrönung anwesenden Fürstlichkeiten im
Palais; auch Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, die spätere Königin
Luise, mag staunenden Blickes die prunkvollen Räume betreten haben,
in welchen ihre Schwester Therese als fürstliche Gebieterin sie will-
kommen hiess. Prinzessin Luise aber hatte bei Goethes Mutter, der
„Frau Rath", im Goethe-Hause Absteigequartier genommen. Befremdlich
erscheint es, dass Goethe in der Beschreibung seiner „Schweizer Reise"
vom Jahre 1797 das Tliurn und Taxissche Palais nicht erwähnt, während
*) Ygl. Adami, Luise, Königin von Preussen (Gütersloh 1888) 8. 21.
Revision des Palais' unter anderem: „Die Beschaffenheit des Hauses und
der Mobilien ist im Ganzen so gut, als es sich von successivcm Veralten,
von denen Strappazzen bisheriger, von hiesigem, absonderlich Wirtschafft
als bürgerliche Nahrung treibenden Publico und von einem, aus einem
Musico dazu gemachten, mithin industriam specialem nicht ein gebracht
habenden Verwalter (Hirsch) erwarten lässt."
Am 25. Mai 1789 hatte sich Prinzessin Therese von Mecklenburg-
Strelitz mit Karl Alexander, dem Erbprinzen von Thum und Taxis,
vermählt.*) Da das junge Paar seinen Wohnsitz in Frankfurt zu nehmen
gedachte, entschloss man sich zu einer umfassenden Renovierung. Der
Stadtbaumeister Hess der Aeltere wurde deshalb zu einer eingehenden
Besichtigung des Baues aufgefordert, und am 16. August 1791 gab er
darüber ein Gutachten ab; die gesammten Reparaturkosten schätzte er
auf 3500 Gulden. Fünf Dächer, enthaltend 4900 Quadratschuh, waren
ganz „diehlfaul" geworden. Die meisten Fensterläden und Rahmen konnten
nicht geschlossen werden, da die Riegel verrostet waren. Noch schlimmer
stand es mit der Einrichtung des Hauptbaues. In dem „Gewölb vor dem
Badzimmer" standen zwölf ausgefütterte, mit Plüsch überzogene Sessel,
welche „von Motten ganz lebendig" waren. Die „Haute-lisse Tapeten"
und die im rechten Flügel befindlichen, dazu gehörigen meisterhaften
Gemälde waren auf unverantwortliche Art verdorben, da dieselben, zum
Theil durchschnitten, in den Ecken der Zimmer umgebogen und auf-
genagelt worden waren.
Die nothwendigen Ausbesserungsarbeiten wurden im September 1791
mit Frankfurter Meistern akkordiert, und es erhielten der Dachdecker
Johannes Becker 619 Gulden, der Weissbinder Franz Dary 300 Gulden,
der Maurer Friedrich August Jänichen 363 Gulden, der Schreiner Philipp
Jakob Honecker 419 Gulden und der Steinmetz Gottfried Mayer 273 Gulden.
Im Jahre 1791 siedelte die Fahrpost vom „Weissen Schwan", welcher
abgerissen wurde, nach dem Palais über und blieb daselbst bis 1806.
Die Ausgaben für das Palais beliefen sich nach einer Rechnungsnotiz
1796—1805 auf 16,769 Gulden, worin aber Betricbsgelder für den Post-
dienst einbegriffen scheinen.
Zum vierten Male innerhalb 47 Jahren empßng 1792 ein Fürst von
Thum und Taxis die zur Kaiserkrönung anwesenden Fürstlichkeiten im
Palais; auch Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, die spätere Königin
Luise, mag staunenden Blickes die prunkvollen Räume betreten haben,
in welchen ihre Schwester Therese als fürstliche Gebieterin sie will-
kommen hiess. Prinzessin Luise aber hatte bei Goethes Mutter, der
„Frau Rath", im Goethe-Hause Absteigequartier genommen. Befremdlich
erscheint es, dass Goethe in der Beschreibung seiner „Schweizer Reise"
vom Jahre 1797 das Tliurn und Taxissche Palais nicht erwähnt, während
*) Ygl. Adami, Luise, Königin von Preussen (Gütersloh 1888) 8. 21.