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wurde nunmehr in einem grösseren Zwischenräume unmittelbar unter der
Bank des mittleren Fensters eingemauert.
Ueber die Stelle, wo die oben mitgetheilte Inschrift von 1571 am
älteren Baue gesessen hat, lässt sich aus dem Oelgemälde keinerlei Anhalt
gewinnen. Die zu beiden Seiten des Thürrundbogens erscheinenden recht-
eckigen Felder erweisen sich bei näherer Untersuchung ganz deutlich als
kleine Fenster mit Holzläden. Vielleicht war diese Inschrift im Inneren
über der Thüre oder sonst im Vorplatze angebracht. Auf der Vorder-
tiäche des Thürrundbogens sind heute Reste einer Inschrift sichtbar
) H T Ul * Z , die nicht entziffert werden konnten.
Falls dem Oelgemälde nach Basalt für die Konstruktionstheile ver-
wendet worden war, so dürften die Fensterumrahmungen nur die übliche
einfache, spätgothische Hohlkehle aufgewiesen haben, da das harte Material
eine weitere Gliederung nicht gut
vertrug. Dafür erhielten das
Wappen und die Inschrifttafel
(Fig. 188 und 189), die beide aus
Sandstein gemeisselt waren, rei-
chere Formen. Beider Ornamen-
tik ist aus einem Gusse und
typisch für die deutsche Renais-
sance. Spätgothische Rückstände
sind hier nicht mehr nachzuweisen
und andererseits fehlen auch die
reiner antikisierenden Elemente.
Die pflanzlichen Zuthaten sind
naiv naturalistisch empfunden,
ohne klassischen Schliff, das Roll-
werk und die Durchsteckungen
sind in Linie und Plastik ohne
grössere Komplikationen sehr massvoll arrangiert. Beide Stücke entbehren
der damals bei solchen Kartuschen öfters üblichen Ueberladung und sind
in der übersichtlich klaren und harmonischen Durchführung der ornamen-
talen Motive wahre Kabinettstücke, die aus jener Zeit in dieser Eigenart
und in grösserer Abmessung an den Alt-Frankfurter Baudenkmälern sonst
nicht mehr erhalten sind, wenn man den im Hofe des Grimmvogel ein-
gemauerten grösseren Wappenstein (vgl. S. 39)*) ausnimmt, sowie das
allerdings mehr verschnörkelte, 1587 datierte Inschrifttäfelchen an der nörd-
lichen Hoffront des Grossen Speichers (vgl. S. 93 oben) und einige Epitaphien.
Das Wappen der Oede trägt die Inschrift: „Achilles von Holzhausen. 1571".
*) In der übersichtlichen Gliederung, der Wahl der Motive, namentlich in der
charakteristischen Modellierung der Fruchtbündel haben beide Wappensteine eine nahe
V erwandtschaft.
Fig. 188 und 189. Holzhausensclie Oede;
Wappen und Inschrifttafei von 1571.
wurde nunmehr in einem grösseren Zwischenräume unmittelbar unter der
Bank des mittleren Fensters eingemauert.
Ueber die Stelle, wo die oben mitgetheilte Inschrift von 1571 am
älteren Baue gesessen hat, lässt sich aus dem Oelgemälde keinerlei Anhalt
gewinnen. Die zu beiden Seiten des Thürrundbogens erscheinenden recht-
eckigen Felder erweisen sich bei näherer Untersuchung ganz deutlich als
kleine Fenster mit Holzläden. Vielleicht war diese Inschrift im Inneren
über der Thüre oder sonst im Vorplatze angebracht. Auf der Vorder-
tiäche des Thürrundbogens sind heute Reste einer Inschrift sichtbar
) H T Ul * Z , die nicht entziffert werden konnten.
Falls dem Oelgemälde nach Basalt für die Konstruktionstheile ver-
wendet worden war, so dürften die Fensterumrahmungen nur die übliche
einfache, spätgothische Hohlkehle aufgewiesen haben, da das harte Material
eine weitere Gliederung nicht gut
vertrug. Dafür erhielten das
Wappen und die Inschrifttafel
(Fig. 188 und 189), die beide aus
Sandstein gemeisselt waren, rei-
chere Formen. Beider Ornamen-
tik ist aus einem Gusse und
typisch für die deutsche Renais-
sance. Spätgothische Rückstände
sind hier nicht mehr nachzuweisen
und andererseits fehlen auch die
reiner antikisierenden Elemente.
Die pflanzlichen Zuthaten sind
naiv naturalistisch empfunden,
ohne klassischen Schliff, das Roll-
werk und die Durchsteckungen
sind in Linie und Plastik ohne
grössere Komplikationen sehr massvoll arrangiert. Beide Stücke entbehren
der damals bei solchen Kartuschen öfters üblichen Ueberladung und sind
in der übersichtlich klaren und harmonischen Durchführung der ornamen-
talen Motive wahre Kabinettstücke, die aus jener Zeit in dieser Eigenart
und in grösserer Abmessung an den Alt-Frankfurter Baudenkmälern sonst
nicht mehr erhalten sind, wenn man den im Hofe des Grimmvogel ein-
gemauerten grösseren Wappenstein (vgl. S. 39)*) ausnimmt, sowie das
allerdings mehr verschnörkelte, 1587 datierte Inschrifttäfelchen an der nörd-
lichen Hoffront des Grossen Speichers (vgl. S. 93 oben) und einige Epitaphien.
Das Wappen der Oede trägt die Inschrift: „Achilles von Holzhausen. 1571".
*) In der übersichtlichen Gliederung, der Wahl der Motive, namentlich in der
charakteristischen Modellierung der Fruchtbündel haben beide Wappensteine eine nahe
V erwandtschaft.
Fig. 188 und 189. Holzhausensclie Oede;
Wappen und Inschrifttafei von 1571.