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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0394
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Adolf den von ihm eingezogenen Hof an Johann Adolf von Holzhansen;
er wurde aber nach dem Prager Frieden von 1635 dem Orden wieder
zurücbgegeben. Die sonstige Geschichte des Hofes dreht sich um die
endlosen Streitigkeiten des Rathes mit der Kommende über nachbarliche
Grenzirrungen und Vergehungen der Pächter gegen die wirthschaftlichen
Verordnungen der Stadt.
Die Fürstlich Primatische Verwaltung der Deutschordens-Güter
brachte den Sand-Hof 1810 zur Versteigerung in Erbbestand. Der rus-
sische General-Konsul Simon Moritz von Bethmann erhielt den Zuschlag
und übernahm am 7. Juli 1810 das Gut. 1812 erwarb Bethmann vom
Grossherzog Karl von Frankfurt auch einen Walddistrikt an der benach-
barten Mörfelder Landstrasse, den er als Park herrichtete und nach dem
Namen seiner Gattin Louisa nannte; die Gartengebäude wurden nach dem
Muster der im kaiserlichen Park von Zarskoje Selo befindlichen Bauten
hergestellt. Das Obereigenthum des Sand-Hofes blieb dem Fürsten Primas
und ging nach der Wiederherstellung des Ordens an diesen, 1842 an die
Stadt Frankfurt über. Diese liess es 1870 durch den Erbbeständer ablösen.
Im Jahre 1884 übernahm die Stadt von Baron Simon Moritz von Bethmann
den Sand-Hof, und zwar Grund und Boden im Austausche gegen anderes
Gelände, die Gebäude gegen eine Vergütung von 85 000 Mark. Der Umbau
zu einem städtischen Armenhaus liess den in der Mitte des XVIII. Jahr-
hunderts errichteten Vorderbau wesentlich in seinem alten Bestand; die
Eröffnung des Armenhauses erfolgte im Sommer 1887.
Von einer interessanten Episode in der Geschichte des Sand-Hofes
berichtet uns Goethe in seiner Schweizer Reise, wo er nach persönlicher
Erkundigung in Frankfurt über das Unwesen des Hazard-Spieles berichtet,
dem sich in der bewegten und leichtlebigen Zeit der Revolutions-Kriege viele
Kreise der Frankfurter Bevölkerung hingaben; er schreibt am 19. August
1797 aus Frankfurt: „Auf dem Sandhofe, auf deutschherrischem Grund und
Boden, hat man eine kostbare Anstalt einer neuen Wirthschaft errichtet,
die gestern mit 130 Couverts eröffnet worden. Die Möbeln sind aus der
herzoglich ZweibrückischenAuction, sowie die ganze Einrichtung überhaupt
sehr elegant seyn solL Dabei ist alles zuletzt aufs Spielen angesehen."
Am 22. Oktober 1814 gab Simon Moritz von Bethmann auf dem
Sand-Hofe den Frankfurter Handwerkern ein grosses Fest, dessen Zweck
die Gewinnung dieser Kreise für seine politischen Bestrebungen gewesen
ist. 1832 am Tage des Hambacher Festes fand als Frankfurter lokales
Gegenstück hier eine grosse Kundgebung des radikalen Vaterlands- und
Pressvereins statt. Die Bethmannschen Pächter betrieben auf dem Sand-
Hofe bis zum Uebergang an die Stadt eine vielbesuchte Wirthschaft.
Die älteste Abbildung des Sand-Hofes ist auf einem undatierten,
vermuthlich dem Ende des XVII. Jahrhunderts angehörenden Plane des
Stadtarchives erhalten (Fig. 231). Auf diesem Risse ist im Gegensätze
zu den anderen Frankfurter Wasserburgen keine Ringmauer sichtbar, was
 
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