3 870 '
(Fig. 254). Von dieser Verlängerung stand zuletzt nur noch die Erd-
geschosswand bis zu ihrem Abbruche im November 1918. Wenn man
von den Veränderungen, welche die Anfügung des neuen Flügels mit sich
brachte, absieht, so scheinen einige wenige Ueberreste auf den ältesten
Zustand hinzuweisen, nämlich rechts vom Thorbogen ein grösseres Fenster
mit steinernem Kreuze, mit einfacher Hohlhehle profiliert, das später zu
einem Wandschränke verändert wurde, weiter nach rechts ein schmales,
spitzbogiges Thürchen, das wahrscheinlich als sogenannte Wasserpforte
gedient haben wird. Die darüber liegende Thüre und neben dieser ein
grösseres und kleineres Fenster trugen ebenfalls altertümlichen Charakter;
das letztere hing wahrscheinlich mit einem unmittelbar in die Antauche
abgewässerten Aborte zusammen. Die dieser nach Norden gerichteten
Wasserfront entsprechende Südfront des Hauses muss allem Anscheine
nach im Erdgeschoss eine ähnliche Erscheinung geboten haben, wie aus
Reiffensteins Notizen hervorgeht. Auch diese Seite war in späterer Zeit
durch einen Anbau, das Haus Nr. 1, verdeckt worden und wurde beim
Abbruche dieses Hauses im September 1875 für kurze Zeit bis zur Er-
richtung eines Neubaues wieder sichtbar. Das abgebrochene Haus hatte
nur geringe Höhe und war auch ein kleines Stück von der alten gothischen
Front abgerückt gewesen. Beim Neubaue, der diesen schmalen Streifen
hinzunahm, wurde den Fenstern und Thüren jener Front das Licht und
der Zugang abgeschnitten, wodurch nothwendiger Weise für den westlich
am Thorgewölbe liegenden Raum neben dessen Thür, welche er unter
dem Thorgange hatte, zwei Fenster gebrochen werden mussten, eines
dicht über dem Thürsturze und ein anderes links daneben. Dasjenige
über der Thüre war in kleinerem Massstabe schon früher vorhanden, wie
das schöne Reiffensteinsche Aquarell vom Jahre 1856 beweist (Fig. 255).
Reiffensteins Notizen sind in Bezug auf die Baubeschreibung jener älteren
Südfront leider nicht ausreichend. Trotzdem lässt sich diese in Folge des
heutigen Abbruches, der sie wieder blosslegte, und zwar nicht wie im
Jahre 1875 von ihrer Aussenseite, sondern jetzt von innen her, zusammen
mit dem über dem Thorbogen in der Breite des Gässchens sichtbaren
Theile in ihrer ganzen Ausdehnung übersehen. Der Thorbogen ist mit
einer tief ausgeschnittenen Kehle profiliert, die an den abgeschrägten Ecken
der Thorpfeiler in Kämpferhöhe anschneidet und deren unteres um-
säumendes Plättchen sich im Bogenscheitel überkreuzt (Fig. 255). Darüber
liegt im ersten Obergeschoss in derselben Achse ein grosses, gekuppeltes
Fenster, ebenso breit wie das Thor, seltsamer Weise nach aussen mit
einem Segmentbogen überdeckt und ebenda nur mit einer einfachen Nuth,
innen dagegen mit einer Hohlkehle profiliert. Es darf vermuthet werden,
dass dieses Fenster in späterer Zeit eine Veränderung erlitten hat, wozu
auch die Beobachtung berechtigt, dass die Brüstung aussen hinter der
Mauerflucht zurücksteht. Diese Abarbeitung der ursprünglichen Mauer-
fläche, die auch die Hohlkehlenprofilierung zu einer Nuth abflachte, ist
(Fig. 254). Von dieser Verlängerung stand zuletzt nur noch die Erd-
geschosswand bis zu ihrem Abbruche im November 1918. Wenn man
von den Veränderungen, welche die Anfügung des neuen Flügels mit sich
brachte, absieht, so scheinen einige wenige Ueberreste auf den ältesten
Zustand hinzuweisen, nämlich rechts vom Thorbogen ein grösseres Fenster
mit steinernem Kreuze, mit einfacher Hohlhehle profiliert, das später zu
einem Wandschränke verändert wurde, weiter nach rechts ein schmales,
spitzbogiges Thürchen, das wahrscheinlich als sogenannte Wasserpforte
gedient haben wird. Die darüber liegende Thüre und neben dieser ein
grösseres und kleineres Fenster trugen ebenfalls altertümlichen Charakter;
das letztere hing wahrscheinlich mit einem unmittelbar in die Antauche
abgewässerten Aborte zusammen. Die dieser nach Norden gerichteten
Wasserfront entsprechende Südfront des Hauses muss allem Anscheine
nach im Erdgeschoss eine ähnliche Erscheinung geboten haben, wie aus
Reiffensteins Notizen hervorgeht. Auch diese Seite war in späterer Zeit
durch einen Anbau, das Haus Nr. 1, verdeckt worden und wurde beim
Abbruche dieses Hauses im September 1875 für kurze Zeit bis zur Er-
richtung eines Neubaues wieder sichtbar. Das abgebrochene Haus hatte
nur geringe Höhe und war auch ein kleines Stück von der alten gothischen
Front abgerückt gewesen. Beim Neubaue, der diesen schmalen Streifen
hinzunahm, wurde den Fenstern und Thüren jener Front das Licht und
der Zugang abgeschnitten, wodurch nothwendiger Weise für den westlich
am Thorgewölbe liegenden Raum neben dessen Thür, welche er unter
dem Thorgange hatte, zwei Fenster gebrochen werden mussten, eines
dicht über dem Thürsturze und ein anderes links daneben. Dasjenige
über der Thüre war in kleinerem Massstabe schon früher vorhanden, wie
das schöne Reiffensteinsche Aquarell vom Jahre 1856 beweist (Fig. 255).
Reiffensteins Notizen sind in Bezug auf die Baubeschreibung jener älteren
Südfront leider nicht ausreichend. Trotzdem lässt sich diese in Folge des
heutigen Abbruches, der sie wieder blosslegte, und zwar nicht wie im
Jahre 1875 von ihrer Aussenseite, sondern jetzt von innen her, zusammen
mit dem über dem Thorbogen in der Breite des Gässchens sichtbaren
Theile in ihrer ganzen Ausdehnung übersehen. Der Thorbogen ist mit
einer tief ausgeschnittenen Kehle profiliert, die an den abgeschrägten Ecken
der Thorpfeiler in Kämpferhöhe anschneidet und deren unteres um-
säumendes Plättchen sich im Bogenscheitel überkreuzt (Fig. 255). Darüber
liegt im ersten Obergeschoss in derselben Achse ein grosses, gekuppeltes
Fenster, ebenso breit wie das Thor, seltsamer Weise nach aussen mit
einem Segmentbogen überdeckt und ebenda nur mit einer einfachen Nuth,
innen dagegen mit einer Hohlkehle profiliert. Es darf vermuthet werden,
dass dieses Fenster in späterer Zeit eine Veränderung erlitten hat, wozu
auch die Beobachtung berechtigt, dass die Brüstung aussen hinter der
Mauerflucht zurücksteht. Diese Abarbeitung der ursprünglichen Mauer-
fläche, die auch die Hohlkehlenprofilierung zu einer Nuth abflachte, ist