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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0473
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Im XIV. und XV. Jahrhundert befand sich der Hof nach einander im
Besitze der Patrizier-Familien von Glauburg, Weiss von Limpurg, Becher;
1492 und 1582 erscheinen wieder Angehörige der Familie Glauburg als
Besitzer. Im XVII. Jahrhundert war er erst Eigenthum der Baur von
Eysseneck und dann der Bender von Bienenthal. Nach RerSenstein wurde
1701 „wahrscheinlich ein Theil der älteren Holgebäude niedergerissen, um
durch neue ersetzt zu werden, wie die Jahreszahl 1701 anzudeuten scheint,
welche an den Giebeln des Thorhauses durch die eisernen Anker so gebildet
war; vor allem gehören in diese Zeit die sämmtlichen Bauten hinten im
Hofe." 1756 liess der Oberst Bender von Bienenthal im Jung-Hof einen
geräumigen Konzertsaal einrichten. 1759 hielten die französischen Komö-
dianten hier ihren Einzug; im Saale des Jung-Hof hat der junge Goethe
zuerst das Theater kennen gelernt. Nach der Eröffnung des städtischen
Komödienhauses 1782 wurde der Saal als Magazin benutzt. In den 40er
Jahren des XIX. Jahrhunderts befand sich im Garten hinter dem alten
Theater der erste Turnplatz in Frankfurt, auf dem A. Ravenstein seine
Turngenossen einübte. 1860—1861 wurden die Gebäude des Jung-Hof
niedergelegt; an ihrer Stelle stehen heute die Häuser der Junghof-Strasse
und der Saalbau.
Der Jung-Hof (Bit. E Nr. 44) besass infolge seiner beträchtlichen
Ausdehnung und Weiträumigkeit (Fig. 300) und seiner freien Lage gegen
den Zwinger hin, die mit den grossen Gartenanlagen einen Gegensatz
bildeten zu den von Gassen eng umschlossenen Holen der inneren Stadt,
einen mehr vorstädtischen, idyllischen Charakter. Seinen Gebäuden fehlten
die massiven Waarengewölbe und Verkaufsläden, die für die Höfe in der
Stadt unumgänglich waren. Statt der schweren Spitzbogenreihen jener
Messlager zeigte er freundliche Fensterreihen. Heberall waren lauschige
Ecken und wechselten die höheren Wohngebäude mit niedrigeren Schuppen
und Stallungen ab, fast wie bei einem grossen Gutshofe. Dicht dabei
lagen zwei andere bekannte Höfe, nördlich der Rothe Hof (Lit. E Nr. 67)
und südlich der Stoss-Hof (Lit. E Nr. 43). Diese und der Jung-Hof
mündeten nicht in schmale, lange Gassen wie die Höfe im Herzen der
Stadt; vor seinem Eingänge gegenüber dem Rossmarkte, nördlich der
Gallus-Gasse, dehnte sich ein Platz aus, von dem man auch unmittelbar
in die beiden anderen genannten Höfe gelangen konnte. Auf Merians
Plan (Fig. 301) ist der mit einer niedrigen Zinnenmauer bekrönte Thor-
bogen des Rothen Hofes gut sichtbar, ebenso die nördliche Gebäude-
flucht des Jung-Hofes, in deren westlichem Theile ein niedriger Flügel
mit hölzernen Galerien und entsprechenden Stützenstellungen im Erd-
geschoss bemerkenswerth ist. Oestlich neben diesem erhebt sich ein höherer,
massiver Bau mit Treppengiebeln, der allem Anschein nach dem frühen
XV. Jahrhundert angehört. Der Ziehbrunnen inmitten des Hofes ist eben-
falls dargestellt, ferner ein stattlicher, von Norden nach Süden gerichteter
Querbau im Hintergründe. Leider versagt für den Nachweis des ältesten
 
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