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VIII

Während in den ersten Jahren »nur« Bauabschnitte mit
jährlich ca. 120.000,- DM durchgeführt wurden, drängte
die Stadt wegen des beschleunigt fortschreitenden Ver-
falls erfolgreich auf die Erhöhung des Etats auf jährlich
160.000- DM. Neben dem Bund, dem Freistaat (heute
auch der Bayer. Landesstiftung) und der Stadt Weißen-
burg, die alle grundsätzlich jeweils ein Drittel der Ge-
samtsumme zu tragen haben, waren in kleinem Umfange
- auch diese Beiträge sind heute noch wertvoll - der
Bezirk Mittelfranken und der neugeschaffene Landkreis
Weißenburg-Gunzenhausen (beide ab 1973) beteiligt.

Das zweite große Sanierungsprogramm wurde für die
Jahre ab 1984 bis 1989 mit einem ursprünglichen Ge-
samtaufwand von 1,28 Mio. DM vereinbart. Eine 1987
angekündigte Mittelkürzung des Bundes konnte durch
Mithilfe vieler Stellen, insbesondere wieder unter Beteili-
gung des damaligen Bundestagsvizepräsidenten Richard
Stücklen und des heutigen Bundesministers Carl-Dieter
Spranger, verhindert werden. Statt der Mittelkürzung
wurde sogar eine Anhebung der jährlichen Gesamtvo-
lumina ab 1988 auf 240.000- DM und ab 1989 auf
300.000 - DM erreicht.

Seit dieser Zeit führte die Stadt Weißenburg einen
zähen bürokratischen und publizistischen Kampf, viel-
fältig unterstützt insbesondere von mittelfränkischen und
bayerischen Denkmalpflegern, um eine weitere Verbesse-
rung der Finanzierung. Dieses Bemühen ergab schließlich
ab 1990 eine Anhebung der jährlichen Investitionssum-
me, damit freilich auch eine Anhebung des Drittelbedarfs
für die Stadt Weißenburg, auf insgesamt 600.000 - DM.
Daß diese Beiträge auch nach der deutschen Wiederver-
einigung, momentan scheint der Betrag für 1996 jeden-
falls gesichert, gehalten werden konnten, ist ein Verdienst
vieler Stellen, sowohl aus dem Bereich der Politik wie der
Wissenschaft und der Verwaltungen. Allen Beteiligten
darf hier insoweit-zugegeben pauschal-gedankt wer-
den. Betont werden muß aber in diesem Zusammenhang
nochmals die stets positive Unterstützung der Stadt durch
das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

Daß in den letzten Monaten zudem die Renovierung
der kleinen Schloßkapelle im südlichen (staatlichen)
Schloßflügel der Wülzburg angestoßen werden konnte,
stimmt mich, da mir dies symbolhaft erscheint, auch für
das Schicksal der Gesamtfestung hoffnungsfroher. Ande-
rerseits ist die gewaltige Aufgabe schon oft zu Recht mit
einer echten Sisyphusarbeit verglichen worden. Festun-
gen zu retten, deren dem Krieg gewidmete Bereiche im
Sinne der Charta von Venedig heute keinen Nutzungs-
zweck mehr haben, wird immer schwerer und immer

schwerer zu vermitteln. Museale Nutzungen, wie sie von
mir selbst, aber auch von anderen oder auch vom Verfas-
ser dieses Buches in die Diskussion eingeführt wurden,
sind angesichts der allgemeinen Lage der öffentlichen
Haushalte und des enormen Finanzbedarfs für unser Ob-
jekt angesichts der Lasten unserer Stadt auf Sicht kaum
verwirklichbar.

Trotz alledem und trotz der zu konstatierenden Wider-
sprüche zwischen Theorie und Praxis der heutigen Denk-
malpflege, die gerade in der Kommunalpolitik so stark
spürbar sind, ist es nach meiner Meinung unbedingt
zutreffend, daß der Denkmalschutz, die Bewahrung des
Vergangenen, die Gegenwärtigmachung des Vergange-
nen, notwendiges Element menschlicher Kultur und
damit notwendiger Bestandteil kommunalpolitischer Be-
mühungen sein muß. Aus diesem Grund braucht auch die
Festung Wülzburg eine langfristig abgesicherte Chance.
Diese Perspektive kann sie aber nur haben, wenn die Ein-
stufung als »national bedeutendes Baudenkmal« lang-
fristig Grundlage einer möglichst weitgehenden Be-
teiligung von Bund und Freistaat Bayern (und in kleine-
rem Maßstabe anderer Ebenen) ist und wenn es gelingt,
die bisher kaum zugänglichen Festungsbereiche der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen und vielleicht auch
zusätzliche Nutzungskonzepte umzusetzen.

Ich darf allen danken, die, gleich in welcher Eigenschaft
und an welcher Stelle, die Herausgabe dieses Buches
ermöglicht haben. Insoweit schließe ich mich vollinhalt-
lich den Dankesworten des Verfassers im Einleitungs-
kapitel an. Es wäre schade gewesen, wenn das vom
Bezirk Mittelfranken dankenswerterweise finanzierte
Gutachten mit seinen Ergebnissen nicht für die Öffent-
lichkeit aufbereitet worden wäre.

Mein ganz besonderer Dank gilt dem Verfasser, Herrn
Dr. Dr. Thomas Biller, dessen jahrelange Grundlagen-
forschung dieses Buch weit über vergleichbare Werke
hinaushebt. Anerkennend darf ich die gelungene Aus-
stattung durch den Verlag und die wesentliche finanzielle
Unterstützung durch Sponsoren hervorheben.

Dieses Buch bietet nicht nur intellektuelle Freude und
Erkenntnis; mit seiner Popularisierung der Bedeutung
dieser weit über die Grenzen unserer Heimat hinaus
wichtigen Festung ist es hoffentlich ein weiterer »Stein«
zu einer dauerhaften Erhaltung der Festung Wülzburg.

Weißenburg, im Januar 1996

Reinhard Schwirzer
Oberbürgermeister
 
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