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259

Anhang I:

Quellen und Regesten zur Baugeschichte der Wülzburg, 1588-1724

1588 Juni 25-1589 September 1

Kirchenbücher Oberhochstatt (im Pfarramt Oberhochstatt)

Zur Zeit der Erbauung der Festung war die Wülzburg nach dem
drei Kilometer östlich liegenden Dorf Oberhochstatt eingepfarrt.
Der Band I des dortigen Kirchenbuches erfaßt die Jahre 1580-
1600 - wobei ein Teil des Jahres 1590 leider fehlt - und enthüll
für die Jahre 1588/89 eine Reihe von teils aussagekräftigen Ein-
trägen, die mit dem Baugeschehen auf der Festung in Beziehung
stehen; es folgen die entsprechenden Auszüge, in denen sich
mehrere Mitteilungen von besonderem Wert befinden.

Dazu zählt die Aussage über den Beginn der Arbeiten vor
Ort (25. Juni 1588), der sogar einen Tag vor dem in anderer
Quelle festgehaltenen »ersten Abriß« der Festung liegt (StAN,
Ansb., OA-Akten, 2051); entweder begannen an diesem Tag nur
vorbereitende Rodungen, oder der Planungsbeginn lag doch
schon deutlich früher und die Bezeichnung als »erster« Entwurf
ist einfach ungenau.

Daß Blasius Berwart (d.Ä.) schon 1588 der zuständige Bau-
meister war, geht aus einer hier vermerkten Zeitgenschaft her-
vor. Von besonderer Bedeutung ist sein genaues Todesdatum,
das nur hier dokumentiert ist (vgl. BULLEMER): er starb als
»Baumeister des ganzen Fürstentums und der Wülzburg« am
23. Juni 1589 und wurde in der Kirche von Oberhochstatt
begraben.

Im Juli 1589 stand die Klosterkirche noch, denn in ihr ver-
stirbt ein Arbeiter. Es werden neben der Bude des Baumeisters
auch leichte Unterkünfte für die Arbeiter (»schanz Hütten«)
erwähnt, aber auch ein Bauarbeiter, der offenbar im nahen
Dorf Kehl einquartiert war und dort starb; mindestens manche
Bauarbeiter hatten ihre Ehefrauen dabei. Ein Kalkofen stand in
einer »Schanze«, womit vermutlich eine provisorische Befesti-
gung zum Schutz der Baustelle gemeint ist.

Ein Wächter auf Rundengang stürzt mitsamt seinem »Spieß«
(Hellebarde) von der Mauer in den Graben. Nur drei Monate
nach Baubeginn wird man Mauer und Graben eher noch der
Klosterbefestigung zuweisen, nicht der neuen Festung; »baw«
meint hier kaum mehr als »Baustelle«. Im Pfarrbuch Wettels-
heim - 9 km südwestlich Weißenburg - wird dieser Eintrag übri-
gens bestätigt: er sei »vom baw In graben gefohllen«.

Transkription von D. Burger.

(Taufeinträge 1588:)

Volgen die Kinder so ich den Bawleytt unnd Arbeyttern uff
wiltzburg getaufft weil man daran gebautt hat Anno M.D.
LXXXVIII

NB

Den 25 Junij Anno 1588 hatt man zu wiltzburg angefangen
zu graben, der arbeytten von unser f ... die Risse(n?) an dem
ich......weil nach (?) ...

I

19. Septembris. Erstlich einem schantzgräber Georg Dipolt
V Halfel (?) Ein Knablein getaufft Nomine Leonhart. Testis
oder Tauffdote erat Leonhart Wirner Wachmeister zu Wiltz-
burg. Hat es der pfarrherr von Salach in meinem abwesen
getaufft

In einem späteren Eintrag wird angegeben: »Testis erat Bla-
sius Berwart Bawmeister zu(?) Wiltzburg«.

(Sterbeeinträge 1588-1589: S. 206-208)

ANNO DOMINI 1588

81

17 Septembris. Ein Knäblein bey 2 Jarn zu Wiltzburg in
einer schanz Hütten verbrunnen den 17. Septembris

82

Wiltzburg. 1 Octobris. Jacob Sleinlein Von Wettlsheim so am
tag michaely (d.i. 29.9.) zu Wiltzburg alß man in der Wach uff
dem graben der Mauer herumb in der Kriegß orttnung
ge(gan)gen ist inn mitt ein Raiß Spieß in den graben von der
Mauer gefalen und Nacher am dritten tag als den ersten octo-
bris in Christo entschlafen

83

Wilzburg. 23 octobris. Starb Thomas finckh vom Birg ein
tagwerker der schantzgräber uff wiltzburg beij 60 Jahre alt

84

ANNODOMINI 1589

Habacuc Schäffer Von Degersheim ein Man bey 50 Jar Ist in
einer schantz bei dem Kalckofen uff Wiltzburg erschlagen
worden den 11 Januarij gestorben und begraben.

85

Ein armer Man uf wiltzburg bey dem Kalckofen gestorben
hatt niemalen gewüst wo er her ist hatt ... (mehrere Worte
unklar) ... 1 Martij Anno 1589

86

Abermals ein armer Man der schantzgräber zu Keel bey
Cuntz Lauerman gestorben den II Aprilis.

88

8. May. Georg Rummel von Rhauer(?) bej Stuckgartt gele-
gen seines gewerbs ein haffner ein schantz graber uff wiltz-
burg bej ... gestorben

91

31 Junij. Uf heut dato den letzten tag Junij Starb philip Hetzl
von Z..ijperch(?) ein Steinmetz(e?) uf wiltzburg. 31 Junij

92

2. Julij. Wolff Math, von ... ein schantzgreber in der Kirchen
zu wiltzburg verstorben den 2 Julij

93

Hans (Lücke) vom hof ein Steinmetz und ... verschieden ufe
Baumeisters paden (Bude. Baubude ?) uf dem 2 Julij in der
nacht.

94

15 Julij. Magthalena Leonharts Wirners gewesten Wachmei-
sters und Wirts zu wiltzburg Eheligs hauß frau gestorben zu ...
in der Kirchen begraben worden. Neben dem Braut Stoh do
man in den Khor sch(aut?)

95

23 Julij. Blasius Berwart E D. marckgraffen Georgen Frie-
drichen zu Brandenburg Baumeister des gantzen Fürsten-
thumbs und Wiltzburg gestorben. Ligt in der Kirchen neben
den Madel der wirttin begraben uf der linken seiten(?) do
man in Khor geht.

96

28 August. Anna Ludwig (?) Metzls eines schantzgrabers
haus frau gestorben
97

30 August. Melchior heijslein ein führknecht uf wiltzburg zu
Keel bej Gerg heijslein ... gestorben

98

1 Septembris. Martin Hüttenfelder uf Wiltzburg ... Kneblein
gestorben Nomine ...
 
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