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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0019
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TEIL I

BAUTEN UND BAUGESCHICHTE
von Carl Grommelt

ZUSAMMENFASSENDER ÜBERBLICK
„Enfin un chäteau!"
Napoleon rief es aus, als er im Jahre 1807 auf seinem Feldzug gegen Rußland Finckenstein
in Westpreußen erreichte. Wäre seine Marschroute weiter nördlich verlaufen, so hätte er,
wahrscheinlich unvermutet, noch drei andere eindrucksvolle Landschlösser gesehen, Schlo-
bitten, Friedrichstein und Dönhofstädt, die man mit jenem die „Königsschlösser" nennt1.
Schlobitten aber, im Kreise Pr. Holland gelegen, ist die Krone, der imposanteste Komplex
eines ostpreußischen Herrensitzes von schon süddeutschen Ausmaßen. Es ist der Zu-
sammenklang von Schöpfungen zweier in ihrem ganzen Wesen unterschiedlicher, durch ein
Jahrhundert getrennter Zeitabschnitte, das Werk zweier Bauherren, des Abraham Burggraf
und Herr zu Dohna, 1579 geboren, und seines Großneffen Alexander Dohna mit dem
Geburtsjahr 1661. Im Endzustand sehen wir ein „Versailles" im Kleinen, in jener herben
Gegend, inmitten einer ländlichen Bevölkerung von damals großer Schlichtheit des Gemütes
und der allgemeinen Lebenshaltung, fern von südlicher Wärme und Daseinsfreude (Abb.
i und 2).
Schlobitten ist hier das einzige Landschloß mit drei Vollgeschossen schon zu Beginn des
18. Jahrhunderts, mit weiträumigem Ehrenhof und noch größerem umbautem Vorplatz, das
Ganze gefaßt in einen Rahmen, bei dessen Gestaltung Gartenkunst und Natur in edlem
Wettstreit gelegen haben2.
Das Schloß Abraham zu Dohnas
Es ist nicht annähernd erwiesen, was an Baubestand im Hof Schlobitten vorhanden war,
als die Dohnas 1525 ihn in Besitz nahmen, im gleichen Jahre, da der Ordensstaat weltliches
Herzogtum wurde. Nach in jenen Zeiten landesüblicher Weise werden die Unterkunfts-
verhältnisse dort recht beschränkt gewesen sein.
Zunächst blieb das ostpreußische Städtchen Mohrungen noch Wohnsitz, wo Achatius zu
Dohna ein Schlößchen gebaut hatte. Die endgültige Übersiedlung nach Schlobitten wurde
im Jahre 1589 vorgenommen. Seitdem ist das Geschlecht dort ansässig.
Hof und Dorf liegen in eine Mulde der Landschaft eingebettet und finden so Deckung
gegenüber rauhen östlichen Winden. Einem instinktiven Schutzbedürfnis entsprechend lehnte

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