5. Das Schloß um 1625
selbst festgelegt haben. Er fertigte die Zeichnungen des Vorentwurfs wie auch die der tat-
sächlichen Ausführung an, zusammengestellt in seinem „Baubüchlein", einem seltenen
zeitgenössischen Dokument. Annnehmbare eigene Vorschläge für die Ausbildung der
Fassaden lagen außerhalb seiner Fähigkeiten.
Vor dem geistigen Eigentum bzw. der Persönlichkeit schöpferischer Baumeister hatte man
damals vielfach nicht den einem Kunstschaffenden gegenüber an sich gebührenden Respekt.
Er verschwand hinter seinem Werk und dann in der Anonymität. Der hochmögende Bau-
herr hatte scheinbar alles selbst gemacht, es sei denn, daß der Architekt ein Adelsmann
war oder zum mindesten Beziehungen zu einflußreichen „Herren" hatte. Viele, die als
Künstler gelten durften, sind deshalb unbekannt geblieben. Man kann dem Architekten
des ersten Schlosses Schlobitten wohl am ehesten auf die Spur kommen, wenn der Kreis um
die Niederländer Danzigs und ihrer Schüler daraufhin durchleuchtet wird. Wie dem auch
sei, im sonst vorerst noch ungeordneten Gebäudebestand des Hofes hob sich Abrahams
Neubau als stattliches Objekt weit und klar heraus. 1624 ist es fertig geworden8.
Zum Abschluß seines Schloßneubaus schrieb Abraham besinnlich: Nun habe ich meine
Befriedigung und lobe Gott, daß er zwischen allem Unglück und Anfechtungen mich soweit
gesegnet, daß ich ein so schönes Denkmal meiner Familie hinterlassen kann. Darin wird
sie sich meiner noch lange nach meinem Tode erinnern können9.
Vorerst aber wollte er seinem neuen Hause noch einen Rahmen geben. Ein von ihm
bald nach 1624 gezeichneter Lageplan (Abb. 6) sollte die Bildung eines Vorhofes vor-
bereiten, mit dem Pferdestallneubau samt „Reithaus" als östlichem Trakt. Gegenüber war
als korrespondierender Bestandteil der Platzgestaltung eine entsprechend abgegrenzte
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