Der Ostfliigel
Im Rahmen des Broebesschen Generalplans war als erste Maßnahme der Neubau des
zweigeschossigen Ostflügels im Anschluß an die alte Bibliothek vorgesehen. Damit konnte
für den Bauherrn wegen der Arbeiten am und im Abrahamschen Schloß ein Ausweich-
quartier geschaffen werden, von wo aus Alexander bei seinem starken Interesse und fachlichem
Verständnis an allem teilzunehmen in der Lage war. Im Jahre 1695 wurde das Fundament
unter maßgeblichen Anordnungen von Broebes gelegt. Originale Entwurfsgrundrisse und
Schnitte dieses etwa 400 qm deckenden Bauteils von rund 38 m Länge und 12 m größter
Tiefe sind nicht erhalten geblieben. Der ausgeführte Aufbau entspricht etwa der Darstellung,
wie sie im Vorentwurf gegeben ist, mit Ausnahme der späteren Dachform (Abb. 7). Was
an Räumen hineingebaut wurde, nennt die Schlobitter Wirtschaftsrechnung des Jahres 1701
ausführlich. Sie ist eins der vielen für die Forschung wertvollen Zeitdokumente gleicher
Art38. Die letzte räumliche Aufteilung ist folgende:
Im Keller lediglich ein kleiner Raum.
Im Erdgeschoß mit 2,70 m lichter Höhe: Zwei Stuben, Bad, das Treppenhaus, eine
Küche, die große Rollstube Raum Nr. 1 (Planskizze Abb. 23) — sie war einmal Wohnstube,
vielleicht für Alexanders Ausweichquartier —, daran anschließend Waschküche und Neben-
raum. Hauptstück ist der Gartensaal mit einer Fläche von rund 100 qm, durch beide Voll-
geschosse gehend. Raum Nr. 2.
Im oberen Stockwerk mit etwa 2,25 m lichter Höhe: die Unterkünfte des Personals der
Hauswirtschaft.
Im Mansardgeschoß: Stuben für weitere Bedienstete.
Darüber Bodenraum3!).
Gelegentlich findet eine Kapelle Erwähnung, aber nicht zu denken an auch nur be-
scheidenste Nachahmung des Brauches in süddeutschen Barockschlössern. Der Raum neben
dem Gartensaal hat dazu gedient, nur zeitweise und ursprünglich nicht beabsichtigt. Das
Niveau des Erdgeschoßfußbodens im Ostflügelneubau liegt unter dem der Bibliothek, wäh-
rend diese, schon von Abraham her, das des Mittelschlosses einhält. Die tiefere Lage im
Flügel wurde durch Geländeverhältnisse bedingt und kommt der Zweckbestimmung eines
Gartensaals entgegen, möglichst ebenerdig zu liegen, um ihn in beste Beziehung zum Garten
zu bringen. Die äußere Formgebung des Ostflügels ist gekennzeichnet durch die Aufteilung
des Baukörpers in zwei gleiche Pavillons mit Verbindungstrakt dazwischen, der auf der
Ehrenhofseite zurücksetzt, nach Osten aber über die Flucht der beiden ein wenig vor-
springt. Der Aufbau der cour d'honneur ist damit aufgelockerter und erhält mehr Be-
wegung. Broebes wollte ihn zunächst, wie der erste Entwurf im Schaubild zeigt, auch auf
der Außenseite einrücken (Abb. 7). Hinsichtlich der architektonischen Gestaltung des Neu-
baus ist weiter wesentlich, daß der im Raumprogramm die Hauptrolle spielende Garten-
saal sich in der Fassadengliederung keineswegs heraushebt, so daß deren Symmetrie nicht
aus dem wohltuenden Gleichmaß gerät. Der baukünstlerische Gedanke war darauf gerichtet,
den Flügeln des Ehrenhofes die Zurückhaltung aufzuerlegen, die von der Rücksichtnahme
auf das Mittelschloß als Dominante gefordert wurde. Auch sonst ist die Behandlung der
Ansichtsseiten des Ostflügels ganz einfach gehalten: breite, glatte Ecklisenen betonen, in
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Im Rahmen des Broebesschen Generalplans war als erste Maßnahme der Neubau des
zweigeschossigen Ostflügels im Anschluß an die alte Bibliothek vorgesehen. Damit konnte
für den Bauherrn wegen der Arbeiten am und im Abrahamschen Schloß ein Ausweich-
quartier geschaffen werden, von wo aus Alexander bei seinem starken Interesse und fachlichem
Verständnis an allem teilzunehmen in der Lage war. Im Jahre 1695 wurde das Fundament
unter maßgeblichen Anordnungen von Broebes gelegt. Originale Entwurfsgrundrisse und
Schnitte dieses etwa 400 qm deckenden Bauteils von rund 38 m Länge und 12 m größter
Tiefe sind nicht erhalten geblieben. Der ausgeführte Aufbau entspricht etwa der Darstellung,
wie sie im Vorentwurf gegeben ist, mit Ausnahme der späteren Dachform (Abb. 7). Was
an Räumen hineingebaut wurde, nennt die Schlobitter Wirtschaftsrechnung des Jahres 1701
ausführlich. Sie ist eins der vielen für die Forschung wertvollen Zeitdokumente gleicher
Art38. Die letzte räumliche Aufteilung ist folgende:
Im Keller lediglich ein kleiner Raum.
Im Erdgeschoß mit 2,70 m lichter Höhe: Zwei Stuben, Bad, das Treppenhaus, eine
Küche, die große Rollstube Raum Nr. 1 (Planskizze Abb. 23) — sie war einmal Wohnstube,
vielleicht für Alexanders Ausweichquartier —, daran anschließend Waschküche und Neben-
raum. Hauptstück ist der Gartensaal mit einer Fläche von rund 100 qm, durch beide Voll-
geschosse gehend. Raum Nr. 2.
Im oberen Stockwerk mit etwa 2,25 m lichter Höhe: die Unterkünfte des Personals der
Hauswirtschaft.
Im Mansardgeschoß: Stuben für weitere Bedienstete.
Darüber Bodenraum3!).
Gelegentlich findet eine Kapelle Erwähnung, aber nicht zu denken an auch nur be-
scheidenste Nachahmung des Brauches in süddeutschen Barockschlössern. Der Raum neben
dem Gartensaal hat dazu gedient, nur zeitweise und ursprünglich nicht beabsichtigt. Das
Niveau des Erdgeschoßfußbodens im Ostflügelneubau liegt unter dem der Bibliothek, wäh-
rend diese, schon von Abraham her, das des Mittelschlosses einhält. Die tiefere Lage im
Flügel wurde durch Geländeverhältnisse bedingt und kommt der Zweckbestimmung eines
Gartensaals entgegen, möglichst ebenerdig zu liegen, um ihn in beste Beziehung zum Garten
zu bringen. Die äußere Formgebung des Ostflügels ist gekennzeichnet durch die Aufteilung
des Baukörpers in zwei gleiche Pavillons mit Verbindungstrakt dazwischen, der auf der
Ehrenhofseite zurücksetzt, nach Osten aber über die Flucht der beiden ein wenig vor-
springt. Der Aufbau der cour d'honneur ist damit aufgelockerter und erhält mehr Be-
wegung. Broebes wollte ihn zunächst, wie der erste Entwurf im Schaubild zeigt, auch auf
der Außenseite einrücken (Abb. 7). Hinsichtlich der architektonischen Gestaltung des Neu-
baus ist weiter wesentlich, daß der im Raumprogramm die Hauptrolle spielende Garten-
saal sich in der Fassadengliederung keineswegs heraushebt, so daß deren Symmetrie nicht
aus dem wohltuenden Gleichmaß gerät. Der baukünstlerische Gedanke war darauf gerichtet,
den Flügeln des Ehrenhofes die Zurückhaltung aufzuerlegen, die von der Rücksichtnahme
auf das Mittelschloß als Dominante gefordert wurde. Auch sonst ist die Behandlung der
Ansichtsseiten des Ostflügels ganz einfach gehalten: breite, glatte Ecklisenen betonen, in
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