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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0048
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einzubeziehen, der die Baustellen zur Herrichtung des Ehrenhofes herzugeben hatte34. Schon
am 12. 4. 1694 heißt es, daß der Ingenieur aus der Festung Pillau, also Broebes, zu ört-
lichen Feststellungen nach dieser Richtung hin in Schlobitten gewesen ist.
Er wurde im Jahre 1660 in Frankreich geboren und studierte dort die militärische sowie
bürgerliche Baukunst. 1685 mußte der Hugenotte sein Heimatland verlassen. Die Stadt
Bremen stellte ihn als Ratsbaumeister ein. 1692 bis 1697 war er als Ingenieurhauptmann
der genannten Seefeste in brandenburgischen Diensten tätig. 1699 wurde ihm die Professur
der Militär- und Zivilarchitektur an der Akademie der Künste in Berlin übertragen. Damit
scheidet Broebes für die Schlobitter Baugeschichte aus35. 1720 ging er zur Vollendung des
Schloßbaus nach Barby. Wenige Jahre danach ereilte ihn der Tod.
Zur Zeit seiner Vorarbeiten für die Entwässerung und nun auch zu verstärkende
Wasserzuleitung hat Alexander eine ausführliche, von Sachkenntnis zeugende Erläuterung
niedergeschrieben „Wegen der nötigen Reparaturen beim Hause Schlobitten ist folgendes
zu resolvieren". Diese aufschlußreichen Überlegungen können in den Bemerkungen nach-
gelesen werden36.
Vordringlich war die Beseitigung der Feuchtigkeit des Kellergeschosses. Die von Abra-
ham angelegte Kanalisation versagte, zumal sie seit seinem Tode vernachlässigt worden
war37. Es mußten sogleich auch eiserne Öfen beschafft werden, um das Haus wieder
bewohnbar zu machen, teils vorerst in zusammensetzbaren Platten, teils als fertige
Stücke, darunter späterhin kostbare, die noch Erwähnung finden. Um überhaupt mit den
Bauarbeiten beginnen zu können, war die Nutzbarmachung wenigstens einiger Räume des
verödeten Schlosses unumgänglich, wenngleich an ihm selbst zunächst nicht gerührt wurde.
Als bisher einzige Unterlage für Alexanders Bauprogramm galt vorerst nur der Vorentwurf
von Broebes, wonach Abrahams Haus zweistöckig bleiben und auch sonst nicht wesentlich
verändert werden sollte. Zu seinem Plan (Abb. 7) ist in Ergänzung der im Überblick kurz-
gefaßten Analyse des Stiches noch folgendes anzuführen. Es wird da schon, in barocker
Anwandlung, eine gewisse Art von Mittenbetonung vorgeschlagen. Durch Zusatz von
Lisenen oder Quaderung unter den Ansatzpunkten des Zwerchhauses bis zur Terrasse
hinab sollte ein Risalit in Erscheinung treten, zwar ein ganz flaches, aber doch in der
architektonischen Behandlung den seitlichen Frontteilen mindestens ebenbürtig. Ein monu-
mentaler Wandbrunnen davor war als unterstützende Achsenbetonung gedacht. Auch das
hinzugefügte Friesband durchweg zwischen Erd- und Obergeschoß deutet auf die Absicht
hin, dem Altbau irgendwie ein barockes Ansehen zu geben. Durch Vorblendung des Sockels
und Profilleiste darüber war eine weitere Gliederung angeraten. Die Fenster zeigen bereits
barocke Einfassung. Selbst für die Galerien und Flügel des geplanten Ehrenhofes sah Broebes
eine Teilung der Geschosse durch ein Friesband vor. Bibliothek und Orangerie zeigen ja zwei
Stockwerke, jedenfalls zwei Fensterreihen übereinander. Die Eck-Erker köpft er und duckt
sie damit unter das Traufgesims.

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