Schlobitten kopiert und anscheinend mehrfach wiederholt hat, ja die sogar noch in dem
Vorratsverzeichnis von Charles Vigne, mit dem sich Barraband 1720 zusammentat, vom
Jahr 1763 als Serie „in chinesischem Gusto" geführt wird. Das dort beschriebene Haupt-
stück entspricht der Schlobitter „Audienz". Diese kommt im Gegensinn auch als Erzeugnis
von Beauvais vor, ein Beweis dafür, daß die Berliner Ausführung eine Kopie ist, führte
doch die Umsetzung der Vorlage zwangsläufig zu einer Seiten Verkehrung.
Huths Annahme, Feldmarschall Dohna habe seinen Behang schließlich doch in Berlin
bestellt und die Schlobitter Reihe sei ein Erzeugnis der Barraband'schen Werkstatt (statt
aus Beauvais), kann nachträglich verifiziert werden. Der Verfasser des Schloßinventars
von 1728, der alle übrigen Wandbehänge, als „Brabandsch" — dem Sammelnamen für
Tapisserien — bezeichnet, registriert die Chinesenfolge in der Kgl. Mittelstube als „sehr
fein gewürkte Tapete aus der Berlinischen Manufaktur mit Persianischen Figuren". Da die
Staatsmanufaktur, wie gezeigt wurde, nicht in Frage kommt, kann es sich bei dieser
Berliner Manufaktur nur um die Werkstatt von Jean Barraband II. gehandelt haben,
und Barraband muß auch der ungenannte Empfänger von 6332 Fr. für eine „Tapisserie
de Haute Lisse Fine" gewesen sein, über die eine Zahlungsanweisung von Alexanders
Berliner Bankier, Sarry & Keßler, vom 12. März 1713 im Schlobitter Archiv gefunden
wurde.
Details der Schlobitter Serie gehen, nach .Erich Köllmann251, auf die Illustrationen zu
Johann van Nienhoffs viel gelesenem Buch über „Die Gesandtschaft der niederländisch-
ostindischen Kompanie an den Hof des Kaisers von China", deutsche Ausgabe 1666, zu-
rück; die Gesamtkomposition aller Stücke, nicht nur „der Audienz", ist in enger An-
lehnung an die in Beauvais entwickelte „Tenture Chinoise" entstanden. Daß die Teppiche
Nr. 2—7 Neuschöpfungen Barrabands sind — wie Huth für möglich hielt —, erscheint nach
dem Einblick, den man durch den Briefwechsel mit Alexander Dohna gewinnt, unwahr-
scheinlich. Barraband befand sich ständig in Geldschwierigkeiten und bat Graf Dohna,
selbst für einen guten Maler zu sorgen, ja, er verfügte anscheinend nicht einmal über einen
eigenen Patronenzeichner, sondern mußte es Schannes überlassen, Skizzen nach Vorlagen
von Albani zu liefern. Auch die stilistische Übereinstimmung aller Stücke der Serie spricht
gegen eine solche Trennung. Die frühen Folgen der „Tenture Chinoise" von Beauvais, wie
z. B. die im Inventar von Schloß Rambouillet von 1718 erwähnte: „L'histoire du Roi de la
Chine, manufacture de Beauvais, faite par Behagle" können durchaus gleiche oder ähnliche
Szenen enthalten haben, wie sie in Schlobitten vorkommen. Bereits 1712/13 entstanden,
ist die Chinesenserie in der Kgl. Mittelstube von Schloß Schlobitten vielleicht die früheste
bekannte Tenture Chinoise nach Vernansal, in der Umsetzung von Jean Barraband II., und
erlaubt auch Rückschlüsse auf Beauvais.
Besonderes Werkstattgut waren die Bordüren, die daher auch bei der Zuweisung von
Wirkteppichen an bestimmte Manufakturen eine Rolle spielen. Die Bordüre der Schlobitter
Stücke ist 22,5 cm breit, braungrundig und plastisch empfunden. Goldgelbe Akanthus-
blätter ranken sich um einen braungelben Stab, der von rechteckigen blauen Spiegeln, Eck-
medaillons und Masken unterbrochen wird. Dieselben oder leicht variierte Bordüren haben
Behänge aus der Werkstatt von Charles Vigne, dem Mitarbeiter und Nachfolger von Jean
Barraband.
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Vorratsverzeichnis von Charles Vigne, mit dem sich Barraband 1720 zusammentat, vom
Jahr 1763 als Serie „in chinesischem Gusto" geführt wird. Das dort beschriebene Haupt-
stück entspricht der Schlobitter „Audienz". Diese kommt im Gegensinn auch als Erzeugnis
von Beauvais vor, ein Beweis dafür, daß die Berliner Ausführung eine Kopie ist, führte
doch die Umsetzung der Vorlage zwangsläufig zu einer Seiten Verkehrung.
Huths Annahme, Feldmarschall Dohna habe seinen Behang schließlich doch in Berlin
bestellt und die Schlobitter Reihe sei ein Erzeugnis der Barraband'schen Werkstatt (statt
aus Beauvais), kann nachträglich verifiziert werden. Der Verfasser des Schloßinventars
von 1728, der alle übrigen Wandbehänge, als „Brabandsch" — dem Sammelnamen für
Tapisserien — bezeichnet, registriert die Chinesenfolge in der Kgl. Mittelstube als „sehr
fein gewürkte Tapete aus der Berlinischen Manufaktur mit Persianischen Figuren". Da die
Staatsmanufaktur, wie gezeigt wurde, nicht in Frage kommt, kann es sich bei dieser
Berliner Manufaktur nur um die Werkstatt von Jean Barraband II. gehandelt haben,
und Barraband muß auch der ungenannte Empfänger von 6332 Fr. für eine „Tapisserie
de Haute Lisse Fine" gewesen sein, über die eine Zahlungsanweisung von Alexanders
Berliner Bankier, Sarry & Keßler, vom 12. März 1713 im Schlobitter Archiv gefunden
wurde.
Details der Schlobitter Serie gehen, nach .Erich Köllmann251, auf die Illustrationen zu
Johann van Nienhoffs viel gelesenem Buch über „Die Gesandtschaft der niederländisch-
ostindischen Kompanie an den Hof des Kaisers von China", deutsche Ausgabe 1666, zu-
rück; die Gesamtkomposition aller Stücke, nicht nur „der Audienz", ist in enger An-
lehnung an die in Beauvais entwickelte „Tenture Chinoise" entstanden. Daß die Teppiche
Nr. 2—7 Neuschöpfungen Barrabands sind — wie Huth für möglich hielt —, erscheint nach
dem Einblick, den man durch den Briefwechsel mit Alexander Dohna gewinnt, unwahr-
scheinlich. Barraband befand sich ständig in Geldschwierigkeiten und bat Graf Dohna,
selbst für einen guten Maler zu sorgen, ja, er verfügte anscheinend nicht einmal über einen
eigenen Patronenzeichner, sondern mußte es Schannes überlassen, Skizzen nach Vorlagen
von Albani zu liefern. Auch die stilistische Übereinstimmung aller Stücke der Serie spricht
gegen eine solche Trennung. Die frühen Folgen der „Tenture Chinoise" von Beauvais, wie
z. B. die im Inventar von Schloß Rambouillet von 1718 erwähnte: „L'histoire du Roi de la
Chine, manufacture de Beauvais, faite par Behagle" können durchaus gleiche oder ähnliche
Szenen enthalten haben, wie sie in Schlobitten vorkommen. Bereits 1712/13 entstanden,
ist die Chinesenserie in der Kgl. Mittelstube von Schloß Schlobitten vielleicht die früheste
bekannte Tenture Chinoise nach Vernansal, in der Umsetzung von Jean Barraband II., und
erlaubt auch Rückschlüsse auf Beauvais.
Besonderes Werkstattgut waren die Bordüren, die daher auch bei der Zuweisung von
Wirkteppichen an bestimmte Manufakturen eine Rolle spielen. Die Bordüre der Schlobitter
Stücke ist 22,5 cm breit, braungrundig und plastisch empfunden. Goldgelbe Akanthus-
blätter ranken sich um einen braungelben Stab, der von rechteckigen blauen Spiegeln, Eck-
medaillons und Masken unterbrochen wird. Dieselben oder leicht variierte Bordüren haben
Behänge aus der Werkstatt von Charles Vigne, dem Mitarbeiter und Nachfolger von Jean
Barraband.
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