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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0370
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dieser allgemeine Eindruck, und es wird einem bewußt, daß kein Sachgebiet so direkte
Aussagen über die Biographie eines Dohna machen kann, wie seine Waffen. Auch führt
kein anderes Sachgebiet so unmittelbar heran an die großen geschichtlichen Ereignisse der
Jahrhunderte, an den Schwedeneinfall, den Dreißigjährigen, den Siebenjährigen Krieg, an
die Befreiungskriege, den Krieg 1870/71, in denen Dohnas mitkämpften, um dann wieder,
wenn sie das Leben behielten und nach Schlobitten zurückkehrten, mit ihren Armbrüsten,
Pürschbüchsen und Jagdflinten, die so zahlreich und in bester Qualität vorhanden sind, in
den Wäldern Ostpreußens zu jagen.
Wenige Beispiele müssen genügen, um die Zusammensetzung der Schlobitter Waffen-
sammlung — wenn dieses Wort hier für den gewachsenen Bestand gebraucht werden darf —
zu beleuchten. 1890 auf dem Kirchhof in Herrndorf ausgegraben ist ein gotisches Reiter-
schwert zu eineinhalb Hand aus dem 14. Jahrhundert, dem Jahrhundert, in dem auch die
Dohnas erstmalig mit dem Deutschritter-Orden nach Ostpreußen kamen. — Das Schwert
Achatius Dohnas (1533—1601) lag bis 1905 auf seinem Sarg in der Kirche zu Mohrungen
und ist nach Ausweis des Meisterzeichens eine Arbeit eines der besten Solinger Klingen-
schmiede, Peter Munsten (Mungsten). — Wenn auch Abraham Dohnas Namen inschriftlich
auf keiner der Waffen erscheint, so stammen doch die Harnische, Spieße, Streithammer,
ein Schnepper, ein Balläster, eine besonders schön verzierte Standbüchse mit Radschloß und
auch das „mit Perlenmuttern eingelegte Rohr" sowie eine Pulverflasche (Abb. 342) und die
zahlreichen andern Waffen, die das Inventar von 1679 verzeichnet, zweifellos aus seinem
Besitz. — Von besonderem historischem Interesse ist ein türkischer Säbel (Abb. 340), den
der Fürst von Ungarn und Siebenbürgen, Bethlen Gabor, Abraham oder dessen Bruder
Christoph 1620 geschenkt hat. Abraham selbst war Führer der schlesischen Gesandtschaft
auf dem ungarischen Landtag zu Neusohl und ist mehrfach von dem Fürsten von Sieben-
bürgen zu Privataudienzen empfangen worden. — An dieser Stelle darf daran erinnert
werden, daß Abraham Kriegsdienst im Heere des Prinzen Moritz von Oranien geleistet
hat, sich in dessen Schule zu einem bedeutenden Festungsingenieur entwickelte und sich,
wie seine Bibliothek zeigte, für alle Neuerungen auf dem Gebiet der Kriegswaffen inter-
essierte.
Von den Waffen, die der zweite Bauherr von Schlobitten, Alexander Dohna, angeschafft
hat, seien sein Degen, eine Pistole und verschiedene Jagdwaffen besonders erwähnt; unter
den letzteren eine Flinte von dem Berliner Büchsenschmied A. Fromery, eine Jagdbüchse
von Johan Ertman Schinzel, Dessau, und ein Jagdgewehr mit der Bezeichnung Andreas
Spaarmann ä Berlin. Vier preußische Infanteriegewehre mit der gravierten Inschrift „Regt,
de Alt Dohna ä Pillau" und dem Dohnaschen Wappen stammen von der Hand franzö-
sischer Büchsenmacher. — Auch die eiserne Fahnenspitze der Leib-Compagnie des Regiments
Alt-Dohna mit dem Monogramm „F 3 C" — Friedrich III. Churfürst — sowie ein preu-
ßisches Offizierssponton „F R" (Abb. 343) und eine Fahnenspitze aus der Zeit Friedrich
Wilhelm I. sind vorhanden.
An den Oberst Alexander Aemil, der im Schlesischen Kriege den Tod fand, erinnert sein
Degen und ein Sponton des Regimentes von Finckenstein, dem er seit 1731 als Major
angehörte. — Ihm folgte als Majoratsherr von Schlobitten der spätere Obermarschall
Friedrich Alexander Dohna, der ein Kalenderschwert aus der zweiten Hälfte des 16. Jahr-

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