yj2. Spielzeug aus Elfenbein. Deutschland,
Ende 17. Jahrhundert
mit Woll- und Seidenfäden in allen Farben, zum
Teil auf altertümlich geformte Spulen gewickelt,
und zahllose altmodische Knöpfe lagen dort bis
in die kleinsten Schubfächer hinein verteilt. Ein
kleiner Barockschrank enthielt Tausende von
Zinn- und Bleisoldaten, seit dem 18. Jahrhundert
peinlich genau in Kästen mit Papierzwischen-
lagen verpackt, mit denen die Dohnaschen Kin-
der in den vergangenen Zeiten gespielt haben.
Auch zwei Schränke in der Bibliothek waren
voll von alten Spielsachen. Da gab es Puppen
und Harlekine, mit Stoff gefüllte Lederbälle,
Spielzeug (Abb. 372). Würfel und alte Spiel-
karten. Das Federballspiel hatten sicherlich schon
Alexander — der spätere Feldmarschall — und
seine Geschwister Ende des 17. Jahrhunderts be-
nutzt. Unvergeßlich sind mir die altmodisch ge-
formten, kleeblattförmigen Schläger mit dicken
Darmsaiten bespannt und kurzen, dünnen Stie-
len, von rotem oder grünem Leder umwickelt
und mit feinen Goldornamenten versehen. Dazu
die Federbälle mit weißen Gänsefedern besteckt,
der Ball mit blauem oder rotem Samt bezogen
und von goldenen Litzen eingesäumt oder auch
ähnlich den Schlägern aus verschiedenfarbigem
Leder mit Goldverzierung bedruckt. Mit diesen seltenen Stücken wurde von uns Kindern
gespielt. Leider behandelten wir sie nicht immer mit gebührender Sorgfalt.
In zwei alten Eichenschränken hatten die Dohnaschen Hausfrauen alle intakten Reste
alter Porzellan-Service aufgehoben. Eine Menge von Kannen und Tellerstapel der ver-
schiedensten Muster bildeten eine Fundgrube für das zu meiner Zeit neu eingerichtete
Porzellan-Kabinett. Im 17. Jahrhundert hat man von Fayence gegessen, einige weiße und
blaubemalte Platten zeugten hiervon. Wie in anderen Schlössern wurde es dann in Schlo-
bitten Mode, auf chinesischem Porzellan zu speisen. Blaugemusterte Teller, wenige acht-
eckige Schüsseln und eine Terrine waren davon noch erhalten. Etwas später war man schon
wohlhabend genug, um von bunt dekorierten Meißener Servicen zu essen. Terrinen,
Schüsseln und Platten jedoch waren aus Silber. Ab 1760 benutzte man Berliner Porzellan,
das häufig mit Vögeln oder Blumen bemalt war. Nach der Jahrhundertwende kamen die
verschieden gemusterten Tassen und Teller in modisch strenger Form in Gebrauch. Weiße
Erzeugnisse der Berliner Manufaktur folgten in den mageren Jahren nach den Freiheits-
kriegen. Jetzt bestand auch größeres Geschirr aus Porzellan, weil Silber bis auf wenige
Stücke an den Staat abgeliefert worden war. Nach 1860 herrschten die englischen Steingut-
geschirre vor, um schließlich wieder Berliner Porzellan und barockisierenden silbernen Plat-
ten und Schüsseln zu weichen. Ähnlich ließen sich die Gebräuche des Hauses an den Vor-
406
Ende 17. Jahrhundert
mit Woll- und Seidenfäden in allen Farben, zum
Teil auf altertümlich geformte Spulen gewickelt,
und zahllose altmodische Knöpfe lagen dort bis
in die kleinsten Schubfächer hinein verteilt. Ein
kleiner Barockschrank enthielt Tausende von
Zinn- und Bleisoldaten, seit dem 18. Jahrhundert
peinlich genau in Kästen mit Papierzwischen-
lagen verpackt, mit denen die Dohnaschen Kin-
der in den vergangenen Zeiten gespielt haben.
Auch zwei Schränke in der Bibliothek waren
voll von alten Spielsachen. Da gab es Puppen
und Harlekine, mit Stoff gefüllte Lederbälle,
Spielzeug (Abb. 372). Würfel und alte Spiel-
karten. Das Federballspiel hatten sicherlich schon
Alexander — der spätere Feldmarschall — und
seine Geschwister Ende des 17. Jahrhunderts be-
nutzt. Unvergeßlich sind mir die altmodisch ge-
formten, kleeblattförmigen Schläger mit dicken
Darmsaiten bespannt und kurzen, dünnen Stie-
len, von rotem oder grünem Leder umwickelt
und mit feinen Goldornamenten versehen. Dazu
die Federbälle mit weißen Gänsefedern besteckt,
der Ball mit blauem oder rotem Samt bezogen
und von goldenen Litzen eingesäumt oder auch
ähnlich den Schlägern aus verschiedenfarbigem
Leder mit Goldverzierung bedruckt. Mit diesen seltenen Stücken wurde von uns Kindern
gespielt. Leider behandelten wir sie nicht immer mit gebührender Sorgfalt.
In zwei alten Eichenschränken hatten die Dohnaschen Hausfrauen alle intakten Reste
alter Porzellan-Service aufgehoben. Eine Menge von Kannen und Tellerstapel der ver-
schiedensten Muster bildeten eine Fundgrube für das zu meiner Zeit neu eingerichtete
Porzellan-Kabinett. Im 17. Jahrhundert hat man von Fayence gegessen, einige weiße und
blaubemalte Platten zeugten hiervon. Wie in anderen Schlössern wurde es dann in Schlo-
bitten Mode, auf chinesischem Porzellan zu speisen. Blaugemusterte Teller, wenige acht-
eckige Schüsseln und eine Terrine waren davon noch erhalten. Etwas später war man schon
wohlhabend genug, um von bunt dekorierten Meißener Servicen zu essen. Terrinen,
Schüsseln und Platten jedoch waren aus Silber. Ab 1760 benutzte man Berliner Porzellan,
das häufig mit Vögeln oder Blumen bemalt war. Nach der Jahrhundertwende kamen die
verschieden gemusterten Tassen und Teller in modisch strenger Form in Gebrauch. Weiße
Erzeugnisse der Berliner Manufaktur folgten in den mageren Jahren nach den Freiheits-
kriegen. Jetzt bestand auch größeres Geschirr aus Porzellan, weil Silber bis auf wenige
Stücke an den Staat abgeliefert worden war. Nach 1860 herrschten die englischen Steingut-
geschirre vor, um schließlich wieder Berliner Porzellan und barockisierenden silbernen Plat-
ten und Schüsseln zu weichen. Ähnlich ließen sich die Gebräuche des Hauses an den Vor-
406