räten in der Glaskammer ablesen, die, auf Holzborden aufgebaut, die zierlichen und zer-
brechlichen, darum auch stark gelichteten Bestände des 17. und 18. Jahrhunderts neben den
englischen Gläsern aus der Zeit nach 1800 bewahrten.
Auf dem obersten Flur des Mittelschlosses stand der alte Garderobenschrank, in dem
in langer Reihe Herrenröcke und Hosen aus Brokat, Seide, Samt und Wolle hingen. Dazu
gehörte eine Vielzahl bunt bestickter Westen und etliche Paar Schuhe. Einen schönen
blauen Damastrock trug wohl schon der Feldmarschall Alexander. Sechs Generationen
hatten hier ihre wertvollsten Garderobenstücke aufgehoben. Eigenartigerweise gab es
jedoch fast keine Frauenkleider. Ein anderer Schrank beherbergte die Seidenstoffe für
Möbel und Vorhänge. In weiser Voraussicht hatte man bereits im 18. Jahrhundert bei
Bestellungen der Stoffe — meist in Lyon — soviel in Vorrat angeschafft, daß es bis in
meine Tage hinein reichte. Auf dicke Holzrollen aufgewickelt, wartete die Seide in roter,
grüner und hellblauer Farbe auf weitere Verwendung. Meine Frau ebenso wie meine
Mutter und deren Vorgängerinnen hoben die kostbaren Spitzen in einem 200 Jahre alten
Kasten auf, bezogen mit Stickerei in bunten Blüten auf schwarzem Grund. Hier waren auch
das Steckkissen und das Jäckchen mit blauen Bändchen und Schleifen der Dohnaschen
Täuflinge verwahrt.
Das Schloß enthielt seit Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Zeit meines Großvaters einen
Theaterraum mit Bühne. Kein Wunder, daß es noch in unseren Tagen zwei große Truhen
mit Theatergarderobe auf dem westlichen Schloßflügel gab. Dort lagen die Kleider ver-
’ *V'
E bü R' •
373. Stein mit Liebesgedicht und Liebesknoten. Deutschland, 17. Jahrhundert
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brechlichen, darum auch stark gelichteten Bestände des 17. und 18. Jahrhunderts neben den
englischen Gläsern aus der Zeit nach 1800 bewahrten.
Auf dem obersten Flur des Mittelschlosses stand der alte Garderobenschrank, in dem
in langer Reihe Herrenröcke und Hosen aus Brokat, Seide, Samt und Wolle hingen. Dazu
gehörte eine Vielzahl bunt bestickter Westen und etliche Paar Schuhe. Einen schönen
blauen Damastrock trug wohl schon der Feldmarschall Alexander. Sechs Generationen
hatten hier ihre wertvollsten Garderobenstücke aufgehoben. Eigenartigerweise gab es
jedoch fast keine Frauenkleider. Ein anderer Schrank beherbergte die Seidenstoffe für
Möbel und Vorhänge. In weiser Voraussicht hatte man bereits im 18. Jahrhundert bei
Bestellungen der Stoffe — meist in Lyon — soviel in Vorrat angeschafft, daß es bis in
meine Tage hinein reichte. Auf dicke Holzrollen aufgewickelt, wartete die Seide in roter,
grüner und hellblauer Farbe auf weitere Verwendung. Meine Frau ebenso wie meine
Mutter und deren Vorgängerinnen hoben die kostbaren Spitzen in einem 200 Jahre alten
Kasten auf, bezogen mit Stickerei in bunten Blüten auf schwarzem Grund. Hier waren auch
das Steckkissen und das Jäckchen mit blauen Bändchen und Schleifen der Dohnaschen
Täuflinge verwahrt.
Das Schloß enthielt seit Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Zeit meines Großvaters einen
Theaterraum mit Bühne. Kein Wunder, daß es noch in unseren Tagen zwei große Truhen
mit Theatergarderobe auf dem westlichen Schloßflügel gab. Dort lagen die Kleider ver-
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373. Stein mit Liebesgedicht und Liebesknoten. Deutschland, 17. Jahrhundert
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