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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0441
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374- Schloß Schlobitten. Hofseite. Zustand 1957

zes Hab und Gut mitzunehmen, und wollten anstatt nach Westen östlich nach Königsberg
trecken oder gar dableiben, weil doch alles verloren sei.
Der Abmarsch des Trecks war von mir auf den 22. Januar festgesetzt, nachdem zu er-
warten war, daß die russischen Panzer in zwei Tagen die Bahnlinie bei Schlobitten erreichen
würden. Meine Aufgabe bestand nunmehr darin, den Aufbruch aller Bewohner, auch in
Prökelwitz, dem 50 km westlich gelegenen Besitz, zu veranlassen.
Am 22. Januar 1945 um 3 Uhr früh verließ ich im Mondschein bei starkem Frost und
Schnee in einem leichten zweispännigen Wagen mit einem französischen Kriegsgefangenen
als Kutscher und mit einem Handkoffer Schlobitten.
Nach Berichten von Einwohnern aus Schlobitten, die bei der Flucht nicht mehr über die
Flüsse Nogat und Weichsel gekommen sind und zurückkehren mußten, ist zunächst in
Schlobitten gekämpft und dabei der Stall mit Turm und das östliche der beiden Gebäude
gegenüber dem Schloß, „die Brauerei", von russischen Fliegerbomben zerstört worden.
Dann hat im Schloß, nachdem bereits einiges geplündert worden war, längere Zeit ein
russischer Militärstab gelegen. Lange nach allen Kampfhandlungen wurde Ende März 1945
das Schloß mit beiden Flügeln vollständig niedergebrannt.

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