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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0446
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Militärbauwesen in Preußen anrertraute. U. a. beauftragte Georg Wilhelm bei seinem Besuch
in Schlobitten am 15. 2. 1627 Abraham, Pläne für die Befestigung Memels auszuarbeiten
(Chroust). War er in jungen Jahren zwischen seinen auswärtigen Diensten zu Hause in
Schlobitten bei den Eltern und Brüdern, so betätigte er sich praktisch als Bausachverständiger
im Familienbesitz, übrigens auch als Brunnenbauer.
Wenige Jahre vor seinem Tode finden sich diese Bekenntnisse: Die Baukunst zu pflegen,
habe Gott ihm reichliche Gelegenheit gegeben. Aber auch in einem Brief an die Brüder: „Ich
halte dafür, daß niemant, der in einem Amt ist, fürnehmlich uff sich noch uf seine gelegenheit
sehen sol, sondern man muß für allen Dingen erstlich ufs Vaterland sehen, was demselben
nutz und zuträglich ist." (Archiv Schlobitten.) Das war seine Devise.
24 Es sind das „Modell von einem adelichen Hauss in Frieslandt" v. 10. 2. 1605 und ein mit weit
größerer Gewandtheit und Fertigkeit hergestellter umfangreicher Plan „das Haus und Garten
zu Sandersleben", zwischen Halle und Halberstadt gelegen, v. Mai 1607, der ihn in der
Hauptsache wohl wegen der ausgedehnten Gartenanlage interessierte, die eine typisch mani-
rierte Renaissancearbeit ist. Archiv Schlobitten.
25 Aus Abrahams Bibliothek mögen folgende Werke, die hier interessieren, genannt werden,
wobei die Nummern des Katalogs der Schlobitter Bücherei von H. Schellhorn vermerkt sind:
4946 du Cerceau, Jacques Androuet, architecte. Lecons de perspective positive. Paris 1576.
4986 Derselbe. Les plus excellents bastiments de France. 2 Bde. Paris 1607.
4968 Derselbe. Livre d'architecture. Paris 1611.
4986a Derselbe. Petit traitte des cinq ordres de colonnes. Paris 1583.
4969 le Muet, Pierre, architecte. Maniere de bien bastir pour toutes sortes de personnes.
Paris 1647.
5269 Perret (de Chambery), Jacques, Gentilhomme Savoysien. Des fortifications et architecture
et perspective. Paris 1601.
4966 Scamozzi, Vincenzo, architetto veneto L'idea della architettura universale. Bd. I. o. 0.1615.
5266 Speckle, Daniel, der Stadt Straßburg Baumeister. Architectura von Vestungen, wie die
zu unseren Zeiten an Stätten, Schlössern und Klaussen zu Wasser, Land, Berg und
Thal. . . mögen erbauet werden. Straßburg 1599.
4965 Vredemann J. et Paulus, Architectura. H. Hondius sculps. et excud. Lugd. Bat. 1604.
4953 Zeisingk, Heinricus, der Architektur Studiosus. Theatri Machinarum erster Theil. Bau-
maschinen. Leipzigk 1607.
Dazu hatte Abrahams Großneffe Alexander, wohl durch eigene Anschaffung, u. a. noch
zur Verfügung:
4967 Daviler, A. C., architecte. Cours d'architecture qui comprend les ordres de Vignole . . .
et de ceux de Michel Ange. Paris 1691.
4979 Goldmann, Nicolaus, Getreulich entdekkete und zu vollkommener Leichtigkeit gebrachte
Wissenschaft der Civil-Baukunst. Braunschweig 1699.
Auch das Interesse der beiden Schlobitter Bauherren und anderer Mitglieder des Ge-
schlechtes Dohna dort an der Gartenkunst wird durch einschlägige Werke der Schloß-
bibliothek widerspiegelt.
26 (Vgl. Anm. 25). Abraham hatte das Werk eigenhändig mit der Jahreszahl 1607 signiert, zu
der Zeit also wohl erworben. Architekturbücher sind damals allgemein verbreitet gewesen.
„Fürsten und Herren" beschäftigten sich lebhaft mit dem Studium der Architektur, wofür es
manches Beispiel gibt. So trugen besonders Du Cerceaus und Perrets Publikationen, Serlios,
Vredeman de Vries' und anderer Vorlagebücher unterschiedliche Bauprinzipien in alle Ge-
genden Mitteleuropas.
27 8774 Thaler, 25 Groschen und 2 Pfennig hat der Schloßbau in den Jahren 1621 bis „Lucia"
1623 gekostet. In seinem Testament nennt Abraham 9000 Floren (= Gulden), die schon zur
Zeit des brüderlichen Vertrages über die Teilung des Landbesitzes verausgabt waren (Juli 1624).

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