Zu diesem Großraum führt eine behäbig breite Treppe mit einem kunstvollen Geländer. Es sind
Zierbrettchen, ausgesägt und mit flachem Relief geschnitzt. Ihre Form klingt sehr an die
reichere der Treppe im Schlößchen Mohrungen an, das Achatius zu Dohna vor der Über-
siedlung nach Schlobitten gebaut hatte, und an die im Schloß zu Schlodien, einem anderen
Dohnaschen Besitz im Kreise Pr. Holland. In beiden Baufällen war Hindersin beteiligt. Der
Mohrunger Typ ist bei Carl Grommelt, Die ostpreußische Bauverwaltung im Anfang des
18. Jahrhunderts, abgebildet, S. 86, Abb. 27.
Zweifellos hat es noch mehr Wohnungen für Rotteyen gegeben. Heute stehen außerhalb des
Hofes einige Häuser für diesen Zweck in einheitlicher und sehr ansprechender Baugestaltung
aus der Zeit um 1800.
105 Die Schauseiten der Ställe zwischen den Eckpavillons und dem zweistöckigen Mittelbau haben
außen, also gegen das Schloß hin, eine willkommene Unterbrechung ihrer Länge erfahren mit
der Anordnung von schwach vorgezogenen Mittelrisaliten, die durch Doppelvorlagen betont
sind. Hier mag an die Fassadengliederung von Bibliothek und Orangerie gedacht werden.
Unter Auslassung des großen Hauses und der beiden Torhäuser läuft das Hauptgesims des
ersten Gevierts auf der Außenseite in gleichbleibender Höhe herum. Die niederen Ställe haben
nämlich dorthin eine Drempelaufmauerung erhalten, vielleicht, um dadurch eine bessere Siche-
rung gegen unliebsame Einwirkungen von außen her zu erreichen. Dem gleichen Zweck
haben wohl die beiden Torhäuser dienen sollen. Der Schlobitter „Grobschmied" fertigte sogar
besondere „spanische Reiter" an zur Verstärkung des Schutzes, mindestens in unruhigen
Zeiten. Es war nicht Romantik, die zur Anordnung der Torhäuser führte.
106 Von in den Akten des Archivs Schlobitten vermerkten Baudaten seien folgende genannt:
1718 Fällen des Bauholzes.
Bemühung um Zimmerleute aus der Festung Pillau. Anfuhr von Mauersteinen.
1719 Kalk für Innenputz beschafft und gelöscht.
„Die zwei Rotteyen Häuser seyn durch die Königsbergsche Zimmerleute abgebunden
und gerichtet."
4. ix. „die zwei Scheunen Neuen Vorwerks seyn völlig, die zwei Thorwege mit den
Ställen seyn meistens aufgemauret."
1720 Innerer Ausbau in allen Gebäuden.
1721 Dielung des Saales im großen Hause und Herstellung der Treppe.
1722 „Dem Kleinschmied sechs Floren vor zwei Fahnen und zwei Stern auf die Thürme ins
Neue Vorwerk" und „zwölf Floren vor zwei kupferne Knöpfe über die Thore." Beide
Windfahnen zeigen die Jahreszahl 1722.
1725 Mansardenfenster für das große Haus fertig. Die heutigen Dachgauben sind unbefriedi-
gender Ersatz von ehedem zweifellos gut gestalteten Aufbauten.
107 Über beide Bauten siehe Carl Grommelt, Die ostpreußische Bauverwaltung im Anfänge des
18. Jahrhunderts . . ., Allenstein 1922, S. 80/82 bzw. 71—78.
108 Feldm. A. z. Dohna, Rechnungen: Briefwechsel mit Andre le Jeune und La Fargue, 1705/06.
Beigefügt ein Kostenanschlag über eine Statue, 8 bis 9 Fuß hoch, die in Sandstein 80—100 Thaler
kosten soll, während der Preis in Marmor nicht vorher zu berechnen sei.
109 Ludwig Döry, Die Stukkaturen der Bandlwerkzeit in Nassau und Hessen. Schriften des Histo-
rischen Museums VII, Frankfurt/M. 1954, S. 14 u. S. 16.
110 (1) Anton Ulbrich, Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Ausgang d. 16. Jhs. bis
in d. 2. Hälfte des 19. Jhs., Königsberg 1929, Bd. II, S. 454ff., Abb. 530—536. (2) E. v. Czihak
und W. Simon, Königsberger Stuckdecken, 0. O., o. J.
111 Kapitän Raab aus Königsberg an Alexander (Dez. 1706): „Ich bin gestern bei dem Pirtzel
auf dem Schloß gewesen, allwo er an des Königs Chor arbeitet. Er ist sehr occupiert und fast
schlechter Hoffnung, daß er eher als 14 Tage nach dem Neuen Jahr komme." Gemeint ist die
Königsloge in der Schloßkapelle. Vgl. Ulbrich, S. 453. Durch diese Briefstelle wird die Liste
der archivalisch belegten Werke des Mathias Pörtzel um eine weitere Arbeit vermehrt.
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Zierbrettchen, ausgesägt und mit flachem Relief geschnitzt. Ihre Form klingt sehr an die
reichere der Treppe im Schlößchen Mohrungen an, das Achatius zu Dohna vor der Über-
siedlung nach Schlobitten gebaut hatte, und an die im Schloß zu Schlodien, einem anderen
Dohnaschen Besitz im Kreise Pr. Holland. In beiden Baufällen war Hindersin beteiligt. Der
Mohrunger Typ ist bei Carl Grommelt, Die ostpreußische Bauverwaltung im Anfang des
18. Jahrhunderts, abgebildet, S. 86, Abb. 27.
Zweifellos hat es noch mehr Wohnungen für Rotteyen gegeben. Heute stehen außerhalb des
Hofes einige Häuser für diesen Zweck in einheitlicher und sehr ansprechender Baugestaltung
aus der Zeit um 1800.
105 Die Schauseiten der Ställe zwischen den Eckpavillons und dem zweistöckigen Mittelbau haben
außen, also gegen das Schloß hin, eine willkommene Unterbrechung ihrer Länge erfahren mit
der Anordnung von schwach vorgezogenen Mittelrisaliten, die durch Doppelvorlagen betont
sind. Hier mag an die Fassadengliederung von Bibliothek und Orangerie gedacht werden.
Unter Auslassung des großen Hauses und der beiden Torhäuser läuft das Hauptgesims des
ersten Gevierts auf der Außenseite in gleichbleibender Höhe herum. Die niederen Ställe haben
nämlich dorthin eine Drempelaufmauerung erhalten, vielleicht, um dadurch eine bessere Siche-
rung gegen unliebsame Einwirkungen von außen her zu erreichen. Dem gleichen Zweck
haben wohl die beiden Torhäuser dienen sollen. Der Schlobitter „Grobschmied" fertigte sogar
besondere „spanische Reiter" an zur Verstärkung des Schutzes, mindestens in unruhigen
Zeiten. Es war nicht Romantik, die zur Anordnung der Torhäuser führte.
106 Von in den Akten des Archivs Schlobitten vermerkten Baudaten seien folgende genannt:
1718 Fällen des Bauholzes.
Bemühung um Zimmerleute aus der Festung Pillau. Anfuhr von Mauersteinen.
1719 Kalk für Innenputz beschafft und gelöscht.
„Die zwei Rotteyen Häuser seyn durch die Königsbergsche Zimmerleute abgebunden
und gerichtet."
4. ix. „die zwei Scheunen Neuen Vorwerks seyn völlig, die zwei Thorwege mit den
Ställen seyn meistens aufgemauret."
1720 Innerer Ausbau in allen Gebäuden.
1721 Dielung des Saales im großen Hause und Herstellung der Treppe.
1722 „Dem Kleinschmied sechs Floren vor zwei Fahnen und zwei Stern auf die Thürme ins
Neue Vorwerk" und „zwölf Floren vor zwei kupferne Knöpfe über die Thore." Beide
Windfahnen zeigen die Jahreszahl 1722.
1725 Mansardenfenster für das große Haus fertig. Die heutigen Dachgauben sind unbefriedi-
gender Ersatz von ehedem zweifellos gut gestalteten Aufbauten.
107 Über beide Bauten siehe Carl Grommelt, Die ostpreußische Bauverwaltung im Anfänge des
18. Jahrhunderts . . ., Allenstein 1922, S. 80/82 bzw. 71—78.
108 Feldm. A. z. Dohna, Rechnungen: Briefwechsel mit Andre le Jeune und La Fargue, 1705/06.
Beigefügt ein Kostenanschlag über eine Statue, 8 bis 9 Fuß hoch, die in Sandstein 80—100 Thaler
kosten soll, während der Preis in Marmor nicht vorher zu berechnen sei.
109 Ludwig Döry, Die Stukkaturen der Bandlwerkzeit in Nassau und Hessen. Schriften des Histo-
rischen Museums VII, Frankfurt/M. 1954, S. 14 u. S. 16.
110 (1) Anton Ulbrich, Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Ausgang d. 16. Jhs. bis
in d. 2. Hälfte des 19. Jhs., Königsberg 1929, Bd. II, S. 454ff., Abb. 530—536. (2) E. v. Czihak
und W. Simon, Königsberger Stuckdecken, 0. O., o. J.
111 Kapitän Raab aus Königsberg an Alexander (Dez. 1706): „Ich bin gestern bei dem Pirtzel
auf dem Schloß gewesen, allwo er an des Königs Chor arbeitet. Er ist sehr occupiert und fast
schlechter Hoffnung, daß er eher als 14 Tage nach dem Neuen Jahr komme." Gemeint ist die
Königsloge in der Schloßkapelle. Vgl. Ulbrich, S. 453. Durch diese Briefstelle wird die Liste
der archivalisch belegten Werke des Mathias Pörtzel um eine weitere Arbeit vermehrt.
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