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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0122
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Kreis Langensalza.

ciuskirche; die Gasse „hinter dem Barf üsser“, „beimBarfüsser“ („Barbsen“)
von dem betr. Kloster; der Lindenbühl von einem mit Linden bepflanzten
hochgelegenen Wege, dem ältesten ehemals ausserhalb, jetzt innerhalb der Stadt
belegeneil Wall; die Steingrub engasse von den vielen Steinbrüchen daselbst;
dieBornklauengasse nach dem Kamen eines darin wohnenden Bürgers Brosius
Claus; die Sperlingsgasse vielleicht in Folge der vielen daselbst stehenden Scheunen.
Der Brühl, auf dem das Hospital S. Georgii lag, wird als solcher jetzt noch wenig
genannt; der fast in jeder sächsischen und thüringischen Stadt vorkommende Käme
bezeichnet aber feuchte, mit Wasser versehene Gärten. Das Jahrmarkter- oder
Jahrmarkts-Thor wurde desshalb so benannt, weil in dessen Kälie, im Jacobi-
Viertel in alten Zeiten die Jahrmärkte abgehalten wurden.
Die Thore heissen jetzt: Das Erfurter Thor, das gothaische Gatter, das Bin-
dend) üliler (früher Johannis-) Thor, das Jahrmarktsthor, das Kriegsthor, das innere
und äussere Muhlhäuserthor, das Kiederhöver Thor, (früher Frauenthor, von der
Liebfraukirche), das Klagethor.
An schönen Plätzen ist die Stadt arm: der Schuhmarkt (dreieckig), der Ke u-
markt (dreieckig), der Kornmarkt und der Holzmarkt (vieleckig), der Töpfer-
markt (allein viereckig). Zwischen dem Kiederhöver Thor und der Liebfrau-
kirche hegt der Anger (dreieckig), mit alten Linden und Steinen umkränzt.
Im Mittelalter war längs der inneren Seite der Stadtmauer behufs der Ver-
theidigungsanstalten ein Verbindungsweg, der aber jetzt verbaut und zu Gärten
oder Höfen benutzt ist. Kach diesem Wege „hinter der Mauer“ bestanden eine
Menge kürzerer Verbindungen von den inneren Gassen, die den eigenthümlichen
Kamen „Weg-Wege“ führten (spr. Weckwege.)
Das ganze Terrain nördlich der inneren Stadtmauer vom inneren Mühlhäuser
Thor bis an’s alte Rosen- oder innere Frauenthor, hiess früher „das Rosenthal“,
und lag darin ein Vorwerk gleiches Kamens.
Dadurch, dass der mit hohen Futtermauern eingefasste und mit vielen Brücken
versehene „wilde Graben“ für das Hochwasser der oft anschwellenden Salza durch
den nordwestlichen Th eil des jetzigen Weichbilds geleitet ist, hat die Stadt sehr
häufig von grossen Wasserfluthen und nach deren Verlaufen von üblen Gerüchen
zu leiden gehabt. Man liebte aber offene Wasserläufe bei den Häusern, und noch
in diesem Jahrhundert floss in einigen Strassen das Wasser der Salza offen in
einer Breite von 2 — 3 Metern, und zahllose „Schrittsteine“ vermittelten den Ver-
kehr zwischen den beiderseitigen Bürgersteigen. Eine dritte Wasserleitung (kein
Quellwasser, sondern Salza-Wasser von Ufhoven) versorgt seit d. J. 1369 che
Stadt mit etwas reinerem Fliesswasser durch Laufbrunnen in verschiedenen Staclt-
theilen.
So, wie eben beschrieben, ist Salza vom J. 1387 ab bis in’s 19. Jahrhundert
im Wesentlichen unverändert geblieben, abgesehen selbstverständlich von den bau-
lichen Veränderungen in Folge der vielen und grossen Feuersbrünste, von denen
che Stadt 1438, 1506, 1517 und 1711 heimgesucht wurde. Kamenthch zerstörte
das letztere im äussersten Südwesttheile der Stadt ausgebrochene Feuer, das sich
der Länge nach über che ganze Mitte derselben verbreitete, den besten Stadttheil,
und unter mehreren öffentlichen Gebäuden auch einen Tlieil des Schlosses und das
Rathhaus, dessen Archiv fast gänzlich zu Grunde ging.
 
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