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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0324
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Kreis Mühlhausen.

Auf der grösseren von 1,04111 Durchmesser steht, ebenfalls in Minuskeln:
hrtfljnnita piß iitiif) fort liicrßmt po mtrfj
n. ii. iitcffff mi nur
Ausserdem ist darauf der Abguss eines Medaillons, auf welchem zwei Engel
dargestellt sind, welche den ungenähten Rock Christi ausgespannt halten. 1 *
(Klein -) Grabe.
Kirchdorf, 6,5 Km. östlich von Mühlhausen, am linken Ufer der Kotter,
1315 Graba superior, 1327 Graba orientalis. Vergl. vorstehend: Gross-Grabe.
Das Dorf ist Eilial von Grossgrabe, und scheint dies schon im Mittelalter ge-
wesen zu sein, da in einer Urkunde von 1315 (Herquot Kr. 682) ein „Guntherus
sacerdos, plebanus in inferiori Graba“ als Zeuge vorkommt. Im übrigen war
das ehemals befestigte Kleingrabe ursprünglich anscheinend bedeutender als Gross-
grabe.
Die Kirche ist aus dem vorigen Jahrh.; eine über dem westlichen Eingänge
stehende Inschrift:
OLIM . S . ALBANO .
nVnC Deo trInVnI saCrVM
giebt in der ersten Zeile über den ursprünglichen Titelheiligen (8. Albanus) Aus-
kunft und in der zweiten chronostichischen Zeile über das Erbauungsjahr (1717)
der Kirche. In derselben befindet sich ein Schnitz altar, der in der Mitte die
Madonna mit dem .Kinde und auf beiden Seiten zweimal drei Heiligenfiguren
enthält: ein geschmacklos restaurirtes. sonst gutes "Werk. Die Thüren sind mit
dem heil. Abendmahl und der Auferstehung bemalt.
Auf dem Thurme sind zwei Glocken von 1,00 und 0,87111 Durchmesser.
Die grosse Glocke hat. die Minuskelinschrift:
Uno 5m m ccccc° ii° sbaia pago apläeo crr> . entos rot lattaso . eputolent
beliquo sunt paco
Die Jahreszahl 1502 ist deutlich, aber der sich derselben anschliessende
fromme Spruch ist nicht vollständig lesbar. Kur das Bekannte „sabbata pango,
paco cruentos“ ergiebt sich wohl mit Bestimmtheit; „noxia frango, excito lentos“
scheint indess conjicirt werden zu dürfen. Ausserdem sind auf der einen Seite
der Glocke ein Crucifixus und zwei Bischofsfiguren dargestellt, und auf der
anderen stehen die Kamen: Heinrich Matthevs. Die kleine 1568 gegossene Glocke
zeigt den Spruch aus Phil. 1,21:
CHRiSTVS . IST . MEIN . LEBEN . VND . STERBEN . MEYIN . GEIVINN .
und charakterisirt sich dadurch als Todtenglocke.

1 Dasselbe Medaillon findet sich auf einer Glocke von 1508 zu Bodenrode im Kr. Worbis
und auf einer Glocke von 1518 zu Heroldshausen im Kr. Langensalza (Heft II. S. 15.)
 
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