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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0050
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Kreis Schweinitz.

38

Die Glocke von 0,C1 m im Durchmesser hat oben zwischen vier Reifen diese
Minuskefschrift:
dis . werck . gemachet . hat . got. gebe . seiner . sei rat . hilf.
Der Guss fällt etwa in die Mitte des 15. Jahrhunderts.
Die Sacristei wollen wir ihrer eigenthümlichen Ausbildung wegen für sich
besprechen. Sie liegt an der Nordseite der östlichen Kirchenhälfte und ist, wie
unsere Zeichnungen darthun, mit dem 2. bez. 3. Ostjoche durch eine kleine spitz-
bogige Thür in Verbindung gebracht. Was zuerst den Grundriss anbetrifft, so
bildet derselbe ein nicht sehr regelmässiges Sechseck, dessen Seiten zu vorgebauten
Räumen durchbrochen sind. Letztere bilden gleichsam kleine Kapellen, durch
deren Fenster der gemeinsame Mittelraum erhellt wird. Das Aeussere bekommt auf
diese Weise das Ansehen eines sechsseitigen Centralbaues mit sechs Risaliten.
Siehe den Grundriss Nr. 16. Wie es nun scheint, ist dieser Bau ursprünglich ein-
stöckig und etwa gleichzeitig mit der östlichen Kirchenhälfte aufgeführt; denn un-
mittelbar über den Scheiteln der Fenster zieht sich aussen ein Fries hin, der dem
am Hauptgesimse, von vier und mehr Pässen gebildet, gleicht, jetzt aber erneuert
ist. Das Profil der Fenstergewände des Erdgeschosses zeigt Nr. 28. Fs schliesst
sich dem der Kirchenfenster östlich ganz an. Die Fenster selber sind spitzbogig.
DasSockelprofilNr. 29 ist eigenartig. Das Obergeschoss dieses Sacristeianbaues hat


Nr. 28. Nr. 29.

nur einfache Schrägen als Fenstergewände; der Nordost- und Nord Westseite sind
Giebel aufgebauO welche von Nischen und Staffelschrägen belebt werden. Diese
Architectur harmonirt viel mehr mit der der westlichen Kirchenhälfte, wenn sic
nicht in eine noch jüngere Zeit gehört. Im Inneren wird der Raum des Erd-
geschosses von Kappen derart überdeckt, dass sich dieselben auf in einem Punkte
gekreuzte und von Ecksäulen getragene Rippen stützen. Letztere haben unbe-
deutende Capitelle und über ihnen sieht man in halbrunder Umrahmung:
s. Zeichnung a. den Stier des Lucas, b. einen Engel, c. den Marcuslöwen, d. den
Engel des Matthäus, e. den Adler des Johannes, f. eine in der Vorderansicht dar-
gestellte Figur sitzend und die Ellenbogen auf das Knie gestützt, während die
Hände seitlich erhoben und offen sind; vielleicht soll hier ein Salvatorbild vor-
gestellt werden. Die Kapellonräume sind je mit einem Kreuzgewölbe überdeckt.
Im Obergeschosse, welches sich gegen, das Schilf in einem Flachbogen von der
Weite des Joches öffnet, befindet sich eine Kirchstube. Der Raum ist mit jenem
dütenförmigen Gewölbe überdeckt, welches für die allerspäteste Zeit der Gothik
kennzeichnend ist. —
Die Begräbnisskircho, der h. Katharina geweiht, liegt westlich in der
Torgauer Vorstadt auf dem Friedhofe. Sie ist ein oblonges, thurmloses Backstein-
gebäude, dessen Wände zu halbsteintiefen, spitzbogigen Nischen, die theilweiseFenster
 
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