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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0051
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Hilmersdorf.

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bilden, aufgelöst sind. Die Thür befindet sich jetzt nördlich, ist ursprünglich
jedoch im Westen angelegt gewesen. Ob ehemals ein Vierpassfries das Haupt-
gesims begleitet hat, wie es jetzt der Fall ist, muss dahin gestellt bleiben. Die
Steine haben das nebenstehende Format und den gothischen
Verband ^ - darnach wäre anzunehmen,
dass der Bau noch in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts ge-
hörte, während wir übrigens geneigt wären, ihn erst dem 15. Jahrhundert zu-
zuschreiben. Auf diese Entstehungszeit deutet auch die Altarplatte hin. Sie
hat das in Nr. 30 dargestellte Profil, welches hauptsächlich in einer von zwei
schrägen Iüättchen eingefassten Kehle unter einer stärkeren senkrechten Platte
besteht. Nicht allzuweit von jeder ihrer Ecken und in ihrer Mitte befindet sich
je ein eingemeisseltes Weichkreuz von der in Nr. 31 dargestellten Form, aus



Nr. 30.


welcher erhebt, dass die Einweihung des Altares eher im 15. als im 14. Jaluh.
geschehen sein dürf'teJ) An der Westwand der Kapelle sieht man ein Gemälde,
welches die Grablegung Christi darstellt und aus dem 17. Jahrhundert stammt.
Es ist zwar nicht bedeutend, aber seine Composition ist nicht ganz übel.
Auf dem Friedhofe sieht man südlich von der Kirche ein schmiedeeisernes
Grabkreuz mit einem Schrein inmitten. Es ist 1743 von dem Schlossermeister
Dobe — also demselben, der das Altargitter der Hauptkirche geschmiedet hat —
gefertigt und darf eine recht gute kunstgewerbliche Leistung genannt werden.
Das Rathhaus der Stadt, an der Südseite des Marktplatzes gelegen, bietet
noch einige Kunstförmen, die zu erwähnen sind. Es ist ein rechteckiges Gebäude
mit zwei Renaissancegiebeln, die bewegte Umrisslinien zeigen, und mit einem
Dackerkner gegen den Marktplatz inmitten des Gebäudes. Auf dem Dachfirste
erhebt sich ein achtseitiger Dachreiter. 1680 ist das Bauwerk vielleicht auf der
Stelle eines älteren erbaut. Es soll aus dem alten Kloster (der Augustiner?) ent-
standen sein, i

Hilmersdorf.
Filial von Stechau, 7,5 km östlich von Schlieben gelegen, hat eine inmitten
des Dorfes liegende Kirche. Das Schiff schliesst östlich mit halbrunder Apsis und
ist vielleicht noch romanisch. Westlich ist ein quadratischer Thurm, der schmäler
als das Schiff ist, in verblendetem Fach werk in der Axe des Schiffes und mit
einem Satteldache gegen Norden und Süden vorgebaut. Seine Entstehung ist wohl
erst in das 16. Jahrhundert zu setzen. Nicht uninteressant, wenn auch einfach,

0 Siehe die Angaben des Verfassers über Weihkreuze auf Altarmensen in der Zeitschrift
für christliche Kunst 1889 8. 185 u. s. w. 2) g. Schumanns Lexicon.
 
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