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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0037
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Herzberg.

zeigt die nicht unschöne Schnitzerei der Predella, die einen Kelch auf einem
Wappenschilde inmitten hat.
Die Glocke von 0,70 m Durchmesser hat oben zwischen zwei starben Reifen
ein von kleinen Kreisen formirtes Zickzackornament und unter diesem Bande ein
Zickzackornament in Linien, wie Nr. 15 zeigt. Der Guss gehört in die erste Hälfte
des 11 Jahrhunderts.
Die Glocke von 0,56 m in) Durchmesser hat oben zwischen vier flachen Reifen
diese Minuskelschrift:


der Strich über i fehlt.

Hemsendorf.

Rittergut, zu Gorsdorf gehörig, 5 km westlich von Jessen gelegen, hat im
Schlosse eine bedeutungslose Capelle, ln der Südostecke des Schlosses ist ein
achtscitigcr Thurm mit einem Haubcndachc; auf ihm hängt eine Uhrglocke. Die
Erbauungszeit gehö)t wohl erst in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Herzberg.

Stadt von etwa 5000 Einwohnern, ist 3 km von der Eisenbahnstation der
Berlin-Dresdener Strecke entfernt. Bis gegen 1800 war der Ort durch Wall und
Graben befestigt. Im 13. Jahrhundert gehörte Herzberg den Grafen von Brehna,
da einer Urkunde zufolge Graf Dietrich von Brena 1254 hier eine Münze hatte.
Johann Friedrich der Grossmüthigc hielt sich hier oft auf, gab Feste und dcrgl.
Wie in Delitzsch wurde im Mittelalter hier ein Adeltanz gehalten, zu dem der Rath
der Stadt dioThcilnehmcr mit Wein, Bier u s. w. bowirtheto. Dazu war auch ein
im vergangenen Jahrhundert cingcgangcncs Haus bestimmt. 1506 wurde der Pest
wegen die Universität von Wittenberg hierher verlegt. 1600 und 1723 brannte der
Ort fast ganz ab. Es gab bis zur Reformation ein Augustincrkloster, welches
alsdann vom Rathc eingezogen wurde und seitdem unter dem Namen eines Mar-
stalles verwaltet wird. 1578 fand hier in Bezug auf den Krypto-Oalvinismus ein
Religionsgcspräch statt. Die Einwohner treiben Ackerbau Viehzucht, Gemüsebau
und den Flachshandel. Unter dem Handwerk stehen die Tuchmacherei und Töpferei
voran.i
Das hauptsächlichste Gebäude ist ohne Zweifel die der h. Maria geweihte
Hauptkirchc, welche inmitten der Stadt frei liegt.- Sic ist ein Backsteinbau und
1864 —1868 rcstaurirt worden. Diese Restauration ist für die ursprünglichen
Kunstformen zumeist ohne Schaden geblieben; nur dass die unverputzt gewesenen
Backsteinwände im Inneren einen Oelfarbenanstrich von blassrother Farbe und
die östlichen Fenster Sandsteinmaasswerke bekommen haben, wird unangenehm
bemerkt.
' S. Schumann: Lexicon. — - Schumanns Lex. etc. bemerkt, dass die Kirche viele
Glasmalereien, schone Gemälde und Statuen habe. Davon sind nur noch die Gewölbe-
malereien vorhanden.
 
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