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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0013
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Einleitung.

erSchweinitzer Kreis, 10i7 qkm gross, liegt zwischen dem 51. und
52. Grade nördlicher Breite und dem 30. und 31. Grade östlicher
Länge. Er hat eine von Ostsüdosten nach AVestnordwesten sich
erstreckende, etwa doppelt so lange wie breite Gestalt und wird
begrenzt nördlich und östlich von der Provinz Brandenburg,
südlich von dem Liebenwerdaer und Torgauer Kreise und westlich
vom Kreise Wittenberg. Eine Strecke bildet die Elbe die Grenze
im Südwesten. Daselbst tliesst in dieselbe ein die schwarze Elster, welche sich
durch den südlichen Theil des Kreises hinzieht, und an welcher Herzberg, Schweinitz
und Jessen liegen. Ausser bei Jessen und im östlichen Theile des Kreises, wo
einige bergige Erhöhungen sind, ist das Land flach, jedoch in grossen Strecken,
besonders östlich und westlich, bewaldet. Land- und Forstwirtschaft dürften im
Kreise hauptsächlich gepflegt werden.
Beachtenswert ist, wie sich im Kreisgebiete namentlich in der Umgebung
von Herzberg noch die alte Eigenart der Bewohner erhalten hat und in den Bauten
ausspricht. Bekanntlich ist auch diese Gegend durch das Eindringen der Nieder-
sachsen erst völlig christianisirt worden. Nachdem die Wenden, welche hier
wohnten, von Heinrich I. und Oftol. besiegt und unterjocht waren, hat es indessen
scheinbar doch noch geraume Zeit erfordert, bevor die Sieger überall festen Fuss
fassen konnten. Kein Bauwerk lässt sich vor, kaum in das 11. Jahrhundert setzen.
Die Sachsen nahmen Besitz von den Gütern der unterdrückten, wohl auch zum
Theil durch den Krieg ausgestorbenen wendischen Einheimischen, und so kommt
es, dass noch heute an einigen Orten deutsches, an anderen wendisches Wesen
vorherrscht. Das Unterschiedliche liegt darin, dass die Sachsen ernster sind und
sich mehr dem Ackerbau, welcher körperliche Anstrengung erfordert, als dem
Handel und Gewerbe widmen. Sie sind roher, weniger nachgiebig und ihr
zähes Festhalten an alter Gewohnheit artet oft in Bauernstolz aus. Die Wenden
dagegen sind heiterer und beweglicher, ja schmiegsam bezüglich aller Neuerungen.
Sie haben die Oultur des Waldes, den Handel und das Handwerk immer bevorzugt.
Nach Angabe derer, die aus langjähriger Beobachtung wohl zu einem Urtheile
über diese Verhältnisse berechtigt sind,*- soll man solche Unterschiede namentlich
gut auf den Jahrmärkten z. B. in Herzberg bemerken können. Die Nachkömmlinge
der Wenden ziehen dahin als Verkäufer mit allerlei Waaren, verstehen zu handeln
und übervortheilen die Sachsen, die dorthin kommen, um nach wochenlanger


D Ich nenne als einen solchen den Herrn Dr. med. Franz in Herzberg.
 
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