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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0030
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Kreis Schweinitz.

ein Becken emporhält. Die Mittelhgur ist die Madonna mit dem Kinde; rechts
steht die h. Elisabeth von Thüringen mit einer Kanne nnd mit Broten auf einer
Schüssel. Der linke Flügel hat folgende Gemälde: anf der Aussenseite die h. Bar-
bara mit einem Kelche, hinter ihr sieht man auch den Thurm, ihr Gefängniss; auf
der Innenseite ist der h. Nikolaus als Bischof mit Broten dargestellt. Der rechte
Flügel hat aussen die h. Katharina mit dem Schwerte, innen den h. Hubertus in
der Tracht eines vornehmen Mannes mit Pfeilen und Bogen. Das Kleeblattbogenfeld
über der Mittelpartie zeigt den thronenden Christus auf der Weltkugel; links von
seinem Kopfe geht eine Lilie, rechts ein Schwert aus, eine schon frühmittelalterliche
Auffassung der Majestas domini. Ausser Engelsköpfen sieht man noch links eine
Frau, rechts einen Mann, vermuthlich die Stifter des Altarschreins. Die Predella
ist mit dem Schweisstucho der h. Veronica, das von zwei Engeln gehalten wird,
bemalt. Die Gemälde sind theilweise durch verständnisslose Uebermalung nament-
lich des Grundes geschädigt, während die Köpfe meistcntheils unberührt gelassen
sind. Der Stil ist mittelmässig. Die Sculptur ist hinsichtlich der Gesichter nicht
übel; die Gewandung zeigt Knitterfalten, die in den Gemälden fehlen. Uebrigens
ist auch diese Schnitzerei nicht bedeutend. Das ganze Werk gehört in den Anfang
des !0. Jahrh. Auf dem Kirchenboden liegt noch die geschnitzte Figur eines thronenden
Bischofs alterthümlichen Stils, streng gehalten, fast faltcnlose Gewandung; das Stück
ist beschädigt. Die Entstehungszeit mag das 13. oder 14 Jahrhundert sein.
DieGlocke von0,51 m im Durchmesser hat über einem Christuskopfe diese Schrift;
EHRE SEI GOTT IN DER HOEHE.
Darunter steht:
GEGOSSEN VON G. & F. KOBITZSCH IN TORGAV 1874;
ferner andererseits Namen.
Die Glocke von 0,69 m Durchmesser hat unter dem Brustbilde Luthers diese Schrift:
EINE FESTE BVRG IST VNSER GOTT.
Andererseits steht in einer ovalen Einfassung:
GLOCKENGtESSERE! GEBR. VLR1CH APOLDA,
darunter:
GEGOSSEN 1884 HV1 1AHRE NACH DE1V1 LVTHER 1AHRE.
Gadegast.
Pfarrkirchdorf, 1 km nordwestlich von Seyda gelegen. Die Kirche ist nord-
westlich im Dorfe; sie zeigt eine entwickelte romanische Anlage, über deren Apsis
man das Dach des Chorraumes mit hingezogen hat. An der Apsis behudet sich
aussen unter einem Fenster eine viereckige Nische, ehemals wohl für ein Heiligen-
bild bestimmt gewesen. Westlich ist ein quadratischer Thurm mit Spitze risalit-
artig vor etwa drei Jahrzehnten erbaut worden. Ln Norden der Apsis befindet
sich ein unbedeutender (spätgoth.?) Sacramentsschrein.
Ln Altäre, welcher hohl ist, liegt ein Kelch von vergoldetem Kupfer; derselbe hat
einen sechsblätterigen Fuss und am Stilus V. D. M. I.E— verbum domini manet in
aeternum; dieCuppa ist sehr hoch; desshalb gehört dieser Kelch erst dem 16. Jahr-
hundert an oder ist noch später hergestellt. Ln Altäre liegt auch eine geschnitzte
 
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