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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0074
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62

Kreis Schweinitz.

ein Hirsch -j- o -j- rex -j- glorie -j- veni cum -}- pace

-j-d" -[- m -j- cccc unter dieser Reihe fortfahrend
Medaillon mit dem Monogramme Christi iv' -j- Hu -
Das Jahr ist mithin nicht genau zu erkennen. Auffallend ist schon das a° für anno
besonders jedoch das d für domini.

Schweinitz.
Stadt von etwa 1400 Einwohnern. 7 km nördlich von Annaburg im Torgauer
Kreise und 6 km östlich von Jessen an der schwarzen Elster gelegen, witvU) in
einer Urkunde von 1182 Swinze, auch in der Volkssprache wohl noch jetzt
Schwienze genannt. 2) Scheinbar ist der Ort bereits wendischen Ursprungs und
gehörte in ältester Zeit wohl zur Niederlausitz. Nach dem Tode des Markgrafen
Conrad 1182 scheint er ein Partinenzstück der Grafschaft Wettin gewesen
zu sein. Heinrich von Wettin schenkte in der Folge den grössesten Theil der
Schweinitzer Pflege dem Neuwerkskloster zu Halle a. S. und dieses trat dieselbe
im Anfänge des 13. Jahrhunderts schon wieder an das Magdeburger Erzstift ab.
1362 überliess der Erzherzog Dietrich dem Kurfürsten Rudolf 11. die Vesten
Schweinitz und Wiesenburg gegen das Schloss Gatersleben. Zufolge einer Ur-
kunde von 1339 scheint zu dieser Zeit bereits ein kleiner Ort mit einer Kirche
bei dem Schlosse gestanden zu haben. AlbrechtHI. verschrieb das Amt Schweinitz
seiner Gemahlin Oska als Leibgedinge und als solches erhielt es später auch die
Kurfürstin Hedwig zu Lichtenburg. 1373 wird dann der Ort als Stadt zuerst
genannt. Auf dem jetzt verschwundenen Schlosse wurden die Söhne Rudolfs III,
Wenzel und Sigismund , 1406 durch den einstürzenden Thurm erschlagen. 1470
liess der Kurfürst Ernst das baufällige Schloss wieder hersteilen. 1532 starb da-
selbst Johann der Beständige. Dieses Schloss lag auf dem Berge bei der Stadt,
unter dem die Fliessbach in die Elster einmündet. Es wurde 1486 zum Jagd-
schlösse bestimmt und daselbst ein Thiergarten mit einem Forsthofe angelegt.
1517 soll hier Friedrich der Weise jenen bekannten Traum gehabt haben, worin
er einen Mönch schreiben sah, dessen Feder bis Rom reichte. 1576 wurde das
Schloss abgetragen.3) 1600 erbaute man ein Amtshaus 1505 brannte die Stadt ab,
ebenso am 16. April 1637, als Reiter Banners sie angezündet hatten. 1665 wird
wiederum von einem Brande gemeldet, nach welchem das Amtshaus 1668, dei
Kirchthurm 1714 wieder aufgebaut wurden.
Auf dem Hügel jenseits der Elster stand bis 1502 eine Marienkapelle für
Ablassertheilung; der Hügel führt daher noch jetzt den Namen Kapelle. Ein

0 Nach Schumanns Lexicon.
2) Dass der Name in Zusammenhang mit der Schweinehatz gebracht ist, welche die
Askanischen Fürsten, die hier ein Jagdschloss erbaut haben sollen, abhielten, beruht lediglich
auf Erfindung.
0 Dem Verfasser wurde mitgethcilt, dass das Schloss der sächsischen Kurfürsten erst
in den Vierzigerjahren dieses Jahrhunderts völlig abgebrochen sei.
 
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