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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0053
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Jessen.

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Holzdorf.
Pfarrkirchdorf, 7,5 km ostsüdöstlich von Schweinitz gelegen, hat seine Kirche
inmitten des Dorfs. Dieselbe ist ein stilloser 1884 in Dachstein vollendeter Ban
mit dreiseitigem Schlüsse im Osten und westlich einem quadratischen Thurme, der
oben an den Ecken Fialen mit dazwischen liegender Galerie hat, über welche die
Spitze sich erhebt.
Die Glocke von 0,72 m im Durchmesser hat diese Schrift:
GVSS VON GEBR VLR1CH IN APOLDA 1882,
ferner steht an der Glocke:
EINE FESTE BVRG IST VNSER GOTT.
Die Glocke von 0.00 m im Durchmesser hat oben dieselbe Schrift wie die
vorige; an ihr sieht man das Relief eines Christnskopfes, darunter steht:
EHRE SEI GOTT IN DER HOEHE,
andererseits:
GOTT SEGNE DAS KIRCHSPIEL HOLZDORF.
Jessen.
Stadt von etwa 2500 Einwohnern, Station der Eisenbahn zwischen Witten-
berg und Falkenberg, 9 km nordwestlich von Annaburg im Torgauer Kreise ge-
legen. Der Ort heisst in Urkunden des 12. Jahrhunderts Jezzant und gehörte in
den ältesten Zeiten zur Mark Landsberg. 1317 sind die von Wernigerode die
Besitzer. Alsdann ist der Ort wie das benachbarte Schweinitz Witthum der Kur-
fürstinnen aus dem Askanischen Hause gewesen. Als die Universität Wittenberg
gestiftet wurde, wurde aus ihm eine Präbende der dortigen Stiftskirche. 1646
brannten die Schweden ihn nieder. Auch über die Jahre 1678 und 1729 wird von
grösseren Feuerschäden gemeldet. Da es schon 1580 Artikel einer Winzerbrüder-
schaft giebt, so muss bereits damals der Weinbau hier gepflegt sein, wie er auch
jetzt hier eine grössere Cultur findet. 1640 bestätigte der Rath jene Artikel der
Winzergenossenschaft.
Das Schloss bei Jessen, welches vor einigen Jahrzehnten abgebrannt ist,
hat nach der Wiederherstellung keine Bedeutung mehr in baulicher Hinsicht. Es
wurde 1525 von Friedrich dem Weisen den beiden Söhnen, die ihm von einer
Hauptmannstochter geboren waren und sich Bastian (Bastei) und Fritz nannten,
vermacht, und diese hiessen nun von Jessen. Später kam das Schloss in Privatbesitz, i)
Die dem h. Nicolaus geweihte Kirche liegt in der Stadt nördlich vom Markt-
platze. Nicht allein in dem Brande 1646 wmrde die Kirche zerstört, sondern auch
dadurch beschädigt, dass 1657 ihr Thurm einstürzte. ln Folge der Veränderungen
ist das Gebäude der Hauptsache nach aus dem 17. Jahrhundert, jedoch sind ältere
Theile in dasselbe verbaut, die auf das 16. Jahrhundert schliessen lassen, aber auch
älter sein können. Der Bau stellt sich dar als ein oblonges, östlich gerade
schliessendes Schiff mit rechteckigen Ausbauten auf der Nord- uud Südseite. Diese
Anbauten öffnen sich in einem Bogen gegen das Kircheninnere und liegen ein-
ander gegenüber, jedoch mehr westlich, sodass an der Nordseite noch zwei ältere

9 S. Schumaun's Lcxicon, wo sich auch weitereLiteratur über den Ort angegeben findet.
 
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