Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0025
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Collochau.

13

Collochau,
seither Colochau geschrieben, soll den Ort uni ein Loch, einen Sumpf bedeuten.
Pfarrkirchdorf, 4,5 km westlich von Schlieben gelegen. Die Kirche, inmitten des
Dorfes liegend, hat einen oblongen Grundriss. Die Ostwand wird von drei Fenstern
durchbrochen. Nördlich und südlich sind Kirchstuben ausgebaut. Es scheint, als
ob der westliche Theil des jetzigen Gebäudes ursprünglich das Schiff eines roma-
nischen Baues gebildet habe, der in gothischer Zeit gegen Osten verlängert worden
ist. Man bemerkt noch stellenweise die romanische Fugentechnik dieser Gegend
und kann noch den ursprünglichen Triumphbogen erkennen. Der Thurm ist iu
der Breite des Schiffes von Fachwerk oben mit abgewalmtem Dache westlich später
angebaut.
Hinter dem Altäre dienen als Brüstung des Zuganges zur Kanzel die Ge-
mälde eines Altarschreins aus dem 15. Jahrhundert. Gegen Norden befindet sich
das Abendmahl, welches indessen aus späterer Zeit stammt als die beiden anderen
Theile, ferner auf einer Tafel, die viergetheilt ist, nachstehende Scenenvorthcilung,
also oben links die Dornenkrönung, rechts der Crucihxus mit Maria und auffallender
AVcisc Johannes d. T., untcnlinksdieGrablegung, rcchtsdie Auferstehung. GcgcnSüdcn
sieht man auf einer ebenso getheilten Tafel oben links Christus vor Pilatus, rechts
die Geisselung, unten links die Scene am Oclbcrge, rechts die des Judaskusses.
Norden. Süden

Der Stil ist sehr charakteristisch, aber es kommen viele Verzeichnungen vor,
auch ist die Ausführung nur skizzenhaft, wohl weil der Verfertiger viele solcher
Altäre fabrikmässig herzustellen hatte.
Am Altäre haben sich die farbigen Holzhguren eines spätgothischcn Schreins
erhalten: links sieht man die h. Anna selbdritt, rechts eine nicht wohl zu bestim-
mende Heilige, welche die Hände über die Brust kreuzt (Maria? Magdalena?).
Auch auf dem Thurme haben sich noch einige Reste von figürlichen ITolz-
sculpturcn aus der Spätzcit des Mittelalters erhalten; man sieht ein armloses Corpus
Christi in Dreiviertellebensgrössc, nicht unbedeutend; ein zweiter Crucihxus ist
kleiner und weniger gut; endlich noch eine Pieta, bei der Kopf und Arme nicht
mehr fest sitzen; der Stil ist von eigenthümlichcm, aber nicht schönem Charakter.
Die Glocke von 0,86 m Durchmesser hat oben zwischen vier Reifen diese
Minuskelschrift:
V anno dm sj? millesimo sj? cccc T xxxnT.
An der Krone haben die Oehre eine Ausbildung in Flechtwerk erhalten.

('hristus
vor
Pilatus.
(fcissc-
lung.
Oelberg.
Kuss des
J udas.

Dornen-
Kreuzi-
Abendmahl,
krönung.
gung.
jünger
als die beiden
anderen Tafeln.
Grab-
legung.
Aufer-
stehung.
 
Annotationen