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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0017
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Arnsnesta.

rechte stark beschädigt ist, sind Malereien, die Scenen aus der Legende einer Hei-
ligen (Magdalena, Elisabeth oder Anna?) darstellen. So sieht man auf dem linken
Flügel die Heilige mit einem Lilienstengel in der Hand sitzen und hinter ihr drei
Männer; vor ihr ist zu sehen eine Frau mit drei nackten Kindern und ein Mann,
welcher einen Knaben unterrichtet. Jn geschlossenem Zustande sieht man an
der Predella nur Malereien; in den dreiseitigen Eckstücken sind Fngelsküpfe
zwischen nachträglich durch Uebermalung entstellten Wolken; auf dem linken
Flügel ist die Dreieinigkeit durch Gott Vater mit der Tiara auf dem Haupte,
Christus und die Taube vorgestellt, auf dem rechten die h. Magdalena mit ihrer
jetzt unkenntlich gewordenen Salbbüchse; sie zeigt mit der Linken anf den ihr
geweihten Altar. Die Figuren an der Predella sind nur Halbhguren. Wenn die
Predella geöffnet wird, enthält ihr Mittelthcil eine geschnitzte Pieta als Halbfigur;
der zugehörige Körper Christi ist im Massstabe kleiner gehalten. Der linke Flügel
ist bemalt mit der h. Katharina, die zwar ihr Schwert hat, aber ohne Krone ist;
ihr Gesicht ist von besonderer Schönheit. Der rechte Flügel enthält das Bild der
h. Barbara, die ebenfalls ungekrönt ist; sie liest in einem Buche und hat hinter
einen sich Thurm mit einem Hosticnkelche in dessen Thür; sie ist wohl etwas
verzeichnet, wie denn überhaupt der Contur aller dieser Gemälde leicht und
flüchtig und stellenweise nicht ganz richtig ist. Trotzdem hat der Stil dieser
Malerei etwas Anheimelndes und Urdeutsches, welches sich namentlich im Aus-
drucke der Gesichter documentirt z. B. in deu Engelsköpfen, im Gesichte der
h. Katharina und besonders in der Darstellung der Dreieinigkeit. Leider sind die
Wolken und einiges andere durch nachträgliche Uebermalung mit Kalkfarben be-
schädigt, die Köpfe jedoch nicht. Die Sculptur ist kaum mehr als mittelmässig
zu nennen.
Der Taufstein, oben vieleckig, scheint romanisch aber später umgearbeitet
zu sein.
Die Glocke von 0,64 m. Durchmesser hat die Angabe: Ps. 45 V-21, und ausser
Namen: MOH €&M(!r& j5f!üf:C !!t MlittfUtHTt) !!164; auch zwei Engel mit
Kreuzen schmücken sie.
Die Glocke von 0,84 m Durchmesser hat einerseits den Vers
EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE, FRIEDE AVF ERDEN VND DEN
MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN,
andererseits unter einem mit Palmen gezierten Kreuze
GVSS VON CARL FRIED. VLRICH IN APOLDA 1884.
Arnsnesta.
Pfarrkirchdorf, 7 km nordwestlich von Herzberg gelegen, hat seine Kirche
östlich im Dorfe. Sie ist ein östlich dreiseitig schlicssender Fachwerksbau mit einem
Thurme im Westen, der schmäler als das Schiff, unten quadratisch und oben acht-
seitig ist. Der Bau gehört, dem vorigen Jahrhundert an. Der Taufstein hat eine
achtscitige Gefässform, die auf einem dockenförmigen Fusse steht. Kartuschen-
schmuck ist reichlich angebracht; inschriftlich ist dieser Taufstein von 1604.
Auf dem Kirchenboden liegt der vormalige Schalldeckel zur Kanzel, welcher
reich mit Engeln, Scenen aus dem Leben und Leiden Christi und Zierrathen aus
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