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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0027
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Cremitz. — Düssnitz.

15

Cremitz.
Filial von Holzdorf, G,5 km südüstlich von Schweinitz gelegen, hat eine
nordwestlich im Dorfe liegende Kirche. Dieselbe ist ein ösllich dreiseitig schliessender
Fachwerksbau mit einem westlich aufgebauten, unten quadratischen oben achtseitigen
Dachreiter. Inschriftlich ist das Gebäude nach einem Brande 1783 errichtet.
Ueber der Verkröpfung der Säule links am Altäre befindet sich die halb ein Holz
geschnitzte Figur des h. Stephanus als Diacon mit Steinen, ihr entspricht rechts die
der h. Magdalena mit der Salbbüchse; wie es scheint ist der Stil dieser spätgothischen
Sculpturen nur mittelmässig. Im Taufsteine steht ein grünglasirtes Becken, etwa
von der Form und Tiefe unserer Waschbecken. An der schrägen Wandung sieht
man in einer Mandorla die Madonna mit dem Kinde und sieben andere Figuren,
von denen aber nur die eines Apostels(?) erhalten ist. Die anderen, zur Hälfte
abgebröckelt, zeigen, dass sie auf den daselbst breit scharrirten Grund aufgeklebt
worden sind. Den Boden nimmt Matthäus (?) mit seinem Engel ein in einem
Rundtheile. Auf dem Gefässrande steht:
Marci ; am j letzten i Wer ; da ; geleibt ; und Getaauift j wierdt j ter
; wiert ; selieg } wer ; aber : niecht : gelaubet j der ; wiert : ver : tarnt 1674.
Gewiss ein seltenes Stück von so langerBenutzung.
Die Glocke von 0,5C m im Durchmesser hat oben zwischen vier Schnüren
eine zwar noch durch Einritzen in den Mantellehm entstandene Inschrift, aber
von so ausgebildetenFormen, dass sie erst gegen 1350 gegossen worden sein kann.
Da wir in unserer Arbeit über die Altersbestimmung der Glocken diesem Stücke
eine genauere Beschreibung haben zu Theil werden lassen und ein Stück ihrer
Schrift abgebildet haben, so genügt es hier, ihren Wortlaut anzuführen, i)
IOMI V (,HKRIA V MDR V V
Einige Buchstaben stehen verkehrt.
Die Glocke von 0,71 m im Durchmesser hat oben zwischen zwei Reifen eine
Minuskelschrift, die, obwohl ihre Buchstaben erkennbar sind, doch keinen Sinn hat
Ein Medaillon, umzogen von zwei concentrischen Kreisen, zwischen
denen eine unleserliche Schrift steht, enthält scheinbar die Kreuzigung-
Christi mit Maria und Johannes. Dann folgt die Schrift mit Kreuzen
als Trennungszeichen. Dieselbe ist über Wachsmodellen hergestellt,
aber scheinbar von einem des Lesens bezw. des Schreibens nicht kundigen Manne,
welcher die Buchstaben nach Gutdünken an einander reihete und so durch Kreuze
trennte, dass der Anschein entstand, es seien Wörter. Dergleichen Glockenschriften
finden sich häutiger zur Zeit des Anfanges der Herstellung mittels Wachsmodellen,
also in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Düssnitz.
Kirchdorf, Filial von Rade, 8,5 km südwestlich von Jessen. Die Kirche liegt
westlich im Dorfe und ist dem Anscheine nach ein Bau der spätgothischen Zeit,
welcher durch Aufmauerung und Fensteranlage umgeändert ist. Der Ostschluss
zeigt eine gerade Wand; der Thurm im Westen ist quadratisch, jedoch schmäler


0 S. S. 16 und Tafel 2 Abb. 10.
 
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