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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0014
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Einleitung.


Arbeit in einigen fröhlichen Stnnden ihren Verdienst zu verthun. Für nnsere
Zwecke schon bemerkenswerther ist, dass die Verschiedenheit sich auch in den
Kleidern zeigt. Die Sachsen lieben ernstere Farben, dunkel, grau, blau oder
neutral, überhaupt gebrochene Töne; die Wenden dagegen kleiden sich in glänzende
Stoffe, in ein fast schreiendes Roth, in ein heiteres Blau u. s. w. Noch grösseres
Interesse hat die verschiedene Bauart, weniger freilich bezüglich der Ortsanlage —
die charakteristisch wendische im Kreise um einen runden Platz ist mit der Zeit
meistentheils verwischt — als hinsichtlich der Häuser selber. Bei den Sachsen
sind sie in jenem Riegelfachwerk ausgeführt, welches unserer Ansicht nach ein
Ueberkommniss von den Römern an die Sachsen ist; diese sind, so viel wir wissen
vor ihrer Berührung mit den Römern noch nicht im Stande gewesen Gebäude
aufzuführen, die sich nur entfernt mit solchen hätten vergleichen lassen, wie sie
von den Römern zu landwirtschaftlichen Zwecken so vielfach längst ausgeführt
wurden und die unseren Ringelfachwerksbauten gleich construirt waren. Bei den
Wenden findet sich dagegen grossentheils noch der Blockhausbau. Verschieden
ist auch der Lageplan der Gebäude eines Gehöftes und der Grundriss der Gebäude
selbst, indessen reicht die Zahl der von dem Verfasser besichtigten Häuser noch
nicht hin, um ihn in den Stand zu setzen, mit Sicherheit die kennzeichnenden
Merkmale anzugeben. Und es ist durchaus nöthig, erst eine möglichst grosse
Anzahl untersucht zu haben, weil für die Einrichtung eines Gebäudes gar zu
viele Sonderinteressen mit bedingend sind, und letztere da, wo sie an einem Orte,
mehrfach dieselben sind, gar zu leicht zu Trugschlüssen verleiten. Wir begnügen
uns daher hier für andere Forscher ausdrücklich darauf hingewiesen zu haben.
Alle Ereignisse der späteren Geschichte sind für das Gebiet des Kreises
weniger formbildend gewesen. Dagegen unterlassen wir nicht auf einige Wälle
tief im Walde in der Umgegend von Herzberg aufmerksam zu machen als auf
Erzeugnisse vorgeschichtlicher Zeit und wahrscheinlich wnndischer Herkunft. Sie
haben vermutlilich in Kriegszeiten als Versteck für Greise, Weiber, Kinder und
für das Vieh gedient, da sie ziemlich geräumig sind, versteckt liegen, meist
Wasser haben, aber einer Erstürmung kaum namhaften Widerstand geboten
haben können, i

i Vergleiche: Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft H, S. 25: Die so-
genannte wüste Kirche hei Meusebach im Amtsgerichtsbezirk Roda.
 
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