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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 15): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Schweinitz — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.25509#0062
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Kreis Schweinitz.

Die Gewölbe, die rippenlos sind und dütenförmige Kappen haben, können erst
spätesten Gothik angehören. Dass wir es hier mit einer im Langhause dreischiffigen
Anlage zu thun haben, ergiebt eine eingehende Untersuchung. Denn während die


Nr. 84.
östliche Hälfte, ebenso die Westwand, von Raseneisenstein gemacht sind— der Mörtel ist
gelb und nicht sehr hart, er lässt nur noch stellenweise die ursprüngliche Technik er-
kennen — besteht das Schiff aus Backsteinen, weiche das nebenstehende Format haben
und den gothischen Verband gg zeigen. Man
sieht noch die nachträglich ausgemauerten spitzbogigen Arcaden,
deren Pfeiler schwache Rundstäbe als Kämpferprofil haben.
Zwischen diesen Pfeilern sind im Inneren Nischen gelassen. Die jetzigen Fenster des
Schifies stimmen nicht mit den ursprünglichen überein; letztere liegen höher und
zwar gleich hoch mit denen der Ostpartie und je eines zwischen den jüngeren; auch
muss die anfängliche Anlage länger gewesen sein, weil ein halbes Fenster gerade
gegen die Westwand stösst. Ferner kragt unter den nun vermauerten alten Fenstern
eine Backsteinschicht aus für das Dach der Ncbenschiffc der alten basilikalen
Kirche. An der Ostwand des südlichen Nebenschiffes sind auch noch rauhe An-
sätze bemerkbar. Das jetzige Hauptsims in Backstein besteht aus einer hoch-
kantig stehenden Stromschicht, darüber liegt eine Flachschicht dann ein Viertelstab
und noch eine Fiachschicht; es geht über beide Theile weg und mag modern sein.
Eingänge befinden sich einer auf der Südseite in den Altarraum, ein anderer in-
mitten der Westwand. Letzterer ist ein Fachwerksthurm vorgebaut, welcher unten
quadratisch, oben achtseitig ist und eine Haube mit Laterne hat, daher wohl dem
17. Jahrhundert angehören wird.
Auf einer wahrscheinlich aus der Zeit der Erbauung der Kirche stammenden,
aber mit einer Ffolzverkleidung überdeckten Mensa stellt ein spätgothischer Altar-
schrein mit Holzschnitzerei von umstehender Anordnung.
Inmitten sieht man in Holz sculpt.irt die Madonna mit dem Kinde von Engeln,
die knien und ehemals wohl ein Thuribulum hielten, umgeben. Darüber erheben
sich zwei Giebel, von denen der linke eine gekrönte Heilige mit einem Spruch-
bande, auf dem wohl ihr jetzt unleserlicher Name steht, zeigt und der rechte einen
Heiligen ebenfalls mit einem solchen Spruchbande. Beide sind gemalt. Der linke
Flügel hat auf der Innenseite zwei Reliefs; das obere stellt die h. Dorothea mit
 
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