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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0073
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Belitxscli.

(17

richtet;^) zuvor hatten die Bürger selber diesen Dienst versehen, indem sie ein-
ander abweciiselten. Die weiteren geschichtlichen Bemerkungen werden besser
zugleich mb der Beschreibung des Thurmes, wie er noch vorhanden ist,
gegeben, zu welcticr wir jetzt übergehen.
Zuvor haben wir nur nich über den Namen „breiter Thurm" anzuftilmm,
dass er keineswegs von (ier Gestalt <les Thurmes selbst kann hergemmmum sein,
sondern von dem Thore, welches letzthin neben ihm gestanden ist, auf ihn ülier-
gegangen sein wird. Vor dem Vorhandensein des Thurnies heisst das Thor das E i 1 c n -
burgor, nach 145! das krumme, dm' neben ilun stehende Thurm der hohe,
muh 1544, als iu ihm ein Wächter wohnte, der Hausmannsthurm; erst nach
Beseitigung des Tliores mit einer krummen Hinfahrt, etwa im 17, oder IS. Jahr-
hundert, wird ein breites Thor angelegt sein und seinen Namen auf den stehen
gelassenen Thurm vererbt haben.
Der im Grundriss quadratische Thurm liegt südlich neben dem ehemaligen
Stadtthore. Wie man aus den Grundrissen in Nr. 41 undNr. 42, sowie auch aus
der Ansicht, Nr. 43, erkennt, bleibt das Quadrat des Grundrisses nur bis zu einer
gewissen Höhe, um alsdann die vier Ecken abzuschrägen. Ausser dem be-
deutungslosen Hauptgesimse giebt.es kein zweites Gesims: die Mauern gehen senk-
recht bis zum Dache empor. Die Wandflächen werden indessen dadurch belebt,
dass vier etwa nm einen halben Stein hinter die Flucht tretende bandartige Felder
die ganze Höhe in fünf Geschosse theilen. Das hohe Erdgeschoss, welches noch
ohne abgestumpfte Ecken ist, hat inmitten eine spitzbogige, halbsteintiefe Fenster-
nische, das erste Obergeschoss eine eben solche etwas breitere, deren Grundfläche
sich unten gleich mit der des simsartigen Streifens vereinigt. Im felgenden Ge-
schosse ist genau dieselbe Anordnung, nur dass sich jederseits neben der iditfel-
nisclienoch eine ebensolche Nische befindet, die jedoch mit, dem darunter her-
laufenden Felde nicht wie die mittlere in Verbindung stehen. Im folgenden Ober-
geschoss Dt diese dreinischigeTheilungwiedcrholt, ebenso indem letzten Ge-
schosse, wo jedoch alle drei Nischen sich mit dem Felde unter ihnen vereinigen
und die Nischen selber nur niedrig und flachbogig überdeckt sind. Theilweise
sind hier oben unregelmässig grosse Fenster den Nischen eingebrochen, wählend
man in den übrigen Geschossen nur in den Mittelnischen kleine Auslugfenster
bemerkt. Ob das im gothischen Verbände ausgeführte, feste Mauerwerk dieses
Thurnies anfänglich durchweg für einen Mörtelbewurf bestimmt gewesen ist,, wie
essolcheniml. und 1(1. Jahrhundert grhabt za haben scheint, kann nicht ent-
schieden werden. Mir dünkt wahrscheinlicher, dass anfänglich nur die zurück-
liegenden Flächen der wagerechten Streifen und der fensterförmigen Nischen einen
Butz hatten, welcher gefärbt und bemalt war bez. in den wagerechten Feldern In-
schriften trug, wie sich solche in ebensolchen Feldern des Hallesche'n Thurmes
sehr wohl noch erkennen lassen. Das schiefergedeckte Dach ist 1GG7 annähernd
in seiner ursprünglichen Gestalt wieder hergestellt, nämlich in der, die es hatte,
bevor es im dreissigjährigen Kriege zerschossen wurde; es hat eine vierseitige Zeit-
form und über der Mitte jeder Seite ein Dacherknerchen. Das nördliche ist 1544
0 Derselbe scheint jedoch daselbst nicht gewohnt zu Indien, sondern nur während der
Dienststunden anwesend gewesen zu sein.
 
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