Landeskundliche Einleitung.
Lm
Das nächste, etwa 100 Jahre später (um 985) gegründete Kloster im Mans-
feldischen ist das dem h. Johannes dem Täufer geweihte Augustinerinnenkloster
zu (derbstedt im Schwabengau, welches dem Markgrafen Ricdag von Meissen
und dessen Schwester Eilsuith seine Entstehung verdankt. Die Wahl dieses
Klosters als Ort des Erbbegräbnisses für die Familie des Markgrafen erklärt sich
daraus, dass dieser in dem Schwabengan und nördlichen Hosgan das Gaugrafen-
amt verwaltete und ansehnlichen Grundbesitz daselbst gehabt haben muss. Koch
jetzt erinnern an diesen Markgrafen die seinen Namen tragenden Dörfer Ritzgerodo
bei Rammelburg und Ritzkerode, wüst bei Mansfeld, ferner die wüste Rücksche-
burg bei Möllendorf unweit Mansfeld (urkundlich Ritthagesburg) und endlich auch
das „neue Schloss" bei Wippra, welches die Sage mit einem „Grafen von
Riddag (!)" in Verbindung bringt. Dem jeweiligen ältesten Mitgliede des mark-
gräflichen Geschlechts sollte die Vogtei des Klosters zustehen, während der
Bischof Friedrich von Münster und dessen Nachfolger im Bistum die geistliche
Oberaufsicht über das Kloster führen sollten. Diese sonderbar erscheinende Wahl
erklärt sich durch die Abkunft jenes Bischofs Friedrich von den Grafen von
Wettin und die Verwandtschaft des Markgrafen Ricdag mit diesem Hause. Die
Markgrafen von Meissen aus dem Hause Wettin behielten die Vogtei über das
Kloster ungefähr bis zum Jahre 1225, und während dieser Zeit erfolgte um 1118
die Umwandlung des damals sehr stark besetzten Stiftes in ein Benediktinerinnen-
Kioster. Später (seit 1225) erscheinen an Stelle der wettinischen Markgrafen von
Meissen die Grafen von Mansfeld als Vögte des Klosters und sind in dieser
Steilung verblieben bis zur Aufhebung desselben gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts.
Im Jahre 992 wurde durch die Kaiserin - Witwe Adelheid, zweite Gemahlin
Ottos des Grossen, und ihre Tochter Mechthild, Äbtissin von Quedlinburg, zu
Walbeck (Walbiki) im Gebirgskreise ein dem Apostel Andreas gewidmetes
Benediktinerinnen Kloster gegründet, welches dem Stifte Quedlinburg und zugleich
mit diesem dem päpstlichen Stuhl unterstellt sein sollte. Die Wahl des Vogtes
sollte der Walbecker Äbtissin zustehen. Klostervögte waren wohl schon von An-
fang an die in der Nachbarschaft angesessenen Edeln von Arnstein, später deren
Rechtsnachfolger, die Grafen von Regenstein und von Mansfeld. Schon um 1525
wurde das Kloster, von dessen Geschichte wir, weil die Mehrzahl seiner Urkunden
verloren gegangen ist, nur wenig wissen, aufgehoben.
Ein viertes mansfeldisches Kloster ist die Abtei Wimmelburg. Schon
1038 bestand auf der ehemaligen, hoch über dem jetzigen Dorfe gelegenen Burg
eine kirchliche Stiftung, vielleicht schon klösterlicher Art, in welcher Siegfried,
der letzte männliche Spross des ältesten pfalzgräflichen Hauses von Sachsen,
beigesetzt wurde. Während der Jahre 1059 und 1088 verwandelte eine Gräfin
Christina, die höchstwahrscheinlich eine Schwester oder Tochter des Pfalzgrafen
Siegfried und vermutlich auch die Gemahlin des Edeln Hoyerl. von Mansfeld
gewesen ist, die ältere Stiftung in ein dem h. Cyriacus geweihtes Benediktiner-
Kloster, welches das erste Mannskloster in den Mansfelder Kreisen gewesen ist.
Im Jahre 1121 wurde das Kloster von der Höhe des Berges (der jetzigen Hüne-
burg) in das Thal verlegt und erlangte bald reichen Besitz und grosses Ansehen.
Da die Gründerin, die Gräfin Christina, wie schon bemerkt, mit einem Edlen
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Das nächste, etwa 100 Jahre später (um 985) gegründete Kloster im Mans-
feldischen ist das dem h. Johannes dem Täufer geweihte Augustinerinnenkloster
zu (derbstedt im Schwabengau, welches dem Markgrafen Ricdag von Meissen
und dessen Schwester Eilsuith seine Entstehung verdankt. Die Wahl dieses
Klosters als Ort des Erbbegräbnisses für die Familie des Markgrafen erklärt sich
daraus, dass dieser in dem Schwabengan und nördlichen Hosgan das Gaugrafen-
amt verwaltete und ansehnlichen Grundbesitz daselbst gehabt haben muss. Koch
jetzt erinnern an diesen Markgrafen die seinen Namen tragenden Dörfer Ritzgerodo
bei Rammelburg und Ritzkerode, wüst bei Mansfeld, ferner die wüste Rücksche-
burg bei Möllendorf unweit Mansfeld (urkundlich Ritthagesburg) und endlich auch
das „neue Schloss" bei Wippra, welches die Sage mit einem „Grafen von
Riddag (!)" in Verbindung bringt. Dem jeweiligen ältesten Mitgliede des mark-
gräflichen Geschlechts sollte die Vogtei des Klosters zustehen, während der
Bischof Friedrich von Münster und dessen Nachfolger im Bistum die geistliche
Oberaufsicht über das Kloster führen sollten. Diese sonderbar erscheinende Wahl
erklärt sich durch die Abkunft jenes Bischofs Friedrich von den Grafen von
Wettin und die Verwandtschaft des Markgrafen Ricdag mit diesem Hause. Die
Markgrafen von Meissen aus dem Hause Wettin behielten die Vogtei über das
Kloster ungefähr bis zum Jahre 1225, und während dieser Zeit erfolgte um 1118
die Umwandlung des damals sehr stark besetzten Stiftes in ein Benediktinerinnen-
Kioster. Später (seit 1225) erscheinen an Stelle der wettinischen Markgrafen von
Meissen die Grafen von Mansfeld als Vögte des Klosters und sind in dieser
Steilung verblieben bis zur Aufhebung desselben gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts.
Im Jahre 992 wurde durch die Kaiserin - Witwe Adelheid, zweite Gemahlin
Ottos des Grossen, und ihre Tochter Mechthild, Äbtissin von Quedlinburg, zu
Walbeck (Walbiki) im Gebirgskreise ein dem Apostel Andreas gewidmetes
Benediktinerinnen Kloster gegründet, welches dem Stifte Quedlinburg und zugleich
mit diesem dem päpstlichen Stuhl unterstellt sein sollte. Die Wahl des Vogtes
sollte der Walbecker Äbtissin zustehen. Klostervögte waren wohl schon von An-
fang an die in der Nachbarschaft angesessenen Edeln von Arnstein, später deren
Rechtsnachfolger, die Grafen von Regenstein und von Mansfeld. Schon um 1525
wurde das Kloster, von dessen Geschichte wir, weil die Mehrzahl seiner Urkunden
verloren gegangen ist, nur wenig wissen, aufgehoben.
Ein viertes mansfeldisches Kloster ist die Abtei Wimmelburg. Schon
1038 bestand auf der ehemaligen, hoch über dem jetzigen Dorfe gelegenen Burg
eine kirchliche Stiftung, vielleicht schon klösterlicher Art, in welcher Siegfried,
der letzte männliche Spross des ältesten pfalzgräflichen Hauses von Sachsen,
beigesetzt wurde. Während der Jahre 1059 und 1088 verwandelte eine Gräfin
Christina, die höchstwahrscheinlich eine Schwester oder Tochter des Pfalzgrafen
Siegfried und vermutlich auch die Gemahlin des Edeln Hoyerl. von Mansfeld
gewesen ist, die ältere Stiftung in ein dem h. Cyriacus geweihtes Benediktiner-
Kloster, welches das erste Mannskloster in den Mansfelder Kreisen gewesen ist.
Im Jahre 1121 wurde das Kloster von der Höhe des Berges (der jetzigen Hüne-
burg) in das Thal verlegt und erlangte bald reichen Besitz und grosses Ansehen.
Da die Gründerin, die Gräfin Christina, wie schon bemerkt, mit einem Edlen