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Größler, Hermann [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0066
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LII

Landeskundliche Einleitung'.

8. Überblick
über die Geschichte der mansfeldischen Klösterd
Man darf annehmen, dass wohl erst nachdem die Mehrzahl der grösseren Dörfer
mit Pfarrkirchen versorgt worden war, Klöster als Pflegestätten einer in besonderen
Formen und Werken der Gottseligkeit sich gefallenden und besondere Ziele er-
strebenden Frömmigkeit gegründet worden sind. Da ein Abriss der Geschichte
und Zugehörigkeit jedes einzelnen mansfeldischen Klosters an späterer Stelle ge-
geben werden wird, so sol) hier nur eine Zusammenstellung dieser Stiftungen
nach ihrer Gründungszeit gegeben werden.
Das älteste aller mansfeldischen Klöster ist vielleicht das Kloster Horn-
burg oder, wie es später meist genannt zu werden pflegte, Holzzelle oder
Zetle Hornburg im Gaue Friesenfeld, falls nämlich jenes Kloster Hornburg
im Kordthüringerlande (in pago North. Ihuringa), welches im Jahre 877 dem da-
mals neu gegründeten Kloster Drübeck übereignet wurde, das mansfeldische
Hornburg ist. Thatsächlich kann nur das mansfeldische Holzzelle oder das
Städtchen Hornburg im Harzgau als Standort dieses uralten Klosters in Frage
kommen, aber bis jetzt haben weder für dieses noch für jenes überzeugende
Gründe beigebracht werden können. Zu Gunsten des mansfeldischen Hornburg
spricht erstlich der Umstand, dass in der Umgebung dieses Hornburg das
Christentum früher gepflanzt und verbreitet gewesen ist, als am Nordabhange des
Harzes, und ferner, dass hier wirklich von unbestimmter Zeit her ein Kloster
bestanden hat, von welchem etwa seit der Mitte des 12. Jahrhunderts wenigstens
die Namen einiger Pröpste bezeugt und seit 1208 auch einige Urkunden erhalten
sind. Leider ist der Urkundenschatz dieses Klosters fast völlig verloren gegangen,
sodass es nicht möglich gewesen ist, das Alter dieses Klosters auch nur annähernd
festzustelien. Für Hornburg im Harzgau, wo übrigens eine klösterliche Stiftung
bisher nicht nachgewiesen worden ist, spricht die nähere Lage bei Drübeck: doch
kann auf diese allein in einer Zeit, wo es fast noch gar keine Klöster in der
Nähe des Harzes gab, kein grosses Gewicht gelegt werdend
* Kurze, durch neuere Forschungen zum Teil überholte Überblicke über die Geschichte
der mansfeldischen Klöster geben: Krumhaar, Geschichte der Grafschaft Mansfeld im
Reformationszeitalter. Eisleben 1855, 8. 19 ff. — v. Mülverstedt, Hierographia Mans-
feldensis (Zeitschr. des Harzvereins I, 1, 8. 23 ff. Einen vielfach berichtigten und erweiterten
Überblick giebt M. Krühne in seinem Vorworte zu dem von ihm bearbeiteten Urkunden-
buche der Klöster der Grafschaft Mansfeld. (Geschichtsquellen der Prov. Sachsen, XX. Band,
8-5—19, Halle, O. Hendel 1888.) Doch lässt Krühne aus für ihn triftigen Gründen die
Propstei See bürg, das Karmeiiterkloster zu Hettstedt und das Augustinerkloster zu
Eis leben unberücksichtigt, nimmt dagegen das erst in der letzten Zeit seines Bestehens
unter die Vogtei und zuletzt auch in den Besitz der Grafen von Mansfeld geratene, aber ausser-
halb der Mansfelder Kreise gelegene Kloster Rode (oder Hildburgerode) unter die mausfeld.
Klöster auf. Das freilich nicht zur Grafschaft Mansfeld gehörig gewesene, aber doch im
Mansfelder Gebirgskreise liegende Kloster Conrads bürg wird von Krühne nicht einmal
erwähnt. Hier wird kein Kloster übergangen werden dürfen, welches in einem der beiden
Mansfelder Kreise liegt.
- Einen Versuch, Hornburg im Harzgau als den Ort des im Jahre 877 an Drübeck
vergabten Klosters zu erweisen, hat Pastor Reinecke in Schauen bei Osterwieck gemacht,
ohne jedoch mehr als die Möglichkeit seiner Annahme glaubhaft gemacht zu haben. Zeit-
schrift des Harzvereins XXIV, 8. 310—323, 1891.
 
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