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Mansielder Gebirgskreis.
durcfi Kreuzgewölbe gedeckt, von denen natürlich nur das mittelste vollständig
ist. Eine Vergleichung mit der Anlage der Oberkirche ergiebt, dass der eine
Mitteipfeiler jedes Seitenschiffes nicht den beiden Pfeilern der Krypta entsprechen
kann; jener ist denn auch mitten auf den mittleren Gurtbogen der letzteren gestellt,
was immerhin ein gewagtes Unterfangen war; wenn jetzt einige Pfeiler etwas aus
dem Lothe gewichen sind, so mag dies die Folge davon sein.
/iS/ Ungewöhnlich ist das Lisenenwerk an den Abseiten der Oberkirche;
namentlich sind die Streifen sehr breit und ohne die damals beliebten Bogenfriese.
Dass die Dachung dieser Abseiten ursprünglich aus Steinplatten bestand, beweist
die Zeichnung bei Puttrich. Der einzige Schmuck der Ostseite — und zwar nur
an den Abseiten — besteht in Fuss- und Deckgesimsen, welche durch kräftige
Lisenen verbunden sind.
Auch die Fenster sind von einfachster Anordnung und sehr mässiger Grösse.
Der Entwurf des Altarschlusses und die Zeichnung der Säulenschäfte gleicht,
ausserordentlich denen, die von dem Kloster Hirsan ansgingen, sodass dieser
Vorort des Mönchstums der Benediktiner auch nach Conradsburg seine Fäden
gesponnen zu haben scheint. Das Ganze trägt das Gepräge innerer Vertiefung
des Mönchstums bei äusserer Einfachheit.
/G/ Die Frage, ob die Vollendung der Kirche jemals geplant war, ist von
vornherein als selbstverständlich zu bejahen. Warum die Mönche aber nicht
dazu gekommen sind, den Bau zu vollenden, wenn nicht etwa der jetzt fehlende
Teil später zerstört ist, das ist schwer zu sagen. Vielleicht sind die Mittel
plötzlich ausgegangen. Dass das Kloster zeitweilig keinen hervorragenden Rang
einnahm, geht wohl aus Urkunden von 1133 und 12(J8 hervor, in denen in der
Reihenfolge der Aebte, die als Zeugen aufgeführt werden, die von Conradsburg
zuletzt genannt werden.
Uebrigens sind die Urkunden des Klosters bei seiner Zerstörung vernichtet
worden, sodass man vor nicht langer Zeit nicht eine einzige beglaubigte Nach-
richt über dasselbe besass. Nur einige dürftige Trümmer haben nach und nach
aus andern Archiven zusammengelesen werden können.
/IR/ Dass man den Weiterbau der Kirche beabsichtigt hat, beweisen im
besondern auch die vorhandenen Teile deutlich. Der Bogen, der sich nach der
Vierung zu öffnen sollte, ist vorhanden, natürlich vermauert; ebenso sind deutlich
die auf Kämpfern ruhenden Bogen zu sehen, die den geplanten Seitenschiffen
entsprochen hätten, ja es sind sogar die Anfänge des Qnerschiffes zu beiden
Seiten vorhanden. Man kann auf Grund aller erwähnten Theile ziemlich genau
angeben, wie die Kirche geplant war. (8. Grundriss).
Die vorhandenen Anfänge des Querschift'es springen um 1.55 m über den
Chorraum vor. Das Querschiff musste demnach bestehen aus dem quadratischen
Mittelraum und Seitenräumen von je 4.9 m Tiefe. Die Verhältnisse des Lang-
schiffes ergeben sich aus denen des Altarraumes mit Notwendigkeit. Ja auch auf
die geplante Länge der Kirche kann man mit leidlicher Wahrscheinlichkeit
schliessen. Der Chorrauin der Conradsburger Oberkirche hat nämlich sogar bis
in Einzelheiten hinein die grösste Ähnlichkeit mit dem uns noch erhaltenen
gleichen Teile der Benediktiner-Klosterkirche in Wimmelburg bei Eisleben, die
das Hirsauer Schema in voller Ausbildung, also im ganzen mit fünf Absiden
Mansielder Gebirgskreis.
durcfi Kreuzgewölbe gedeckt, von denen natürlich nur das mittelste vollständig
ist. Eine Vergleichung mit der Anlage der Oberkirche ergiebt, dass der eine
Mitteipfeiler jedes Seitenschiffes nicht den beiden Pfeilern der Krypta entsprechen
kann; jener ist denn auch mitten auf den mittleren Gurtbogen der letzteren gestellt,
was immerhin ein gewagtes Unterfangen war; wenn jetzt einige Pfeiler etwas aus
dem Lothe gewichen sind, so mag dies die Folge davon sein.
/iS/ Ungewöhnlich ist das Lisenenwerk an den Abseiten der Oberkirche;
namentlich sind die Streifen sehr breit und ohne die damals beliebten Bogenfriese.
Dass die Dachung dieser Abseiten ursprünglich aus Steinplatten bestand, beweist
die Zeichnung bei Puttrich. Der einzige Schmuck der Ostseite — und zwar nur
an den Abseiten — besteht in Fuss- und Deckgesimsen, welche durch kräftige
Lisenen verbunden sind.
Auch die Fenster sind von einfachster Anordnung und sehr mässiger Grösse.
Der Entwurf des Altarschlusses und die Zeichnung der Säulenschäfte gleicht,
ausserordentlich denen, die von dem Kloster Hirsan ansgingen, sodass dieser
Vorort des Mönchstums der Benediktiner auch nach Conradsburg seine Fäden
gesponnen zu haben scheint. Das Ganze trägt das Gepräge innerer Vertiefung
des Mönchstums bei äusserer Einfachheit.
/G/ Die Frage, ob die Vollendung der Kirche jemals geplant war, ist von
vornherein als selbstverständlich zu bejahen. Warum die Mönche aber nicht
dazu gekommen sind, den Bau zu vollenden, wenn nicht etwa der jetzt fehlende
Teil später zerstört ist, das ist schwer zu sagen. Vielleicht sind die Mittel
plötzlich ausgegangen. Dass das Kloster zeitweilig keinen hervorragenden Rang
einnahm, geht wohl aus Urkunden von 1133 und 12(J8 hervor, in denen in der
Reihenfolge der Aebte, die als Zeugen aufgeführt werden, die von Conradsburg
zuletzt genannt werden.
Uebrigens sind die Urkunden des Klosters bei seiner Zerstörung vernichtet
worden, sodass man vor nicht langer Zeit nicht eine einzige beglaubigte Nach-
richt über dasselbe besass. Nur einige dürftige Trümmer haben nach und nach
aus andern Archiven zusammengelesen werden können.
/IR/ Dass man den Weiterbau der Kirche beabsichtigt hat, beweisen im
besondern auch die vorhandenen Teile deutlich. Der Bogen, der sich nach der
Vierung zu öffnen sollte, ist vorhanden, natürlich vermauert; ebenso sind deutlich
die auf Kämpfern ruhenden Bogen zu sehen, die den geplanten Seitenschiffen
entsprochen hätten, ja es sind sogar die Anfänge des Qnerschiffes zu beiden
Seiten vorhanden. Man kann auf Grund aller erwähnten Theile ziemlich genau
angeben, wie die Kirche geplant war. (8. Grundriss).
Die vorhandenen Anfänge des Querschift'es springen um 1.55 m über den
Chorraum vor. Das Querschiff musste demnach bestehen aus dem quadratischen
Mittelraum und Seitenräumen von je 4.9 m Tiefe. Die Verhältnisse des Lang-
schiffes ergeben sich aus denen des Altarraumes mit Notwendigkeit. Ja auch auf
die geplante Länge der Kirche kann man mit leidlicher Wahrscheinlichkeit
schliessen. Der Chorrauin der Conradsburger Oberkirche hat nämlich sogar bis
in Einzelheiten hinein die grösste Ähnlichkeit mit dem uns noch erhaltenen
gleichen Teile der Benediktiner-Klosterkirche in Wimmelburg bei Eisleben, die
das Hirsauer Schema in voller Ausbildung, also im ganzen mit fünf Absiden