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Bergner, Heinrich [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0247
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206’

Kreis Naumburg.

im Scheitel kreuzen und mit abgezweigten Ästen in die Kehlen stoßen. An der
Südmauer ist innen neben der Tür ein Pfeilerstumpf erhalten und ein zweiter
wurde bei den Fundamentierungen weiter östlich gesehen. Ebenso findet sich
in der Südwestecke hoch oben ein Eckkonsol — Anzeichen, daß das Schiff in
drei Jochen gewölbt war oder werden sollte; denn das Fehlen der äußeren
Streben bei einer Spannweite von ca. 14,40 m würde selbst bei einer Hallen-
kirche nicht erklärlich sein.

Fig. 104. Kapitelssiegel.

Die Klausur.

Am 27. August 1223 fand im Dom zwischen dem Kapitel und dem Kloster
Bosau eine Verhandlung über die strittige Kirche in Profen statt, welche Bosau
behalten, als Entschädigung aber dem Kapitel 35 U Schillinge „ad opus fabricae
nostrae, quae subsidio indigebat, ut de ipsa pecunia capitolium et dormitorium
fierent“ erlegen sollte. Es geht daraus hervor, daß unter Bischof Engelhard, was
wir oben schon aus stilistischen Gründen schließen konnten, ein Neubau der
(Kreuzgänge und) Klausur neben dem Dombau herging. Was vorher auf dem
Domplatz nach Süden zu gestanden haben könnte, hat Lüttich in dem Programm
von 1902, S. 32 ff. sehr scharfsinnig zu rekonstruieren versucht. Er nimmt —
immer unter der Voraussetzung einer sehr kleinen, östlich hinausgerückten
Marienkirche — eine verschoben viereckige Klausur aus frühromanischer Zeit
an, einen Neubau unter Udo II. und eine abermalige Verschiebung und Er-
weiterung unter Engelhard, deren vermutete Ergänzung nach Südosten hin im
Grundriß Fig. 105 angedeutet ist. Leider sind bei den Aufgrabungen genauere
Maße nicht genommen worden und die wichtigen Mauerzüge, welche die Marien-
kirche quer durchschneidend die Hypothese zu stützen scheinen, nur nach der
Erinnerung eingetragen. Wir dürfen demnach die Aufhellung dieser nur mehr
rein historischen Frage ruhig den weiteren Forschungen Lüttichs überlassen.
Aus einer Urkunde von 1247 erscheint wichtig, daß das Kapitel eine an der
(nördlichen) Seite des Chores von B. M. V. gelegene Kurie, die Pfarrei der Marien-
kirche, niedergerissen hatte unter dom Versprechen, eine andere Kurie zu bauen.
Doch kaufte der folgende Marienpfarrer Arnoldus statt dessen eine Kurie der
Domkustodie auf der Südseite seiner Kirche. Man erkennt darin das Bestreben,
den Bauplatz auch auf der schon reichlich besetzten Ostseite zu räumen. Gerade
an dieser Seite sind die späteren Veränderungen so radikal gewesen, daß heute
 
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