Aschersleben. Die St. Stephanskirche: Anbauten des Chors im Süden — Baugeschichte. 39
flache Kehle. Material: Bruchstein; Formensteine aus den Sandsteinbrüchen der
Stephanskale.
Baugeschichte. Es sind uns im Chron. Ascan. (a. a. 0.) folgende Angaben
über den Kirchenbau überliefert: Im Jahre 1480 ward mit dem Bau begonnen,
und zwar baute man die Mauern der neuen Kirche um die alte herum, die 1491
zum Teil „eingenommen,“ d. h. abgebrochen wurde. 1494 ward die Mauer um
die Kirche geführt; 1495 wurde die alte Kirche völlig abgebrochen; 1496 war
die Kirche unter Dach, gesparrt, gelattet und die Decke angefangen, — womit
aber nicht die Gewölbe gemeint sind ; in diesem Jahre ward auch der Dachreiter
aufgesetzt (Zittwitz 367); 1497 wurde die Freitag vor Pfingsten fertig gedeckte
Kirche Freitag nach Pfingsten geweiht. 1499 wurden die alten Pfeiler in der
Kirche ausgegraben und die neuen aufgeführt. 1504 ward das Pflaster gelegt
und die Wölbung begonnen, zu deren Kosten 1505 die Bürger reichlich bei-
steuerten und die Frauen viel Silber im Werte von 52 Gulden gaben. Die
Ausstattung der 1506 vollendeten Kirche nahm zwischendurch ihren Fortgang;
1507 ward diese geweiht.
Diese Angaben hat man bisher auf die ganze Kirche bezogen. Das ist ein
Irrtum. Die vollen saftigen Formen des Chores, die sich in den Profilen zeigen,
wo allein das Birnstabprofil der Rippen vertreten ist, die kapitälgekrönten Wand-
dienste, das Fehlen des Fischblasenmotivs im Maßwerk schließen die späte Gotik,
die jenen Angaben entspricht, aus; andrerseits gehören die Formen aber auch
nicht mehr der Hochgotik an, sodaß etwa der Anfang des 15. Jahrhunderts als
die Entstehungszeit des Chores anzunehmen ist. Zugleich mit dem Chor wurde
also der Turmbau fortgeführt. Es muß zu gleicher Zeit auch der nördliche
Anbau in seinem östlichen Teile errichtet sein; dieselbe saftige Fülle der Profile
findet sich auch hier, derselbe feine Geschmack in den sonstigen Einzelheiten.
Nicht viel später hat man den südlichen Anbau zu setzen, denn das lange drei-
teilige Fenster, das durch A und B hindurchgeht, steht der Hochgotik viel näher
als die übrigen Formen, zumal die Gewölbe. Auch ist die Wand zwischen A B
einerseits und C D andrerseits nicht ursprünglich, denn sie verdeckt einen kleinen
Teil des östlichen Gewändes des langen Fensters, das außerdem gerade die Mitte
einnimmt zwischen der Westwand von A B und der Ostwand von C D. Ur-
sprünglich war also ein einziger sehr stattlicher und hoher Raum geplant.
Vielleicht war er ohne Gewölbe gedacht, jedenfalls ist das etwa geplante nicht
ausgeführt worden.
Das Langhaus dagegen entspricht mit seinen nüchterneren Formen, den
achteckigen ohne Übergang in die Scheidbögen und Wände verlaufenden Pfeilern,
seinen einfachen Rippenprofilen, seinen das Fischblasenmuster öfter zeigenden
Fenstermaßwerken der in der Chronik angegebenen Bauzeit, die übrigens auch
durch eine Inschrift auf einem Schilde bestätigt wird, der oben an der Westseite
des nordwestlichsten Pfeilers auf der Konsole aufliegt: Ättfl • bin Hl0 fCCC0!*#*'.
Mit dem Langhaus zugleich, jedenfalls im unmittelbaren Anschluß ist die
vertikale und horizontale Teilung des südlichen Anbaues und die Einziehung
der Gewölbe in B, C und D erfolgt.
Noch später geschah der östliche Anbau, der zwar innen von guter Wirkung
ist, außen aber den schönen Chorabschluß beeinträchtigt. Es ist jedenfalls der
flache Kehle. Material: Bruchstein; Formensteine aus den Sandsteinbrüchen der
Stephanskale.
Baugeschichte. Es sind uns im Chron. Ascan. (a. a. 0.) folgende Angaben
über den Kirchenbau überliefert: Im Jahre 1480 ward mit dem Bau begonnen,
und zwar baute man die Mauern der neuen Kirche um die alte herum, die 1491
zum Teil „eingenommen,“ d. h. abgebrochen wurde. 1494 ward die Mauer um
die Kirche geführt; 1495 wurde die alte Kirche völlig abgebrochen; 1496 war
die Kirche unter Dach, gesparrt, gelattet und die Decke angefangen, — womit
aber nicht die Gewölbe gemeint sind ; in diesem Jahre ward auch der Dachreiter
aufgesetzt (Zittwitz 367); 1497 wurde die Freitag vor Pfingsten fertig gedeckte
Kirche Freitag nach Pfingsten geweiht. 1499 wurden die alten Pfeiler in der
Kirche ausgegraben und die neuen aufgeführt. 1504 ward das Pflaster gelegt
und die Wölbung begonnen, zu deren Kosten 1505 die Bürger reichlich bei-
steuerten und die Frauen viel Silber im Werte von 52 Gulden gaben. Die
Ausstattung der 1506 vollendeten Kirche nahm zwischendurch ihren Fortgang;
1507 ward diese geweiht.
Diese Angaben hat man bisher auf die ganze Kirche bezogen. Das ist ein
Irrtum. Die vollen saftigen Formen des Chores, die sich in den Profilen zeigen,
wo allein das Birnstabprofil der Rippen vertreten ist, die kapitälgekrönten Wand-
dienste, das Fehlen des Fischblasenmotivs im Maßwerk schließen die späte Gotik,
die jenen Angaben entspricht, aus; andrerseits gehören die Formen aber auch
nicht mehr der Hochgotik an, sodaß etwa der Anfang des 15. Jahrhunderts als
die Entstehungszeit des Chores anzunehmen ist. Zugleich mit dem Chor wurde
also der Turmbau fortgeführt. Es muß zu gleicher Zeit auch der nördliche
Anbau in seinem östlichen Teile errichtet sein; dieselbe saftige Fülle der Profile
findet sich auch hier, derselbe feine Geschmack in den sonstigen Einzelheiten.
Nicht viel später hat man den südlichen Anbau zu setzen, denn das lange drei-
teilige Fenster, das durch A und B hindurchgeht, steht der Hochgotik viel näher
als die übrigen Formen, zumal die Gewölbe. Auch ist die Wand zwischen A B
einerseits und C D andrerseits nicht ursprünglich, denn sie verdeckt einen kleinen
Teil des östlichen Gewändes des langen Fensters, das außerdem gerade die Mitte
einnimmt zwischen der Westwand von A B und der Ostwand von C D. Ur-
sprünglich war also ein einziger sehr stattlicher und hoher Raum geplant.
Vielleicht war er ohne Gewölbe gedacht, jedenfalls ist das etwa geplante nicht
ausgeführt worden.
Das Langhaus dagegen entspricht mit seinen nüchterneren Formen, den
achteckigen ohne Übergang in die Scheidbögen und Wände verlaufenden Pfeilern,
seinen einfachen Rippenprofilen, seinen das Fischblasenmuster öfter zeigenden
Fenstermaßwerken der in der Chronik angegebenen Bauzeit, die übrigens auch
durch eine Inschrift auf einem Schilde bestätigt wird, der oben an der Westseite
des nordwestlichsten Pfeilers auf der Konsole aufliegt: Ättfl • bin Hl0 fCCC0!*#*'.
Mit dem Langhaus zugleich, jedenfalls im unmittelbaren Anschluß ist die
vertikale und horizontale Teilung des südlichen Anbaues und die Einziehung
der Gewölbe in B, C und D erfolgt.
Noch später geschah der östliche Anbau, der zwar innen von guter Wirkung
ist, außen aber den schönen Chorabschluß beeinträchtigt. Es ist jedenfalls der