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Sommer, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 6): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Weissensee — Halle a. d. S., 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.23814#0063
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(Meder-) Topfstedt. (Ober-) Topfstedt. Tunzenhausen-

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zu Ober-Topfstedt. Nach einem Zeugniss ans dem Jahre 1687 stand das Patronats-
recht früher dem Kloster Ihlefeld zu, war dann landesherrlich und ging 1747 auf
die Besitzer des Rittergutes über.

Die Kirche, welche früher eigene Pfarrer hatte, ist seit 1821 Pilial von Mieder-
Topfstedt. An Stelle des wegen Baufälligkeit abgebrochenen alten Gebäudes ist
1844 die jetzige Kirche neu erbaut worden; man bemerkt aber unten an dem
auf der Westseite stehenden Thurme noch zwei alte romanische Bögen.

Auf der kleinsten der vorhandenen drei Glocken von 0,81, 0,65 und 0,55m
Durchmesser steht: „Wir 3 Glocken sind gegossen unter unserem geliebten Pfarrer
J. E. Specht von G. C. Sorber und G. H. Lange in Erfurt 1799.“

Tunzenhausen.

Kirchdorf mit zwei Rittergütern, 5 Km. südlich von Weissensee am rechten
Ufer der Schmalen Unstrut belegen, 1143 Tunztenhusen, 1320 Tunczenhusen
1380 Thutzelius, 1404 Tliunzcinhus, später Tuntzenhusen, Tuntzenhausen geschrieben.
Der Ort findet sich 1143 unter den Besitzungen des Petersklosters zu Erfurt
erwähnt. Lehnsherren desselben waren unter Oberlehnsherrschaft der Thüringer
Landgrafen die Grafen von Beichlingen. Eine Familie de Duncenhusen kommt
urkundlich zuerst 1231 vor; später als diese waren im 14. Jahrhundert die von
Slatheim, von Grinsen, von Granchborn und von Bruchtirde in Tunzenhausen
sesshaft. An die Familie von Worm (Wurmb) gelangte es 1355 und blieb bis in
den Anfang des 16. Jahrhunderts bei derselben. Ein zweites ebenfalls mit Gerichts-
barkeit über das Dorf verbundenes Gut daselbst besassen im 15. Jahrhundert die
von Görmar, und 1555 waren beide, später wieder getrennte Güter in der Hand
des Hermann von Pack vereinigt.

Die Kirche wird zuerst im Jahre 1328 erwähnt, wo Heinemann v. Slatheim
sein Recht am Patronate an das Marienstift zu Erfurt abtrat; 1338 wurde sie von
Erzb. Heinrich von Mainz der Cantorei des Stiftes einverleibt, an welches im
folgenden Jahre auch Graf Friedrich von Beichlingen seine Rechte an dem Patronate
überliess. Im Jahre 1378 stiftete Hermann Wurm in Verbindung mit Anderen
eine tägliche Messe in der Kapelle S. Albani in Tunzenhusen. Diese Kapelle
wurde bei der ersten evangelischen Kirchenvisitation 1540 unter Ueberweisung
der Einkünfte an die Pfarre aufgehoben. Die Kirche wurde bei einem Brande im
Jahre 1725, der fast den ganzen Ort in Asche legte, ein Raub der Flammen, und
der Wiederaufbau konnte erst 1727 in Angriff genommen werden.

Die drei vorhandenen Glocken sind bez. 1769, 1770 und 1846 von Ulrich
in Apolda gegossen, dem Vernehmen nach aber zum Umgusse bestimmt.

Das ältere Kirchensiegel zeigte eine Tonne und ein Haus als redendes Bild.

Nördlich vom Dorfe, auf den Höhen jenseits der Schmalen Unstrut finden
sich die Spuren eines Wallgrabens, der (wegen der hier zu Tage tretenden
Gypsfelsen) so genannten „Weissenburg,“ wo der örtlichen Ueberlieferung
zufolge die Befestigungen gewesen sein sollen, die Kaiser Otto IV. bei der
fruchtlosen Belagerung von Weissensee nach den Reinhardsbr. Annalen („in
monte Wiesenburg propugnacula erigens“) im Jahre 1212 errichtete. Bei neueren
Nachgrabungen an dieser Stelle hat man Kohlen gefunden.

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