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Sommer, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 7): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Wernigerode — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23936#0071
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Ilsentaxg.

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betten gemüßigt und in osterheiligtagen, do doch ander geschefft nicht einfallen,
selbseigener person dohin verfugt und alles in besichtigung und äugen schein ge-
nommen, do dann auch e. g. schließlichen und endlichen mit allen Sachen zu
handeln. Und betten e. g. zu erwegen, wan solchs nicht geschehen solt, wurden
die arbeyter, so Jost bereit beyeinander hat, gehindert, musten von ander ziehen,
doraus imrath erfolgen wurde; so honten auch e. g. alles dinges gründlicher, dann
die feder thun kan, berichtet werden.

Die kalcksteyne zu brechen habe ich befholen; das holtz, so man hiezu haben
muss, haben die von Drubick geweygert; dieweil aber gemeyne- herschafft ihr
gerechtigkeit auch doran hat, habe ich gesucht, das nachgelassen wurde, deßelben
hawen und abefhuren zu laßen; vorsehe mich guts bescheids u. s. f.

Actum 15. Martii anno 73. E. g. diener Mathias Obeck.

Urschr. a. Papier mit aufgedr. Siegel (Hausmarke, darüber: M. Y. = Mathias Ubeck)
E. 65,3 im gräfl. H.-Arch. m Wernigerode.

Mit den „bogen in den abeseyten“ in diesem Schreiben sind übrigens nicht
etwa Absiden (Altarnischen) gemeint, sondern die Arkaden längs der Seitenschiffe,
um diese zuzumauern und die älteren Fenster zu vergrössern.

Die zwischen den Thürmen eingezogene Mauer mit dem alten romanischen
Portal und dem Figuren-Tympanon gehört mit ziemlicher Bestimmtheit wegen der
westlichen Abside einer anderen Stelle, vielleicht dem nördlichen Kreuzvorsprung
der Kirche an. Der Zustand des Ornamentalen ist ein kläglicher, da die Verwitterung
weit vorgeschritten ist. Nichts desto weniger gelang einer aufmerksamen Be-
trachtung, eine Zeichnung vom Tympanon zu fertigen, aus welcher die segnende Figur
Christi und ihr zu beiden Seiten die auf die heilige Schrift verweisenden beiden
Johannes, (siehe Seite53, Fig. 32) links der Täufer, rechts der Evangelist, deutlich
hervorgehen; — eine Weise, wie sie sich auch zuweilen an andern Bauwerken
Niedersachsens, z. B. an der Godehardikirche zu Hildesheim in Bezug auf ein
anderes Heiligenpaar wiederholt. Von dem zweimal abgetreppten Portal lässt sich
wegen Verwitterung keine genaue Zeichnung geben.

Noch ist über die Klosterkirche anzuführen, dass dem ursprünglichen basili-
kalen Bau eine sehr klare Eintheiluug der Verhältnisse zu Grunde lag und dass
mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Fussmass von 31cua benutzt ist.

Das Mittelschiff hatte hiernach 24 Fuss Breite (— 7,44m), die Seitenschiffe
12 Fuss Breite (=3,72m), die Thtirme 26 Fuss Seite (= 8,06m), ihr Zwischenraum
16 Fuss (= 4,96m) die kleinen östlichen Absiden wohl 10 Fuss, die grosse
20 Fuss, die westliche 16 Fuss Weite im Lichten. Die Wendeltreppe im südl.
Thurm hat 4 Fuss Spindel (— 1,23m), die Stufen 51 /2 Fuss (= 1,71m) Breite.
Gleichen einfachen Massen folgen die unrestaurirten Theile des Klosters.

Von den Architekt urtheilen (siehe Seite 53, Fig. 33. 34) ist nur wenig mitzu-
theilen, weil von dem ursprünglichen Bau nur wenig Nichtverwittertes auf uns
gekommen ist und das Bessere aus der Zeit der durchgreifenden Restauration

stammt, welche in diesem Jahrhundert erfolgte. Die Säulencapitäle des Mittel-
schiffs sind durch Emporen umbaut, die Basen verfallt; ein starker, mehrmals
überweisster Kalkputz macht die ursprüngliche Form sehr unkenntlich. Von den
inneren Kämpfergesimsen (siehe Seite 53, Fig. 35,36) sind einige Bruststücke durch
 
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