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Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0060
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Kreis Eckartsberga.

50

Krawinkel.
PfarrkShdorf, 10 Km. nordöstlich von Eckartsberga mit 125 Einwohnern;
es stand theils dem Capitel von Bibra (später dem Amte), theils denen von Rock-
hausen und von Hesler zu, im 14. Jahrh. angeblich den Vögten von Weyda; in
einer Portenser Urkunde von 1505 (Wolff 2,604) kommt einHaugk von Ivraewinckel
vor. Die mitten im Dorfe stehende Kirche ist landesherrlichen Patronats und hat
im Anschlüsse an das moderne Schiff noch einen im Erdgeschosse das Presbyterium
bildenden, oben modern umgewandelten romanischen Thurm mit vorgelegter, jetzt
als Sacristei dienenden Absis. Die Kämpfergesimse sind einfache Schrägen. Der.
hölzerne Taufständer trägt ein Messingbecken mit einem grossen heraldischen
Doppeladler im Fond und einer von den bekannten räthselhaften Umschriften.
Von den beiden Glocken hat die grössere 0,86m Durchmesser und die
Minuskelumschrift:
tuic marin 90t ajic |W5*oö
deren Schlusswort unerklärlich erscheint. Die kleinere Glocke von 0,56m Durch-
messer ist 1831 von Zeitheim in Naumburg gegossen.

Langenroda.
Pfarrkirchdorf, 22 Km. nordwestlich von Eckartsberga, 475 Einwohner. Es
gehört grössten theils zu Kloster Dondorf, nur zu einem kleineren Theile aus der
früheren Begüterung des Klosters Pforta dem dortigen Schulamte. Das Kirchen-
patronat steht dem Besitzer von Wiehe zu. Die dem heil. Georg geweihte Kirche
sieht modern aus. Nach dem Berichte des zeitigen Pfarrers Herrn Brelimer
befindet sich an der Nordseite des Tliurmes eine bisher irrthümlich auf das
Jahr 1095 gedeutete Bauinschrift in Minuskeln, welche lautet:
Anno Din 11t. bc Icc.
pta t. fc. Iris
und mit Berücksichtigung der damaligen Orthographie unzweifelhaft gelesen werden
muss: Anno domini millesimo quingentesimo (1500) incepta est haec turris, da
BC (oder gewöhnlich Br geschrieben) nicht 95, sondern 500 heisst, fC mit Weg-
lassung der Aspirata steht für hec = haec und tfiö ist Abkürzung für turris (nicht
für trinitatisJ). Die drei Glocken sind 1866 von Gehr. Ulrich in Laucha gegossen
und haben 0,97, 0,75 und 0,63m Durchmesser.
Nach Schumann, Lex. von Sachsen 5,320 steht (oder stand) in der Mitte
des in die Länge gebauten, westlich bis an den Wald reichenden und nur östlich
offnen, sonst von Bergen umschlossenen Dorfes eine sehr alte Linde, rings mit
steinernen Tischen und Bänken umgeben, wo Gemeindeversammlungen statt
fanden.

1 Ilaase, Pfarralmanach rler Prov. Sachsen 1882. 2,48, wo die herkömmliche unrichtige
Lesung gegeben ist.
 
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