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Rave, Wilhelm [Editor]; Nordhoff, Josef B. [Oth.]; Ludorff, Albert [Oth.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen (Band 2): Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Kreises Warendorf — Münster, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.24358#0016
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6

DIE ÄLTESTES DENKMÄLER.

Norden und Osten ausstrahlt. Sie setzt über
den Fluss mittelst der ,Herebrugke‘ oder der
,flogen Schemmen‘ bei Mattenheim; dort, und
zwar am Südufer* befand sich die vielbesuchte
Malstätte eines Freigerichts und liegen noch
jetzt die Höfe ,Herebrügger‘ und .Brügge-
mann1.

4. Eine Wegeslinie ging von Ahlen östlich
dem Hofe Hoetmar vorbei über Freckenhorst
auf Warendorf. Ihr hohes Alter bekunden
mancherlei Anzeichen, wie dass sie in der
Flucht einer Kömerstrasse liegt, und so fern sie
nicht mit der neuen Chaussee zusammengeht,
nurmehr in kleinen Stücken sichtbar wird; dass
sie zu Hoetmar die Höfe Straetmann, Richter,
Herweg und Budt, zu Freckenhorst das alte
Stift und im Norden davon einen Freistuhl
streift, welcher später (1560) innerhalb der
vier Pfähle des Stifts stand; dass sie dann als
,Königsstrasse1 die Stadt erreicht und 1542
noch wohl statt der jetzigen Bühlstrasse durch-
schnitt. Wo sie hier die Brünebrede traf, liegt
der ,Ord‘ und lag früher ein grosser Kiesel-
oder Hexenstein, auf welchem der Sage nach
die Hexen ihre Tänze aufführten.

5. Von Beckum kommt eine Strasse über
Ennigerloh, schneidet in der Gemeinde West-
kirchen zuerst als ,Pluhen‘, dann als ,Katten-
stroth1, weit westlich vom Dorfe die Bauer-
schaften Büttrup und Vosman. streicht dann
durch den ,Hilgenbrink1 und die ,Hilgenliiege‘
und als ,Ennigerloher oder Hell-Weg‘ durch die
Gemeinde Freckenhorst und führt am ,Lehm-
baum1 vorbei als ,Bredeweg‘ stellenweise über-
mässig breit in die Stadt Warendorf. Seitdem
sie den Verkehr an die neuen Steinstrassen im
Osten und Westen verloren hat, markirt sich
ihre Linie entweder als tiefer Hohlweg oder
als breiter, grüner Streifen, welcher stellenweise
durch quere Hecken und Schlagbäume in Weide-
plätze zerlegt ist. Mit ihr soll eine römische
Linie dieselbe Richtung halten'.

6. Von Oelde oder vielmehr von Lippstadt
zieht wieder eine Strasse durch die Gemeinde
Ostenfelde und den ,Wald‘ zu Westkirchen
nach der Emsstadt. Der Lauf schlängelt sich
nur wenig und ohne Rücksicht auf die beiden
Ortschaften — ein Anzeichen hohen Alters.

7. Wie verzweigen sich die bis Warendorf
verfolgten Strassen nach Norden? Wesentlich
nur in zwei Hauptlinien, welche sich nach dem
Austritte aus der Feldmark oder vielmehr jen-
seits des Springbern-Baumes im Stadthagen
theilen; die eine zieht über Sassenberg nach
Versmold längs einer Römerstrasse.

8. Die andere theilt sich bald, in der Waren-
dorfer Bauerschaft Gröplingen, in zwei Aeste,
wovon sich der eine nördlich über Vinnenberg
nach Glandorf, der andere östlich als ,Galgen-
weg1 an Füchtorf vorbei über Harkotten nach
Iburg hinaufwindet. Ihr Terrain sind Heide-
und Moorflächen, ihre Abzweige gelten nur den
Ortschaften und Kirchstätten der Umgebung.

Wie die bisher beschriebenen Züge haben
auch jene, welche die Richtung nach Osten
oder Westen nehmen, verschiedenen Werth in
Bezug auf Alter und Verkehr.

9. Auf der alten Versmolder Strasse eilte
Tilly 1623 im August vom Lippischen her dem
tollen Christian nach; sie spaltet sich im Osten
der Gemeinde Füchtorf, um mit dem nördlichen
Arme gerade, mit dem südlichen im Bogen
Füchtorf zu erreichen, und schweift dann als
breiter Sandweg nach Vinnenberg und weiterhin
gen Westen nach Telgte. Ein Abzweig des süd-
lichen Armes trifft als ,Hellweg1 die Nordwest-
seite des Sassenberger Moores und verästelt sich
auf Milte, Eine und in die nördliche Uferstrase
der Ems.

10. Auf der anderen Seite der Ems ver-
bindet ein Weg das Dorf Ostenfelde nach Osten
mit der Oelde-Warendorfer Strasse, nach Westen
mit Westkirchen, Hoetmar, Everswinkel und
den angrenzenden Burgstätten, Marken und
Malstätten des Markengerichts. Ein Abweg
von Westkirchen auf Freckenhorst, welcher
bis vor wenigen Jahren noch als tiefer Hohl-
weg vorlag, verwischte sich im weiteren Ver-
laufe unter der Theilung der Marken.

11. Eine mittlere Linie, wiederum von ört-
licher Ausdehnung, schlängelt sich als ,grüner1
Weg stellenweise zwischen Wällen und mehrere
hundert Fuss breit von Beelen über Grevinghof
durch alte Waldgründe an der Vohrener Höhe,
dann dem ,Baumkotten1, wo er den Ennigerloher
Weg kreuzet, dann Waldmann’s Hofe vorbei,
 
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