DIE WEGE END FI NDE.
wo er eine Urnenstätte berührt, durch die Bauer-
schaft Hagen oder Hägerort auf Freckenhorst,
von hier mit neuem Steinschlage nach Evers-
winkel. Gen Münster wurde nicht die Linie
der neuen Chaussee, sondern ein gerader Land-
weg durch die Wolbecker Bauerschaft Berdel
benutzt. Ein anderer Zug von Beelen schwenkt
etwas südlicher auf den Gabelpunkt des alten
Oelder- und neuen Warendorf-Westkirchener
Steinweges und läuft ungefähr in der Flucht des
letzteren nach Westkirchen. Oestlicher schnitt
ein Zug von Beelen nach Ostenfelde die Oelde-
Warendorfer- Strasse, um beide Ortschaften
damit zu verbinden.
12. Zwischen den neuen Steinstrassen liegt
heute so gut wie verlassen jener auf alten Karten
noch breit gezeichnete Weg, welcher sich aus
zwei krummen Zügen von Telgte und von Evers-
winkel in der grossen Heide zusammensetzte
und dann mit schwacher Krümmung nach
Warendorf führte.
Unbestritten überragen, handelt es sich um
hohes Alter, die Uferstrassen der Ems die
meisten Wegeszüge des ganzen Kreises, und
davon gebührt der südlichen, was die Lebhaf-
tigkeit betrifft, sicher der Vorzug. Als Wälder,
Berge, Moräste und Sandsteppen noch die
Schritte der Urvölker hemmten, boten die Flüsse
eine ungehinderte Wasserbahn. War doch in
den Tagen Cäsar’s und Tacitus’ die Binnen-
schifffahrt der Deutschen auf allen Strömen
sehr entwickelt, und der römische Feldherr
Drusus hatte, als er die Ems hinauffuhr, eine
Stromflotte der an wohnenden Bructerer zu be-
kämpfen. Die Ufer versprachen freiere und ebnere
Gelände zunächst für Fuss-, dann für Dreib-
und Fahrwege; von diesen aus bildeten sich
landeinwärts die schmalen Waldwege (semita),
welche Cäsar noch im Lande der Eburonen so
gefährlich wurden, und später, wenn Terrain
und Richtungen ausgekundschaftet waren, die
breiteren und geraderen Fahrstrassen. Von
den Uferstrassen der Ems dienen die meisten
Strecken heute als Vicinalwege, kleinentheils
als Mittelglieder grösserer und geraderer Züge.
Denn sobald diese bei der steigenden Cultur
ihre entfernten Ziele in so linearer Flucht, als
es das Terrain gestattete, anstrebten, mussten
'
(
jene die Flusswindungen mitmachen und daher
mehr und mehr zu einer örtlichen Benutzung
verkümmern. Das lässt sich den Strassen der
Ems noch klar ansehen, welche stellenweise
wohl noch krummere Linien beschrieben, als
heute; denn der Fluss hat nicht bloss in
neuerer, sondern schon in älterer Zeit be-
trächtliche Begradigungen erfahren. So hatte
er im Norden von Beelen gewiss einen geraden
Lauf, im Süden von Eine eine südliche Aus-
schweifung. Dort liegt auf dem Südufer das
Colonat Zur-Overst, welches zur Gemeinde
Dackmar, und hier ein grosses Stück, welches
zur Gemeinde Eine gehört; hier beim Drüge-
Möller soll er, wie auch der Name andeutet,
einst eine Mühle getrieben haben.
13, Auf dem nördlichen Ufer windet sich
vereint aus zwei Zügen, welche von Gütersloh
und Bielefeld kommen, eine Hauptlinie bei
Marienfeld vorbei über Harsewinkel, theilt sich
als ,Goldbredenstrasse‘ nach Greffen und Sassen-
berg, als ,Tatenhäuser1 oder als ,Bielefelder Weg‘
nach Warendorf, wo er kurz vor der Stadt den
,alten Baunr trifft, von hier, nachdem eine
Linie nach Milte abgebogen, auf Eine und Telgte.
Ihr Alter ergiebt sich auch aus der Stätte eines
Vehmstuhls bei Eine, und aus Altertums-
funden, welche in Lippelmann’s Knappen, nahe
dem Scheidewege nach Eine und Milte, östlich von
Greffen im ,Schlömer‘ und in nördlicher Nähe
von Harsewinkel gemacht sind. Die ersteren
und letzteren bestanden nach den Aussagen
der Ortsangehörigen aus Urnen, die zu Greffen
aus Glasflaschen und Töpfen mit Knocheninhalt.
Welche Bedeutung einst die Strasse hatte, er-
schließt man daraus, dass der Graf Claus von
Tecklenburg, als er 1400 seine heiss verfoch-
tenen Ansprüche auf den Osten des Münster-
landes aufgeben musste, auch förmlich jedes
Recht auf die Strasse von Warendorf nach
Greffen und Harsewinkel bis an die ,Spaenvort‘
zu opfern hatte.
Sollte übrigens, da Urnenfunde eher eine
römische als eine heimische Strasse kenn-
zeichnen, ein beschädigtes Wallstück, welches
nördlich am Wege von Marienfeld nach Harse-
winkel mit der Westspitze ungefähr auf den
letztgenannten Ort zeigt, von einer Römerlinie
wo er eine Urnenstätte berührt, durch die Bauer-
schaft Hagen oder Hägerort auf Freckenhorst,
von hier mit neuem Steinschlage nach Evers-
winkel. Gen Münster wurde nicht die Linie
der neuen Chaussee, sondern ein gerader Land-
weg durch die Wolbecker Bauerschaft Berdel
benutzt. Ein anderer Zug von Beelen schwenkt
etwas südlicher auf den Gabelpunkt des alten
Oelder- und neuen Warendorf-Westkirchener
Steinweges und läuft ungefähr in der Flucht des
letzteren nach Westkirchen. Oestlicher schnitt
ein Zug von Beelen nach Ostenfelde die Oelde-
Warendorfer- Strasse, um beide Ortschaften
damit zu verbinden.
12. Zwischen den neuen Steinstrassen liegt
heute so gut wie verlassen jener auf alten Karten
noch breit gezeichnete Weg, welcher sich aus
zwei krummen Zügen von Telgte und von Evers-
winkel in der grossen Heide zusammensetzte
und dann mit schwacher Krümmung nach
Warendorf führte.
Unbestritten überragen, handelt es sich um
hohes Alter, die Uferstrassen der Ems die
meisten Wegeszüge des ganzen Kreises, und
davon gebührt der südlichen, was die Lebhaf-
tigkeit betrifft, sicher der Vorzug. Als Wälder,
Berge, Moräste und Sandsteppen noch die
Schritte der Urvölker hemmten, boten die Flüsse
eine ungehinderte Wasserbahn. War doch in
den Tagen Cäsar’s und Tacitus’ die Binnen-
schifffahrt der Deutschen auf allen Strömen
sehr entwickelt, und der römische Feldherr
Drusus hatte, als er die Ems hinauffuhr, eine
Stromflotte der an wohnenden Bructerer zu be-
kämpfen. Die Ufer versprachen freiere und ebnere
Gelände zunächst für Fuss-, dann für Dreib-
und Fahrwege; von diesen aus bildeten sich
landeinwärts die schmalen Waldwege (semita),
welche Cäsar noch im Lande der Eburonen so
gefährlich wurden, und später, wenn Terrain
und Richtungen ausgekundschaftet waren, die
breiteren und geraderen Fahrstrassen. Von
den Uferstrassen der Ems dienen die meisten
Strecken heute als Vicinalwege, kleinentheils
als Mittelglieder grösserer und geraderer Züge.
Denn sobald diese bei der steigenden Cultur
ihre entfernten Ziele in so linearer Flucht, als
es das Terrain gestattete, anstrebten, mussten
'
(
jene die Flusswindungen mitmachen und daher
mehr und mehr zu einer örtlichen Benutzung
verkümmern. Das lässt sich den Strassen der
Ems noch klar ansehen, welche stellenweise
wohl noch krummere Linien beschrieben, als
heute; denn der Fluss hat nicht bloss in
neuerer, sondern schon in älterer Zeit be-
trächtliche Begradigungen erfahren. So hatte
er im Norden von Beelen gewiss einen geraden
Lauf, im Süden von Eine eine südliche Aus-
schweifung. Dort liegt auf dem Südufer das
Colonat Zur-Overst, welches zur Gemeinde
Dackmar, und hier ein grosses Stück, welches
zur Gemeinde Eine gehört; hier beim Drüge-
Möller soll er, wie auch der Name andeutet,
einst eine Mühle getrieben haben.
13, Auf dem nördlichen Ufer windet sich
vereint aus zwei Zügen, welche von Gütersloh
und Bielefeld kommen, eine Hauptlinie bei
Marienfeld vorbei über Harsewinkel, theilt sich
als ,Goldbredenstrasse‘ nach Greffen und Sassen-
berg, als ,Tatenhäuser1 oder als ,Bielefelder Weg‘
nach Warendorf, wo er kurz vor der Stadt den
,alten Baunr trifft, von hier, nachdem eine
Linie nach Milte abgebogen, auf Eine und Telgte.
Ihr Alter ergiebt sich auch aus der Stätte eines
Vehmstuhls bei Eine, und aus Altertums-
funden, welche in Lippelmann’s Knappen, nahe
dem Scheidewege nach Eine und Milte, östlich von
Greffen im ,Schlömer‘ und in nördlicher Nähe
von Harsewinkel gemacht sind. Die ersteren
und letzteren bestanden nach den Aussagen
der Ortsangehörigen aus Urnen, die zu Greffen
aus Glasflaschen und Töpfen mit Knocheninhalt.
Welche Bedeutung einst die Strasse hatte, er-
schließt man daraus, dass der Graf Claus von
Tecklenburg, als er 1400 seine heiss verfoch-
tenen Ansprüche auf den Osten des Münster-
landes aufgeben musste, auch förmlich jedes
Recht auf die Strasse von Warendorf nach
Greffen und Harsewinkel bis an die ,Spaenvort‘
zu opfern hatte.
Sollte übrigens, da Urnenfunde eher eine
römische als eine heimische Strasse kenn-
zeichnen, ein beschädigtes Wallstück, welches
nördlich am Wege von Marienfeld nach Harse-
winkel mit der Westspitze ungefähr auf den
letztgenannten Ort zeigt, von einer Römerlinie