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HOETMAR. — DIE KIRCHLICHEN DENKMÄLER.

127

Hoetmar.

Wie sehr sich der Name wandelte, thuen
die Formen dar: Hotnon im 11. Jahr-
hunderte, Hothmere (?) 1185, Hotnon, Hotman,
Hotmen und Holtmar in späterer Zeit. Dass
der Ort so früh in den Schriften auflebt,
beruht offenbar auf der weiten, in mehrere
Kirchspiele schneidenden Mark, in dem frucht-
baren Boden, in der Nähe des Stiftes Frecken-
horst, in den Besitzungen der Arnsberg er und
(seit 1237) der Bietberger Grafen und in einem
alten Bittersitze. Noch lange mögen hier alte
Bechtsinstitutionen und freie Höfe, wie das Bich-
tereshus (1340) gefristet sein. Wiederholt seufzte
Hoetmar unter den Greueln von Fehden und
Kriegen: mehrere Einwohner wurden 1637 sogar
von den Hessen als Pfand der auferlegten Con-
tributionen nach Lippstadt geschleppt und im

siebenjährigen Kriege (1759) drohte einzelnen
Familien der Hungertod. 1640/64 klagte man
zudem über Markenfrevel der Mummen zu
Hengen. Die Pfarre hält man wohl meisten-
theils für einen Abspliss von Ennigerloh und
für eine Gründung des Grafen Konrad von Biet-
berg um 1237. Seine Nachkommen und die
Edelherren von der Lippe wechselten hier Jahr-
hunderte lang mit dem Präsentationsrechte ab,
welches heute noch dem Hause Hoetmar zu-
steht, und vielleicht auch mit dem Lehensrechte
des letzteren. Vom Propste von St. Mauritz
bei Münster wurde hier wie zu Westkirchen das
Sendgericht abgehalten und der Hof Bövingloh
früher Hoetmar, eine Schenkung des Bischofs,
zu Lehen ausgethan. Der Titelheilige der Kirche
ist der h. Lambertus.

Die Kirche urui ihre Denkmäler.

Der Stil des viereckigen Westthurmes, an-
geblich einst der Wartthurm des Hauses Hoet-
mar, stimmt nicht genau mit der angenom-
menen Pfarrgründung. Die beiden Giebel
- Fig. 6A —, welche ein niedriges Satteldach
einfassen, die spitzbogigen Schallöffnungen dar-
unter sind jünger, als der Stamm, und von
Ziegeln erbaut. Diesen kennzeichnen das poröse
Baumaterial von Laer, romanische Mauerschlitze,
die fortificatorische Doppelwölbung, wovon die
obere kuppelartig aufgeht, unten in der Nord-
wand ein breiter, die Mauermasse schmälernder
Schildgurt und der Eingangsbogen des Lang-
hauses neigt bereits zu einem spitzbogigen
Schlüsse. Der Bau überschritt also wohl kaum
das Jahr 1200, ebenso wie die frühere Kirche;
diese war nach ihren Spuren am Thurme viel-
leicht noch als Kapelle und viel kleiner und
niedriger als der jetzige Bau, erstanden.

Er ist einschiffig, vier Kreuzgewölbe lang,
mit dreiseitigem Chorschlusse und bei erheb-
licher Breite und kühner Gewölbespannung von
wirkungsvollen Verhältnissen. Die Kippen sitzen
auf Laubconsolen, die Schlusssteine haben ein-
gehauene Zierden, die dreitheiligen seitlich bloss
geschrägten Fenster fischblasiges Maasswerk.
Eine Nische in der Südwand des Chores über

einem Abflussrohre enthielt das Aquamanile,
bis sich 1727 der Nordostseite ein Sakristeibau
anfügte, in dessen Wetterfahne man die Zahl
1729 liest. Ueber die Bauzeit der Kirche be-
lehren Inschriften, so eine: i5lo, eine über dem
Eingänge der Nordwand zwischen den Wappen-
schildern Wenge und von der Hegge: Anno
Domini m. d . x . wart dyt gemaket, und mdxm
im westlichen Schlusssteine. Darnach war sie
bis 1510 in den Mauern bis zum Thurme und
1513 auch in den Gewölben vollendet. An an-
dere Wohlthäter des Baues, z. B. an die Frecken-
liorster Aebtissin Tecklenburg gemahnen ver-
mutlich zwei Wappenschilde der nördlichen
Streben, drei Seerosen und ein Adler.

Das meiste Baumaterial ergaben die ört-
lichen Steingruben, nach einem nicht unzuver-
lässigen Berichte, auch für den Thurm.

1518 ward auch ein neuer Taufstein von
1,23m Höhe aufgestellt, ein schlankes im Becken
und Ständer achtseitiges Gefäss, hier an der
Vorderseite mit architektonischen Blenden, dort
mit der Schrift: Anno Domini mdxvm ihs
Maria Johannes belebt; und ausserdem umzie-
hen ein Sims und daran gehängt ein Kranz
von Blättern und Weinranken den Boden des
Beckens.
 
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