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PROFANE DENKMÄLER.

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mente. Der dritte, mit dem Deckel 0,15m
hoch, steht auf Kugeln und hat Rococco-Orna-
meute, in den Wandungen sechs, im Deckel
eine Münze. Die Marken Münster und C. 0
sind später eingeschlagen.

Der Silberüberzug eines Gebetbuches von
1655 in kl. 8° hat eingravirte Blumen und
Figuren und von zwei silbernen Eierbecherchen
der eine eine polygone Kuppe, am Ständerchen
Voluten, am Fusse Blätterbesatz, der andere
gerippten Fuss Und Becher.

Ein Gartenpavillon barg lange die umfang-
reiche Bibliothek der Gebrüder Droste zu
Vischering, des Kölner Erzbischofs Clemens
August f 1845, des Münsterischen Bischofs
Caspar Max f 1846 und des Domherrn Franz
Otto f 1826, bis sie 1880 nach dem Hause
Vorhelm verkauft und überführt wurde.

Dietrich Herman’s Sohn Christoph Ber-

nard von Nagel (1653—1727 8/10), Gemahl
der Otilia von Brabeck, im Volksmunde der
,tolle General1, bekleidete das Drostenamt zu
Stromberg, commandirte 1708 (?) am Rheine,
focht, so erzählt man, in der Jugend gegen die
Türken, und brachte aus der Herzegowina zwei
Türkinnen heim. Die Kirchenbücher zu Osten-
felde, welche mit dem Jahre 1668 beginnen,
melden: 10: Octob. 1688 baptizatae sunt hic

duae Mohametanae, una Maria Francisca, altera
Christina Isabella Ludowica; dass unter Bernard
von Galen Beziehungen mit der Türkei ange-
knüpft wurden, belegt schon die Anwesenheit
des vormaligen Pascha Jolian Michael Cigala
bei der Feierlichkeit zu Freckenhorst 1669.

Sehr sehenswerth ist noch eine Standuhr
des Pfarrhauses von Jan Dortmond (Amster-
dam), zumal das Zifferblatt mit hübschen
Allegorien in vergoldeter Bronce.


]N£arienfelcl.

Der sandige Südstrich von Harsewinkel am
Lutterbache war nur schwach besiedelt, als
Bischof Werner 1134 den Benedictinern zu
Liesborn dort, nämlich zu Watclenhart, auf
seinem Grunde eine Kapelle überliess, deren
Bedienung bei tiefer Lage und mehrstündiger
Ferne mancherlei Schwierigkeiten verursachte;
genug 1185 1/11 wurde hier ein Cistercienser-
kloster gestiftet und von Mönchen aus dem
Paderborner Kloster Hardehausen unter dem
Abte Eggehard bezogen. Die Pflanzung hiess
ccimpus sande Metrie und daher im Volksmunde
Mergenfelde, vereinzelt auch (1193) Hetrse-
winkel, Wadenhart, (1261) vcdlis s. Metrie.
Die Hauptstiftungen machten die Edelherren
Wedekind von Rheda, Ludiger von Waldenberg,
Bernard von der Lippe, die Grafen von Schwa-
lenberg und Wedekinds Mutter Luthrudis —
mit weitern Spenden kamen Bürger, Ritter und
Bischöfe nach. Herman II. gab ausser vielen
Gütern zur Grundsteinlegung der Kirche 500
Mark, vielleicht noch mehr, das Archidiaconat
Harsewinkel, dann Kapelle und Hof Waden-
hart; ein Schutzbrief des Papstes Innocens, dem

1344 ein neuer, von Avignon folgte, bestätigte
1198 alle Besitztümer und fügte noch das
Asylrecht hinzu. Das Kloster erfasste seine
Aufgaben mit Jugendmuth und Glück; die Stätte
der Beschaulichkeit wurde zugleich das Semi-
nar einer grossartigen Wirksamkeit nach aussen;
jeder Insasse wahrte seinen Posten, der Abt
wie der Pförtner, der auswärtige Seelsorger wie
der einsame Laienbruder auf dem Wirtschafts-
hofe. Die Zahl der Laienbrüder und Geistlichen
wechselte, der letzteren gab es 1803 achtund-
zwanzig. Ermuntert durch das Vorbild der
Stifter, angezogen von dem Thun der Mönche,
verbittert über das Treiben der Welt oder ge-
ängstigt vom eigenen Gewissen, strömten, um eine
Zelle oder eine Gebetsverbrüderung zu suchen
oder ihre milde Hand zu öffnen, hierher Hoch
und Niedrig, Geistliche und Laien — hier
erkoren sich ihre Grabesruhe die Stifter Wede-
kind und Herman, vielleicht auch Herinans
Nachfolger, Bischof Otto von Oldenburg, der
sie freilich unter feindseligen Machinationen in
der Stromberger Kreuzkirche fand, weiterhin
viele Ritter und Grosse des Landes; hierher
 
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