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134

OSTENFELDE.

Rittersitee und. andere Denkmäler.

In dem fruchtbaren Hügellande drängten
sich die Adelssitze eng zusammen. Die
Herren von Ostenfelde errangen wohl erst als
bischöfliche Amtmänner weiteren Einfluss und
um 1300 zweigt sich das Geschlecht der Vinken
ab. Während jedoch Ricwin von Ostenfelde
1295 einen Helm mit zwei Adlerflügeln führt,
trifft man im Siegel eines Vinken 1360 bloss
noch die letzteren. Die von Ostenfelde sassen
vor dem ,Mynss‘ Ostenfelder Berge, und öffneten
1343 ihre Vor-und Hauptburg zur Horst den
Edelherren von der Lippe.

Haus Nienburg, wovon nur bemoste Euinen
übrig, gehörte 1560 den Drosten zu Erwitte,
und wurde nach der Sage vom Bischöfe Galen
wegen schlimmer Betrügereien des Inhabers
zerstört, der letztere indess, nachdem seine
Unschuld dargethan war, entschädigt. 1657
fiel es durch Kauf an Herrn von Nagel.

Zu Keuschenburg und Masthof stehen
noch Bauernhäuser mit Wirtschaftsgebäuden;
jenes war früher vielleicht Sitz der Vincken,
sicher 1579 Eigentum der Nagels, bis es erb-
lich auf die Schmiesings überging. Zu Mast-
hof wohnten 1545 die von Carthaus, 1615 auch
ein Ludger von der Kuhr. Den Platz beschirm-
ten ein weiter Ringgraben, am Eingänge Thor-
pfeiler und auf dem Wohnliause dominirt eine
alte Windfahne mit ziervoller Stange.

Haus Vornholz (Vorenholte) war, wie das
Holzgrafenamt und die Fischerei auf der Ems
einst Münsterisehes Lehen und im Besitze der
Probe von Maassen und Gewichten für die Ge-
meinde •— es war also vermutlich der alte
Amtshof der von Ostenfelde, und 1460 noch
sicher Eigentum der Vinken; 1535 kam es an
die Vogts, 1602 an die von Wettberg, 1655
an einen Rittmeister Schulten, 1656 an Dietrich
Herman von Nagel, dessen Ahnen als Castel-
lane auf dem Stromberg, 1348 schon hier,
1579 auf der Keuschenburg wohnten. Die neue
Anlage Dietrich Herman’s theilte sich, gewiss
auf alter Grundlage, in einen Vorplatz für die
Wirtschaftsgebäude und einen Hauptplatz für
das Herrenhaus. Beide Theile umschlingt Wasser,
den Garten im Süden davon eine zinnenförmig

gestutzte Eococco-Hecke. Das Schloss hat —
eins der ersten dieser Form im Norden — zwei
j schmale Flügel, einen zweistöckigen Hauptbau
auf hohem Kellergeschosse und durchgehends
ein hohes Dach. Die Erbauer nennen sich
über dem Portale mit dem Wappen: Diethrich
Herman von Nagel — Margareta Madalena
von Schilder 1666. Dem geräumigen Speise-
saale verleihen alte französische (oder belgische)
Ledertapeten eine schimmernde Pracht: auf
goldenem Grunde schillern nämlich allerhand
eingepresste oder röthlich aufgemalte Muster,
in dieser wieder grüne Feldchen und darin
goldiges Gerank und Geblüm; damit harmoniren
drei mächtige altholländische Schränke mit
Fächern und zwei mit untern Schubläden, bräun-
lich im Grundtone, schwarz wie Ebenholz in
den erhabenen Thürspiegeln, in den Ornamenten
und schweren Gliederungen. Ihre Ziersäulchen
und Gebälke sind Ausflüsse des architektonischen
Mobelgeschmacks. Der Spiegel und der Spiegel-
tisch, der kräftige Camin mit Rahmen und Bild
darüber — Alles athmet das Prunkvolle des
höfischen Barocks.

Ein vierter Schrank erhebt sich in zwei
Abtheilungen mit architektonischen Gliederungen,
figürlichen und grotesken Schnitzwerken und
Intarsiaturen, so dass entweder das Figürliche
gegen den gelblichen Grund schwarz absticht,
oder umgekehrt. Prachtmöbeln dieser Art
stiessen uns unter Sassenberg auf und dürften,
da sie sonst kaum anzutreffen, Seltenheiten des
niederländischen, wenn nicht des heimischen
Kunsthandwerks vor 1650 sind.

Unter den Metallgefässen skizziren wir
drei cylindrische Becher von Silber mit getrie-
benen und andern Zierraten; den einen von
0,16m Höhe mit den Marken Augsburg und M
schmücken Blumen und Fruchtornamente, in
den vergoldeten Wandungen silberfarbige Büsten
des Serg. Ma | grinus A. — Severus Perfin. —
Titus Tatius, ähnlich jenen der edlern Fayence,
—- den andern von 0,25m Höhe, welchen nach
den Marken U(hristian) A(oppe) um 1682 zu Mün-
ster ausführte, Traubenfüsse und ein Trauben-
knoten des Deckels, Figuren- und Pflanzenorna-
 
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