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HARSEWINKEL.

DIE KIRCHLICHEN DENKMÄLER.

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ben eines bedeutsamen Cistercienserconvents. | dert Jahre der Schlussstein eingesetzt, da wuchs
An dem pompösen Klosterbaue war kaum hun- schon das Gras an seiner Stelle.

Harsewinkel.

Harsewinkel, im 11. Jahrhunderte Has-
winkila, 1185 Hoswincle, dann Hosivin-
kele, später HarswincJcel, begriff als Mutter-
pfarre die nördlichsten Kleinbructer. Wedekind
von Rheda wandte das gewiss altererbte Pa-
tronat 1185 und Bischof Herman das von St.
Mauriz erworbene Archidiaconat, dessen schon
gedacht wurde, dem Kloster Marienfeld zu,
und wenn 1295 ein Heinrich von Harsewinkel
hier und zu Greffen als Archidiacon hervortritt,
so ist es jedenfalls der Pfarrer oder der Ver-
treter des Abtes. Dass die h. Lucia Kirchen-
patronin ist, dass Abt Godfried 1193 ,Abt von
Harsewinkel1 heisst, der Pfarrer schon 1229
den Titel eines Dechanten führt, Isselhorst
und Greffen jedenfalls Filialen sind, spricht
für das Alter und die ursprüngliche Grösse
des Kirchspiels. Dem Marienfelder Hospitale
fielen 1232 gewisse Pfarreinktinfte, hundert
Jahre später die Kirchenwehme zu, indess der
Dechant das Wortgeld (denarios areales) bezog.
Abt Münsterman (f 1537) hat dann die Pfarr-
stelle mit Hülfe des Officials Dr. Johan Zur-
mühlen dem Kloster förmlich incorporirt. Die
hohen Befugnisse des Abtes, der grosse Güter-
besitz, sowie das Recht, im Wigbolde einen
(Hien-)Bauerrichter (schon 1214) zu bestellen und
die Bier-Accise zu heben, begründeten hier dem
Kloster eine Art von Unterherrlichkeit. Harse-
winkel war der Sitz des Richters, später Wigbold
(1802 ,Stadt1). Gewisse Schicksale des Platzes
wurden schon unter ,Marienfeld1 vorgebracht.

Von den Regular-Dechanten — der letzte
A. Bitter f 1816 2/5 — hat sich namentlich
Herman Hartmann, gestorben 1719 7/1 und

bestattet auf dem Chore, mit seiner gehaltvollen
,Chronologia Campi sanctae Mariae vulgo Ma-
rienfelt1 ein unvergängliches Denkmal errichtet.
Er war aus Coesfeld gebürtig, auf verschiedenen
Posten zu Marienfeld und Gravenhorst erprobt,
als er die Dechanei erhielt.

Hier stand, wahrscheinlich in einem Schrei-
ner-Hause des Wigboldes, die Wiege des berühm-
ten Malers Johan Christoph Rincklake 1764
19/10—1813 18/6, dessen Werke uns schon
mehrorts anmuteten. Unter Beihülfe der be-
nachbarten Mönche lernte er zu Münster das
Bildhauen und Zeichnen, dann aus Herzens-
neigung an mehreren Akademien und bei Cho-
dowiecki, Kolbe und Schadow u. A. die Malerei,
liess sich gegen 1791 in Münster nieder, und
nachdem er Sprickmann und einige Adels-
familien von seiner Kunst überzeugt, fand er
als Portraitist immer mehr Zuspruch aus der
Nähe und Ferne und erntete solchen Ruhm,
dass er, wie man erzählt, auf den Rath des
Praefecten Paris mit Münster vertauscht hätte,
wenn nicht der Tod dazwischen gekommen
wäre. Mit kleinen Medaillonbildchen wechseln
Oelportraits in allen Grössen und Auffassungen,
dann und wann gruppiren sich mehrere Personen
zu einem Genre-, Landschafts- und Konversa-
tionsstücke. Der modigen Franzosenkunst höch-
stens im Arrangement und Costüme willfährig
brachte ef es im Charakterischen und im Colorit
zu einer wunderbaren Vollendung; Zeichnungen
sind kaum von ihm nachzuweisen. Kupferstecher
und andere Künstler vervielfältigten mehrere
seiner Portraits und jüngere Maler nahmen
seine Kunstweise wieder auf.

Kirchliche Denkmäler.

Die Kirche ist ein neugothischer Hallenbau,
entworfen vom Architekten von Manger und
ohne den Thurm 1860 abgeschlossen. Sie hat

geschnitzte Altäre, Kanzel u. s. w. von Schnit-
kemper in Beelen und aus früheren Jahrhun-
derten noch sehr achtbare, oder gar einzige
 
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